160 Hektar, um die 8.000 Tiere, 1,6 Millionen Besucher allein im letzten Jahr. Der Berliner Tierpark im Osten der Stadt ist beliebt und gut besucht. Dank seiner Größe verläuft sich selbst großer Andrang. Einzig an den Kassen und überall, wo es etwas zu essen oder zu trinken gibt, bilden besonders an schönen Tagen Schlangen. Und am Wochenende. Sonst wartet man eher selten.
Der Zoologische Garten im Westen Berlins jedoch ist berühmter, er ist der älteste, artenreichste und meistbesuchte Zoo Deutschlands, liegt zentraler, im Herzen der City West, und man hat kürzere Wege. Außerdem gibt’s im Zoo Pandas. Und das große Aquarium. Das ist eine schwer zu schlagende Kombi. Dabei hat der Tierpark mindestens genauso viele Highlights zu bieten – wenn auch andere.
Warum gibt es zwei Zoos in Berlin?
Der West-Berliner Zoo wurde am 1. August 1844 als erster Zoo Deutschlands eröffnet. Er wuchs den Berlinerinnen und Berlinern schnell ans Herz. Während der Nazizeit „diente sich die Zooleitung dem Regime bedingungslos an. Sie drängte jüdische Mitglieder aus dem Aufsichtsrat und stellte den Zoo als Veranstaltungsort für nationalsozialistische Propagandaschauen zur Verfügung“, heißt es auf der Website.
Im Krieg wurde der Zoo fast vollständig zerstört. Von den einstmals 40.000 Tieren überlebten nur 91 – auch dank der Hilfe von Berlinerinnen und Berlinern. „Nach der Teilung Berlins wünscht sich die Staatsführung der DDR eine ebenso beliebte Einrichtung wie den im Westteil der Stadt gelegenen Zoologischen Garten“, teilt der Tierpark mit. So entsteht also der Zoo Ost-Berlins im Lichtenberger Ortsteil Friedrichsfelde. Unter der Leitung von Prof. Dr. Heinrich Dathe wird der Tierpark eines der beliebtesten Ausflugsziele Ost-Berlins.
Der Tierpark Berlin: Was, wo, wann
Nach der Wende wurden beide erhalten; heute gehören Zoo und Tierpark zusammen, werden von Direktor Dr. Andreas Knieriem geleitet. Der Zoo wird stärker von Touristen angesteuert, der Tierpark eher von Einheimischen, vor allem aus dem Osten. Und genauso wie der Zoo hat auch der Tierpark zwei Eingänge, die sich jedoch nicht gegenüber-, sondern an der gleichen Straße liegen. Zwischen dem Eingang am Bärenschaufenster (Am Tierpark 125) und jenem am Schloss Friedrichsfelde (Am Tierpark 41) liegen etwa 900 Meter.
An beiden Eingängen gibt es kostenpflichtige Parkplätze (5 Euro), die oftmals schnell voll sind. Dann muss man in den umliegenden Straßen parken, hierfür viel Zeit und einen Fußmarsch einplanen. Deshalb ist es ratsam, morgens zeitig am Tierpark vorzufahren, um einen Parkplatz in der Nähe des Eingangs zu bekommen.
Oder Sie kommen direkt mit den Öffentlichen: Die U5 hält direkt am Bärenschaufenster (Station Tierpark); vom Alex sind es nur 20 Minuten. Am Eingang Schloss halten der Bus 194 sowie drei Straßenbahnlinien (Tram M17, 27, 37; vom Alex eine halbe Stunde Fahrtzeit); man kann aber auch gut von der U5-Station bis hierher laufen.
Die Öffnungszeiten variieren je nach Jahreszeit, aber grundsätzlich ist der Tierpark jeden Tag geöffnet, in den Sommermonaten von 9 bis 18.30 Uhr, im Winter bis 16.30 Uhr. Es gibt an beiden Eingängen Kassen, allerdings sind die Tickets vor Ort etwas teurer als Onlinetickets mit Zeitfenster (Erwachsene: 18,50 Euro an der Kasse, 17,50 Euro online; Kinder ab 4 Jahre 9 Euro bzw. 8,50 Euro; es gibt keine Familienkarten mehr).

Online suchen Sie sich Ihre bevorzugte Zugangszeit aus und müssen Ihre Eintrittskarten (digital oder ausgedruckt) dann nur noch innerhalb des Zeitfensters am Eingang abscannen lassen. Tipp: Wenn Sie den aktuellen Berliner Familienpass (gibt’s u.a. in Bibliotheken für 6 Euro) haben, sparen Sie 10 Euro.
