Kaum zu glauben, und doch wahr: In Berlin leben 18 verschiedene Fledermausarten. Dabei gibt es deutschlandweit nur 25 Arten des einzigen flugfähigen Säugetiers, das zudem als bedroht gilt. In der Hauptstadt finden sie gute Lebensbedingungen – noch.
Durch Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten wird der Lebensraum der kleinen Flieger immer stärker eingeschränkt. Nicht zuletzt deshalb ist die internationale Bat Night – ein Aktionstag, an dem über Leben und Schutz der Fledermäuse aufgeklärt wird – ein willkommener Anlass, um sie näher zu beleuchten.
Jedes Jahr findet am letzten Augustwochenende diese Fledermausnacht statt, in deren Rahmen unter anderem Führungen angeboten werden. In Berlin sind es knapp ein halbes Dutzend (Mauerpark, Spreepark/Plänterwald, Rübezahl, Zitadelle Spandau, Wuhlheide). So können Sie sich vom 29. bis 31. August alles über Fledermäuse erzählen lassen.
„Gemeinsam werden wir Fledermäuse beobachten, interessante Fakten über sie erfahren und ihre Rufe mit Bat-Detektoren hör- und sichtbar machen“, schreibt der Berliner Nabu, der unter anderem die Tour am Mauerpark anbietet. Die Tour am Rübezahl in Köpenick ist sogar für Kinder ab fünf Jahren geeignet. Alle Termine und Infos finden Sie auf der Website des Nabu.
Wo kann man in Berlin Fledermäuse beobachten?
Aber man kann auch unabhängig von der Bat Night unsere Hauptstadt-Fledermäuse beobachten. Am besten geht das in der Zitadelle Spandau, wo alljährlich Tausende der Mini-Säuger überwintern. „Geringere Anzahlen verschlafen die kalte Jahreszeit auch in 31 weiteren, über das ganze Stadtgebiet verstreuten Quartieren, zumeist in Kellern und Bunkern, sodass Berlin so viele Fledermäuse beherbergt wie keine andere mitteleuropäische Großstadt“, so der Nabu.
Von den 18 hier lebenden Arten überwintert mittlerweile knapp ein Dutzend bei uns – früher waren es deutlich weniger. Durch den Klimawandel finden sie hier nun bessere Bedingungen und können sich die kräftezehrende Reise gen Süden vielfach sparen.
Während des Winterschlafs „werden alle energieverbrauchenden Prozesse des Körpers gedrosselt – die Körpertemperatur sinkt, Herzschlag und Atmung werden herabgesetzt“, erklärt der Berliner Nabu. „Der Körper zehrt in dieser Zeit von dem im Sommer angefressenen Fettdepot. Es gibt einige Wachphasen, in denen getrunken und Harn abgelassen wird. Jedes Erwachen bedeutet jedoch einen hohen Energieverlust – zusätzliche Störungen können daher tödlich sein!“
Insgesamt gibt es um die 50 Winterquartiere in Berlin: Keller, Bunker, Ruinen. Die Quartiere – beispielsweise im Wasserwerk Friedrichshagen – müssen zugfrei, kühl und ungestört sein sowie eine gewisse Luftfeuchtigkeit haben, damit Fledermäuse überwintern können.
Die Winterschlafphase dauert etwa von November bis März. Von Frühling bis Herbst sind sie aktiv, fressen sich Speck an und segeln lautlos durch den Nachthimmel, um Insekten zu jagen – ihre Leibspeise. Fledermäuse orientieren sich durch Ultraschallortung. Sie geben ein Signal ab, eine Art lautlosen Schrei aus geöffnetem Maul und fangen sozusagen das Echo mit den Ohren ein. „Mit diesem Echo-Ortungssystem können sie Objekte mit einem Durchmesser von weniger als 0,2 Millimeter erkennen“, schreibt der Nabu.
Und deshalb muss auch niemand Angst vor Fledermäusen haben. Sie sehen beziehungsweise hören uns besser, als wir es ahnen, und weichen flink aus.
Beobachten kann man Fledermäuse unter anderem in Parks, aber auch an Straßen, wo es alten Baumbestand gibt, sowie in der Nähe von unsanierten Gebäuden. Kleine Baumhöhlen, Rindenspalten, aber auch Mauernischen an älteren Häusern bieten ihnen Schutz und Unterschlupf.
