Das, womit der gemeine Berliner den Spandauer ärgern will, verfängt nicht: Spandau bei Berlin. Jottwede! Fährste nur dran vorbei, nicht hin. Der gemeine Spandauer freut sich über so viel Berliner Ignoranz und genießt sein Grün, das viele Wasser, die tollen Restaurants und schönen Museen.
In Spandau ist man stolz darauf, nicht Teil der Berliner Innenstadtbubble zu sein. „Es ist einfach auch viel zu schön hier“, sagt Fredrik Harkort. Der Gründer der Nachhilfe-Plattform Cleverly.de stammt eigentlich aus der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden mit knapp 280.000 Einwohnern. Spandau ist mit rund 247.000 Bewohnern der bevölkerungsschwächste Bezirk Berlins – und vielleicht deshalb der lebenswerteste. Eine Kleinstadt mit urbanen Strukturen und ländlichen Ecken.
Kladow zählt gerade mal 16.400 Menschen und ist einer von neun Ortsteilen Spandaus. Hier lebt der Unternehmer mit seiner Frau und den beiden Grundschulkindern seit mehr als zehn Jahren. Weg will keiner von ihnen. Warum das so ist und wie schön ein einzelner Tag in Kladow sein kann, verrät der Cleverly-Chef in der Berliner Zeitung.
Mit der Fähre nach Kladow
„Jedem, der nach Spandau beziehungsweise Kladow möchte, rate ich, mit der BVG-Fähre von Wannsee überzusetzen. Die fährt immer zur vollen Stunde, die Fahrt dauert nur 20 Minuten und man kann sein Fahrrad mitnehmen“, erzählt Fredrik Harkort.
Die Abfahrtsstelle der Fähre F10 ist nur wenige Minuten vom S-Bahnhof Wannsee entfernt. Die Strecke führt über den Großen Wannsee. Für die Überfahrt können Sie einen Einzelfahrschein (Berlin AB, 3,20 Euro) kaufen oder ein entsprechendes Vier-Fahrten-Ticket beziehungsweise das Deutschlandticket nutzen. Tipp: Bitte kaufen Sie sich Ihr Ticket vorab (oder nutzen Sie Ihr Öffi-Ticket weiter), denn vor Ort gibt es keinen Automaten. Parkmöglichkeiten vor Ort sind ebenfalls beschränkt.
„Am Hafen in Alt-Kladow gibt es zwei Biergärten, der rechte heißt Emma & Pauls, wo man ganz toll frühstücken kann“, schwärmt Harkort. „Ich bestelle mir dort immer gern das große Frühstück mit Croissants, Brötchen, Schinken, Käse, Kaffee, und man kann wählen zwischen Omelett oder Spiegelei.“ Frühstück gibt’s von 9 bis 13 Uhr, das große Frühstück kostet 12,90 Euro, Quark mit Obst 5,90 Euro und ein Milchkaffee 3,90 Euro.
Baden in klaren Gewässern – kein Problem in Kladow
Von dort aus gelangt man in etwa fünf Minuten zu Fuß zum Gutspark Neukladow, wo man in der Havel baden kann. „Das ist landschaftlich eine tolle Anlage, die sich vor allem auch im Winter sehr gut zum Spazierengehen eignet“, so der Cleverly-Gründer. „Direkt am Gutshaus, wo man später gut Mittagessen kann, ist ein richtig schöner Sandstrand.“
Das Gutshaus wurde um 1800 erbaut. „In diesem Mini-Schlösschen lebte einst die Mutter des späteren Reichskanzlers Otto von Bismarck“, schreiben die Fachleute von visitberlin.de. Aktuell gibt es im Gutshaus nur eine kleine Tageskarte mit wechselnden Gerichten. Lassen Sie sich überraschen! Geöffnet ist das Lokal täglich von 12 bis 17 Uhr.