An den Kassen erhalten Sie einen Übersichtsplan, damit Sie sich im Tierpark gut orientieren können. Dort stehen auch die Fütterungszeiten. Um 11 Uhr geht’s mit dem Eisbärentalk los. Wenn Sie das nicht verpassen wollen, sollten Sie den Eingang am Bärenschaufenster nehmen und sich dann nach schräg rechts orientieren. Dann kommen Sie zu den Eisbären.
Eines der größten Highlights ist die Flugshow um 13.30 Uhr. Diese findet von April bis Oktober täglich außer montags als kommentierte Fütterung in der Kiekemal-Waldbühne statt; man kann Geiern, Adlern und Eulen beim freien Durch-die-Luft-Segeln zugucken. Achtung: Sobald die Show beginnt, wird man nicht mehr reingelassen. Also unbedingt pünktlich sein – es lohnt sich.
Wo gibt es Eis im Tierpark Berlin?
Ganz in der Nähe der Open-Air-Bühne, vorbei am Gurkenstand (Spreewälder Gurken frisch aus dem Fass!) und dann neben dem großen Wasserspielplatz gibt es einen Softeis-Stand. Schmeckt nicht ganz so wie früher in der DDR, aber lecker ist es trotzdem.
Einen weiteren Eisstand gibt es neben dem Restaurant Kakadu. Eine Kugel der Berliner Manufaktur Gimme Gelato kostet 2,50 Euro. Außerdem sind im Tierpark mehr als ein halbes Dutzend mobile Wagen unterwegs, die Eis am Stiel verkaufen. Das bei Kindern äußerst beliebte Kaktuseis kostet hier 1,80 Euro.
Spaß für Kinder: Streichelzoo, Hüpfkissen, Wasserspielplatz
Wer als Familie sichergehen möchte, möglichst viele Tiere im Tierpark zu sehen, sollte einen großen Bogen um den Spielplatz am Streichelzoo machen. Allen anderen sei gesagt: Haben Sie Geduld und vergessen Sie bloß die Wechselsachen nicht. Das Warten in den bereitgestellten Strandkörben ist ziemlich angenehm.
Der Spielplatz hat neben Schaukeln, Wippen, einer Nestschaukel, diversen Rutschen und Klettermöglichkeiten auch ein Hüpfkissen und eine große Sandlandschaft, wo gebuddelt, gekleckert und gematscht werden darf. Direkt nebenan gibt es einen der schönsten Wasserspielplätze der Stadt. Früher war hier ein Ententeich, aber seit 2016 sorgt die 4000 Quadratmeter große Plansche mit ihren wechselnd sprudelnden Wasserdüsen im Boden für großes Juchzen mitten im Tierpark. Der Wasserspielplatz ist immer geöffnet, wenn es 24 Grad oder wärmer ist.
Die Kinder werden also nass und schmutzig, weil Sand plus Wasser nun einmal verkrustete Kinder ergibt. So muss das sein. Und kaum ein Kind will hier freiwillig wieder weg. Zum Glück gibt’s direkt nebenan den Imbiss Strandkieker, sodass man sich für die Wartezeit noch einen Cappuccino (3,50 Euro; groß: 4,20 Euro) oder für den Zwischendurch-Hunger ein paar Pommes (4,50 Euro) holen kann.
Oder man lockt das liebe Kind damit, die paar Schritte rüber zum Streichelgehege zu gehen und dort die Ziegen und Schafe zu füttern. Dort stehen auch extra Automaten bereit; das Futter kostet pro Portionsschachtel zwei Euro (Münzen bereithalten!). „Die Erlöse gehen zu 100 Prozent in unser Artenschutzprogramm Berlin World Wild“, steht auf den Packungen.
Wie viel Zeit sollte man für den Tierpark Berlin einplanen?
Sie werden es kaum schaffen, an einem Tag wirklich alles zu sehen. Im Zoo ist das locker möglich, aber der Tierpark ist einfach zu weitläufig. Wenn Sie die großen Routen ablaufen, hier und da eine Pause einlegen, den Tieren zugucken, schaffen Sie es, den meisten Gehegen einen Besuch abzustatten. Insofern: Planen Sie den ganzen Tag ein. Nach Feierabend kommt man nur noch durch die Drehkreuze nach draußen; da passen auch Kinderwagen mit rein, keine Sorge.
Dinos im Tierpark: Neue Attraktion für Berlin
Seit dem Frühling gibt es im Berliner Tierpark sogar Dinosaurier zu sehen. Sie sind riesig, geben Geräusche von sich und können sich sogar ein wenig bewegen. Anfassen ist natürlich nicht erlaubt, wobei das ziemlich verlockend ist, so echt wie sie aussehen. Noch bis Oktober dieses Jahres kann man die Urzeitriesen bestaunen. Man muss nichts extra bezahlen. Im regulären Eintrittspreis ist das Dino-Angucken inkludiert.