„Man trifft sie in Häusern überall dort, wo es Spalten und Hohlräume gibt, vorzugsweise auf Dachböden, hinter Fensterläden und zwischen Dachziegeln, sogar hinter losem Putz oder in den Öffnungen alter Außenwandheizungen“, so der Nabu weiter.
Was tun, wenn sich eine Fledermaus ins Haus verirrt?
Im August sind die Fledermäuse noch einmal besonders aktiv. Die Jungtiere werden flügge – und dabei landen sie manchmal versehentlich in Wohnungen, Hausfluren und Kellern. „Die Jungtiere sind noch unerfahren im Auskundschaften optimaler Quartiere, daher kommt es dazu, dass ein gekipptes Fenster und eine Gardinenfalte nach einem geeigneten Wohnquartier aussehen“, heißt es auf der Nabu-Website.
„Normalerweise erlebt man Fledermäuse nicht so hautnah, daher sind viele Menschen überrascht und haben Angst, wenn eine Fledermaus bei ihnen einfliegt“, erklärt Helen Friedlein, Fachreferentin im Nabu-Projekt „Artenschutz am Gebäude“. „Doch die Jungtiere halten lediglich eine Gardinenfalte oder einen Fensterspalt für ein sicheres Quartier und wollen Menschen nicht bedrohen. Daher lautet die Devise: Ruhe bewahren!“

Auch ein Spalt im Fensterrahmen könne zur Folge haben, dass immer wieder Fledermäuse zu Gast sind, wie die Expertin selbst erlebt hat: „Immer wieder flogen die Fledermäuse hinein. Erst ein Experte vom BAT e.V. konnte die Anwohner:innen aufklären und dafür sorgen, dass der Spalt geschlossen wurde.“
Zudem wirken Hochhäuser wie im Märkischen Viertel oder rund um den Alexanderplatz besonders anziehend auf Fledermäuse, weshalb (nicht nur dort) darauf geachtet werden sollte, die Fenster nicht zu lange offen zu lassen beziehungsweise Fliegengitter anzubringen oder von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang die Fenster ganz geschlossen zu halten.
Wenn sich bei Ihnen eine Fledermaus verflogen hat, sollten Sie zunächst ruhig bleiben und nicht hektisch herumscheuchen – das stresst die Tiere und Sie auch.
- Ruhe bewahren – Fledermäuse sind nicht aggressiv und streng geschützt. Sie sind die am stärksten bedrohten Säugetiere in Deutschland, gesetzlich geschützt und dürfen daher nicht verletzt oder gar getötet werden.
- Fenster auf, Licht aus – Bei einer abends im Raum fliegenden Fledermaus das Licht ausmachen, alle Fenster weit öffnen und abwarten. Die meisten Fledermäuse finden dann ihren Weg selbst hinaus.
- Nicht direkt anfassen – Immer Handschuhe oder ein Tuch verwenden. Die Gefahr, von einer mit Tollwut infizierten Fledermaus durch einen Biss infiziert zu werden, ist äußerst gering. Dennoch ist beim direkten Kontakt mit den Tieren Vorsicht geboten.
- Verstecke prüfen – Vorhänge, Gardinen und dunkle Ecken durchsuchen, ebenso Vasen, Lampen und Handtaschen.
- Tagsüber nicht freilassen – Schlafende Fledermäuse am Tag an Ort und Stelle belassen oder in einem kleinen Karton mit Luftlöchern unterbringen und erst in der Dämmerung freilassen. Wichtig: Die Fledermäuse nur mit einem (Leder-) Handschuh oder einem dicken Handtuch behutsam anfassen. Für die Tiere ist das eine Stresssituation und sie könnten sich mit Bissen wehren. Den Karton unbedingt gut verschließen! Außerdem die Luftlöcher möglichst klein halten: Überall, wo ein Daumen reinpasst, passt auch eine Fledermaus durch.
- Bei Problemen fachliche Hilfe hinzuziehen – Besonders bei schwierigen Situationen unterstützen der Nabu und andere Anlaufstellen nach Möglichkeit bei der Freilassung.




