Je höher die Temperaturen klettern, umso verzweifelter sucht man nach Abkühlung. Die Hitze strengt an, vor allem, wenn sie über Tage andauert und man auch nachts kaum zum Durchatmen kommt, weil die Luft so drückt.
Falls Sie also des Tischventilators überdrüssig sind, sämtliche Strandbäder der Stadt getestet haben, ein Picknick im Grünen nicht den gewünschten Effekt hatte oder selbst die besten Wohnungslüftungstipps Ihnen nicht reichen, müssen Sie andere Saiten aufziehen.
Natürlich können Sie beispielsweise in die (meistens) gut klimatisierte Straßenbahn M10 steigen und quer durch die City fahren oder in eine Shoppingmall gehen, wo die Hitze künstlich draußen gehalten wird. Nicht Ihr Ding? Okay, wir verraten Ihnen vier richtig kühle Orte in und um Berlin, wo Sie die Sommerhitze garantiert vergessen werden – und vielleicht alsbald sogar wieder suchen.
17 Grad im Naturkundemuseum
Das Naturkundemuseum ist aufgrund seiner alten Mauern meistens angenehm temperiert – und das, obwohl es keine Klimaanlage gibt. Zwar heizt es sich nach und nach auf, kühlt nur langsam wieder ab, aber die dicken Mauern sorgen für ein erträgliches Klima. Weswegen wir Ihnen das Haus aber empfehlen, hat einen anderen Grund und nennt sich „Nasssammlung“. Diese ist eine echte Besonderheit und stilles Highlight des Museums, das coole Herzstück sozusagen.
Die Nasssammlung befindet sich in einem großen Glasbau, 30 Meter lang, 15 Meter breit und über sechs Meter hoch. Man kann die XXL-Vitrine umrunden. Hier lagern viele Zehntausend Gläser mit rund einer Million eingelegter Exponate, darunter der erste jemals entdeckte Guppy.
Eingelegt sind die Exponate in 72-prozentigem Alkohol, der ungenießbar gemacht wurde. „Der Flammpunkt für diesen sogenannten Ethanolalkohol liegt bei 18 bis 21 Grad, daher muss es in der Nasssammlung kühler als 18 Grad sein“, so Gesine Steiner, Pressesprecherin des Museums für Naturkunde. Mit dem Flammpunkt ist jener Moment beschrieben, in dem sich aus Luft und verdunstetem Alkohol ein brennbares Gemisch bilden kann.
Darum herrschen im Inneren des Glaskastens, den nur sehr wenige Berechtigte betreten dürfen, Temperaturen um die 15 Grad. Zudem verdunstet der Alkohol dann weniger schnell. Außerhalb, also dort, wo Besucherinnen und Besucher entlangspazieren, sind es 16 bis 17 Grad. Eine wirklich willkommene Abwechslung zur Sommerhitze in der Stadt!
Sobald Sie aus dem Naturkundemuseum kommen, können Sie sich von einem „Coolspot“ zum nächsten hangeln. Laufen Sie die paar Meter zum Hauptbahnhof und steigen dort in die U5 und fahren bis zur Museumsinsel. Dieser ist der 175. U-Bahnhof Berlins und wurde vor gut einem Jahr, am 9. Juli 2021, in Betrieb genommen.
Der Bahnhof gleicht mit seiner nachtblauen Kuppel und den 6662 Lichtpunkten nicht nur einem Sternenhimmel, sondern er ist auch einer der tiefsten der Stadt – er liegt unterhalb des Spreekanals, rund 20 Meter unter der Erdoberfläche (U-Bahnhof Unter den Linden: 14 Meter, Gesundbrunnen: 18 Meter). Deshalb ist es hier auch besonders frisch. Die Zugluft der einrauschenden Züge tut ihr Übriges.
Nachdem Sie an der Museumsinsel angekommen sind, können Sie sich Richtung Dom aufmachen oder eines der umliegenden Museen besuchen. Diese sind in der Regel klimatisiert, und es wird mit Sicherheit nicht langweilig. Vor allem bei nahezu unerträglicher Sommerhitze lässt es sich in den Sammlungshäusern Berlins gut aushalten!
10 Grad in der Berliner Unterwelt
Bei einigen Führungen der Berliner Unterwelten herrschen Temperaturen zwischen 8 und 14 Grad, heißt es in den FAQs. Dies betrifft laut Website die Touren 2 (Flakturm/Trümmerberg, 10 Grad), A (AEG-Tunnel), F (Fichtebunker) und Teile der Tour M (unterirdisch in die Freiheit). Schaut man sich die einzelnen Touren an, steht bei allen genannten, dass vor Ort ganzjährig etwa 10 Grad herrschen.
Eine entsprechende Anfrage, wo es wie kühl ist, ließ der Verein unbeantwortet. Dennoch: In den Bunkern ist es frisch, und das ist an heißen Sommertagen eine tolle Abwechslung. Die genannten Touren dauern zwischen 90 und 120 Minuten, kosten je nach Führung regulär zwischen 15 und 18 Euro.
Führungen werden täglich zu verschiedenen Zeiten angeboten und können auch tagesaktuell gebucht werden, sofern es noch freie Plätze gibt. Nicht jede Tour findet an jedem Tag statt. Checken Sie die Website. Informieren Sie sich auch unbedingt zu den Anforderungen. In der Regel ist es erforderlich, dass Sie festes Schuhwerk tragen.
-110 Grad in der Kältekammer
Es gibt eine Handvoll Kältekammern in der Stadt, auch Kältetraining oder Kryotherapie genannt. Die Idee: Extreme Kälte setze einen Reiz, der für eine bessere Fettverbrennung sorge, die Abwehrkräfte stärke und das Bindegewebe unterstütze – so das Versprechen der Anbieter. Quasi Work-out und Diät in einem. Klingt traumhaft, ist aber gerade nicht das Thema. Denn wir wollen uns ja abkühlen!
Unglaubliche -110 bis -150 Grad herrschen in solch einer Kältekammer, weshalb man auch nur für maximal drei Minuten hineindarf. Man geht normalerweise in Unterwäsche hinein, trägt wärmende Puschelschuhe, und der Kopf bleibt auch draußen. Allerdings müssen Sie vor Ihrem Besuch in der Regel einen Termin buchen. Checken Sie die Angaben der unterschiedlichen Anbieter.
-7 Grad im Eismärchen
Zugegeben: Karl’s Erdbeerhof ist nicht mehr in Berlin, aber von Spandau aus ist es erstens nur ein Katzensprung nach Elstal (Landkreis Havelland); vom Alex aus braucht man sowohl mit dem Auto als auch mit den Öffis eine gute Stunde. Nun gut. Und zweitens ist es ein schöner Ausflug – mit Kindern, aber auch ohne. Denn Erdbeeren und Süßigkeiten gehen immer und in jedem Alter.
Das eigentliche Ziel sind jedoch weder Kartoffelsackrutsche noch Achterbahn (wobei Fahrtwind bei Hitze ja immer geht), sondern die Eiswelt. Diese findet derzeit zum sechsten Mal statt, und es steht alles unter dem Motto „Märchen“. So bekommt man Schlösser, Rumpelstilzchen, küssende Frösche und allerhand Prinzessinnen in kunstvoll gefertigter Eisform zu sehen, kombiniert mit frischen Lichteffekten.