Es gibt allerdings auch ein eigenes Dino-Ticket, mit dem man zum Eintritt ein spezielles Magazin bekommt. Wegen dieser Spezialschau hat der Tierpark sogar sein Logo geändert. Die Dinos stehen entlang der Wege zwischen den beiden Eingängen. Auf dem Tierpark-Plan ist die entsprechende Route rot eingezeichnet. Zu sehen gibt’s neben T-Rex, Triceratops und Pterodaktylus noch mehr als 15 weitere Dinosaurier.
„Die Dinosaurier-Ausstellung wurde gemeinsam mit dem amerikanischen Paläontologen Don Lessem konzipiert. Der als ‚Dino Don‘ international bekannte Entdecker und Autor war schon als wissenschaftlicher Berater für Steven Spielbergs ‚Jurassic Park‘ engagiert“, schreibt der Tierpark auf seiner Website.
Aus Alt mach Neu und Wow: Das Alfred-Brehm-Haus
Alles Gute, altes Haus: 1963 wurde das Alfred-Brehm-Haus als größtes Tierhaus der Welt eröffnet. „Die begehbare Tropenhalle mit Flughunden sowie die Felsenanlagen mit Wassergraben sind zu dieser Zeit einzigartig“, schreibt der Tierpark in seiner Chronologie.
Das Raubtierhaus und mittendrin die Tropenhalle – das war schon beeindruckend. Doch irgendwann wurde klar: Das Halten von großen Wildkatzen hinter Gittern, auf Fliesen, im Neonlicht, wenngleich mit Zugang nach draußen, ist nicht mehr zeitgemäß. Also wurde das denkmalgeschützte Gebäude zwei Jahre lang umgebaut und saniert, war währenddessen geschlossen.
Seit nunmehr drei Jahren ist es wieder geöffnet und zeigt wunderschöne Vögel, Amphibien, Schlangen und andere Reptilien. Zudem gibt es viele Lernstationen, wo man Spannendes über die hier lebenden Tiere erfahren kann, ganz spielerisch und gut auch für Kinder geeignet.
Überhaupt: Der Tierpark ist an vielen Stellen auch ein Lernort, allerdings ohne erhobenen Zeigefinger. Vieles ist interaktiv, so wie im Alfred-Brehm-Haus, und macht Spaß. Man rätselt, probiert aus, lauscht gebannt. Das ist insgesamt sehr abwechslungsreich und macht ganz nebenbei ein bisschen schlauer.
Aber auch die Schilder im Tierpark selbst sind lehrreich. Bei den Giraffen erfährt man zum Beispiel, dass das auf ihren Köpfen gar keine Hörner sind, sondern Knochenzapfen. „Sie bestehen aus verknöcherten Knorpeln, die mit Haut und Fell überzogen sind“, heißt es auf einer Tafel am neu gestalteten Giraffengehege.
Herrliche Aussicht auf Augenhöhe: Die neue Giraffenanlage
Eigentlich ist es für uns Menschen so, dass wir immer den Kopf in den Nacken legen müssen, um die majestätischen Giraffen in ihrer vollen Schönheit betrachten zu können. Da beschreitet der Tierpark im wahrsten Sinne des Wortes neue Wege und hat Holzpfade und Aussichtspunkte gebaut. Es duftet nach Holz, man kann die Giraffen aus verschiedenen Perspektiven beobachten.
Die Giraffenanlage ist Teil der erst im Juni eröffneten Savannenlandschaft, die richtig schön geworden ist und einen Eindruck von wilder Natur vermittelt. Die Steine stammen aus Brandenburg und Sachsen; es wachsen Gräser und Bäume. Hier haben auch die Rosapelikane ein neues Zuhause gefunden, ebenso leben hier Gnus, Zebras und Strauße auf 450.000 Quadratmetern zusammen. Quasi wie in freier Wildbahn in Afrika.
So vieles ist neu und anders im Tierpark. Bei den Pinguinen gibt es tolle Aussichtspunkte und riesige Felsbrocken, die zum Klettern einladen. Kinder rennen los, Eltern schreien: Pass bloß auf! Aber es ist ein herrliches Abenteuer, und die Kleinen kriegen das Rumkraxeln viel besser hin, als die Großen befürchten. Ab und zu fliegt ein Kranich, der den Pinguinen einen Fisch abluchsen will, über die Köpfe hinweg.