„Wer mit dem Fahrrad nach Kladow kommt, dem empfehle ich stattdessen zum Groß Glienicker See zu fahren, das sind nur ein paar Minuten“, sagt Fredrik Harkort. „Das Wasser ist ganz klar. An der Südseite ist eine tolle Badestelle mit Strandbad-Atmosphäre. Dort steht auch das Bootshaus Kladow, wo es ausgesprochen gute Schnitzel gibt und ganz tolle Sommersalate.“
Die Bademöglichkeiten sowohl an der Havel als auch am See sind kostenlos. Das Bootshaus Kladow ist von mittwochs bis freitags zwischen 15 und 22 Uhr geöffnet, am Wochenende bereits ab 12 Uhr. Küchenschluss ist jeweils 21 Uhr. Ein Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln, Preiselbeeren und kleinem Salat kostet 18,90 Euro.
Museumsbesuch: Flugzeuge in allen Größen
Für den Nachmittag empfiehlt Harkort einen Besuch im Militärhistorischen Museum am Flugplatz Gatow. „Das liegt zwischen Kladow und Gatow, aber ein bisschen beanspruchen wir Kladower den Flugplatz und das Museum auch für uns“, sagt der Unternehmer lachend. Typisch Spandau: Selbstironie und stolzgeschwellte Brust.

Früher hieß das Museum Luftwaffenmuseum. Betrieben wird es von der Bundeswehr und erzählt die Geschichte der Luftkriege. Geöffnet ist das Militärhistorische Museum dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos. „Vor allem Kinder finden es hier toll, weil es so viele Flugzeuge in allen Größen und Formen gibt“, sagt der Cleverly-Chef. „Und in viele von den Flugzeugen darf man sogar rein. Das ist echt spannend, zumal die alle so alt sind.“
Alternativroute für Naturverbundene
„Wer nicht so gern ins Museum möchte und stattdessen die Kladower Natur kennenlernen will beziehungsweise sowieso lieber im Freien unterwegs ist, sollte mit dem Rad oder zu Fuß zum Sacrower See fahren. Das ist einer der saubersten Seen der Region. Man durchquert den Königswald, wo es mehrere schöne, kleine Badestellen gibt. Dort empfehle ich ein Picknick im Schatten“, so Fredrik Harkort.
Der Sacrower See gehört eigentlich zu Brandenburg und grenzt (auch) an Potsdam, dessen Ortsteil Sacrow namensgebend ist. Er ist etwa einen Quadratkilometer groß und an seiner tiefsten Stelle 36 Meter tief. Zu Mauerzeiten lag der Sacrower See im Sperrgebiet.
Probieren Sie das beste Eis Kladows
Für den Nachmittag schlägt der Firmengründer vor: „Gehen Sie Eis essen im Eiscafé Marta an der Sacrower Landstraße. Dort gibt’s original italienisches Eis, das ist der Wahnsinn, ein absoluter Geheimtipp. Die haben wechselnde Sorten, aber legendär sind tatsächlich Vanille und Erdbeere.“ Geöffnet ist das Eiscafé Marta dienstags bis sonntags von 13 bis 20 Uhr. Eine Kugel Eis kostet 1,70 Euro (Pistazie 2,20 Euro), eine Portion Sahne 1 Euro, ein Cappuccino 2,90 Euro, das beliebte Spaghettieis kostet 7, für Kinder 6 Euro.
Gehen Sie ruhig eine Runde bummeln durch Kladows Zentrum. Schauen Sie sich die Einfamilienhäuser mit den schicken Vorgärten an, die alten Villen mit Weinranken am Mauerwerk, Kopfsteinpflasteralleen, prächtige Straßenbäume. Der Alt-Kladower Dorfkern mit dem Dorfanger gehört zu den Kulturdenkmälern des Bezirks.
Zum Abendessen möchte Fredrik Harkort Sie in ein italienisches Restaurant schicken: „Das Ruspina ist am alten Dorfplatz, direkt neben der Kirche. Die Steinofenpizza hier ist wirklich lecker, und das Tiramisu absolut super“, so der Unternehmer. Pizzen gibt es ab 10,50 Euro (Margerita mit Mozzarellawürfeln), ein Stück Tiramisu kostet 6,50 Euro.