Noch im Umbau: Die Elefantenanlage
Elefanten kann man im Tierpark derzeit nicht sehen. Das alte Dickhäuterhaus, wo sie früher unter anderem zusammen mit Nashörnern und Seekühen untergebracht waren, wird modernisiert und umgestaltet. Alle Tiere wurden auf andere zoologische Parks in Deutschland und Europa verteilt. „Da sich die Tiere nun gut in ihrem neuen Zuhause eingelebt haben, werden dieselben Tiere nicht wieder zurückkehren“, teilt die Pressestelle mit.
Früher lebten hier sowohl Asiatische als auch Afrikanische Elefanten. Nach Fertigstellung der Anlage wird es nur noch Afrikanische Elefanten im Tierpark geben. Aber wann genau sie eröffnet wird, steht noch nicht fest. „Ganz nach dem Motto ‚Mehr Platz für Tiere, weniger Platz für Menschen‘ soll sich die Fläche für die Tiere alleine im Haus mit knapp 3000 Quadratmetern nahezu verzehnfachen. Bisher waren etwa zwei Drittel des 1989 eröffneten Dickhäuterhauses für Besucher*innen vorgesehen“, heißt es auf der Tierpark-Website.
Im Affenhaus geht’s um Artenschutz
Im Affenhaus gibt es nicht nur ein großes Kreiselbecken, wo man Münzgeld kullern lassen und beim Hineinplumpsen beobachten kann – ein großer Spaß für Kinder, halten Sie also ein bisschen Kleingeld bereit –, sondern auch einen Plexiglaskasten, in den man sein altes Handy werfen kann. Diese „enthalten wertvolle Rohstoffe und seltene Metalle“, heißt es auf einer Erklärtafel vor Ort.
Der illegale Abbau von seltenen Metallen zerstört die Lebensräume bedrohter Arten, weshalb das Recycling alter Handys beziehungsweise der verbauten Rohstoffe „ein aktiver Beitrag zum Artenschutz“ ist. Der Erlös aus dem Recycling fließt komplett in Artenschutzprojekte. Ein Handy-Friedhof, der Gutes tut, sozusagen.
Im Affenhaus leben auch einige sehr hübsche Froscharten. Außerdem gibt es wieder viel zu lernen, über ausgestorbene Tiere etwa. Und es gibt Transportboxen von früher zu sehen: So wurden die Tiere also einstmals von A nach B gebracht. Besonders schön ist das Holzpodest vor der großen Panorama-Glasscheibe, die den Blick in die Küche freigibt. Hier, an der Futterstelle, können Kinder sich die Nase plattdrücken und gucken, was Gürteltier und Co zu fressen bekommen.
Hoch in den Himalaya
Vom Affenhaus bis zum Himalaya sind es nur ein paar Schritte, zumindest bis zum Eingang. Vorbei an Rhododendren, Gräsern, Bambus, Rosen, Storchenschnabelgewächsen – kleine, aber üppige Dschungel am Wegesrand. Im April 2022 wurde das Himalaya-Areal eröffnet. Nach oben und auch wieder nach unten kommt man einfach über den breiten, gut asphaltierten, geschlungenen Weg.

Aber es führt auch eine Abkürzung zumindest ein Stück weit nach oben. Hier muss man ein bisschen klettern, eine steile Holztreppe erklimmen – oder man läuft am Rand auf Rindenmulch entlang. Beides geht. Oben wartet eine riesige Schaukel, mit der man ordentlich Schwung kriegt.
Fast ganz oben gibt es eine Voliere, wo zwei ganz besondere Vögel leben: Himalaya-Glanzfasan und Rotschnabelkitta. Der Fasan sieht an Hals und Rücken aus wie ein Regenbogen und schillert in allen Farben. Wunderschön! Und der kobaltblaue Kitta mit seinem schwarzen Kopf und dem sattroten Schnabel wirkt wie eine Mischung aus Elster und Phönix. Blitzschnell flattert er durchs Gehege, und man kann sich gar nicht sattsehen an diesen schönen Vögeln.
Fazit
Eine Tour durch den Tierpark ist immer eine Mischung aus weitläufigen Gehegen, an denen man den Tieren zugucken kann, und wilder Natur mit Pflanzenbiotopen, die so unberührt wirken, dass man kaum glauben mag, dass sie mitten in der Stadt möglich sind.
Denken Sie unbedingt an Sonnenschutz, Kopfbedeckung und gegebenenfalls einen Regenschirm. Die Wege zum nächsten Unterstand können doch etwas länger sein. Falls Sie mit Kindern kommen, sollten Sie einen Bollerwagen leihen oder mitbringen beziehungsweise einen anderen fahrbaren Untersatz dabei haben, um Gepäck und vielleicht auch das müde Kind zu transportieren.








