„Es war das erste Gebäude der Welt, das als Stadtmuseum entworfen wurde: das Märkische Museum im Köllnischen Park. Nun wird das 1908 eröffnete Museum erneuert“, steht auf der Website. Seit dem 30. Dezember 2022 ist der Backsteinbau mit dem markanten grünen Spitzdach geschlossen. Nötig war die Sanierung schon lange, schade ist’s trotzdem.
Die Berliner Kultur- und Alltagsgeschichte lebt in diesem historischen Gebäude auf besondere Weise. Erst in zwei bis drei Jahren soll das Märkische Museum wiedereröffnet werden. Frühestens. Aber in der Zwischenzeit könnten Sie die Gelegenheit nutzen, sich ein paar andere, zwar kleinere, aber ebenso tolle, liebevoll kuratierte Stadtgeschichtsmuseen anzugucken.
Die kleinen Kiez-Museen, die wir Ihnen vorstellen wollen, finden Sie verteilt über alle Bezirke. Sie bilden immer nur einen Ausschnitt der Stadt ab, weil sie sich auf ihren Stadtteil und die dortige Historie konzentrieren. Für uns als Gäste ist das umso spannender, weil man viel mehr Details und Anekdoten erfährt, noch tiefere Einblicke gewinnt, als es in einem großen Haus, das das gesamte Berlin abbilden möchte, möglich wäre.
Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf
Zwei Häuser, eine Mission: Im Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf kann man in einer Dauerausstellung (Haus 2) alles erfahren über die „Jahrtausende alte und kontinuierliche Besiedlungsgeschichte, von der Entstehung der Dörfer des Bezirks im späten Mittelalter und der rasanten Umgestaltung im 20. Jahrhundert durch das Wohnungsbauprogramm der nur 40 Jahre existierenden DDR“, wie das Bezirksamt schreibt.
Haus 1 ist die ehemalige Dorfschule auf dem Marzahner Anger, wo Sonderausstellungen präsentiert werden. Aktuell ist dort eine spannende Ausstellung zum Thema Graffiti im Bezirk zu sehen (verlängert bis 3. März 2023), der Fokus liegt auf den 1990er-Jahren. Es gibt Originale zu sehen, die seinerzeit auf Züge und Mauern zu sehen waren, zudem gibt es Hör- und Videostationen sowie Erklärtexte.
Adresse: Alt-Marzahn 51/55, 12685 Berlin. Von der Haltestelle Alt-Marzahn sind es nur vier Minuten zu Fuß (Tram 18, 27, M8, M17, Bus 154, 192).
Öffnungszeiten: Montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, am Wochenende geschlossen.
Eintritt: kostenlos.
Museum Treptow
Im ehemaligen Johannisthaler Rathaus werden 200 Jahre Bezirksgeschichte dargestellt und erklärt – wohlgemerkt vom früheren Bezirk Treptow. Thematisiert wird unter anderem die wirklich spannende Historie des Flugplatzes Johannisthal, aber auch das Leben im Grenzgebiet zu Neukölln.
Darüber hinaus gibt es eine sehenswerte Kolonialausstellung: 1896 fand in Treptow die „Erste Deutsche Kolonialausstellung“ statt. „Im Rahmen einer diskriminierenden ‚Völkerschau‘ wurden 106 Menschen aus den deutschen Kolonien vor einem Millionenpublikum zur Schau gestellt. Den meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmern war nicht bewusst, dass sie in Berlin vor Publikum ‚ausgestellt‘ werden sollten“, schreibt das Museum.
In der Ausstellung werden das damalige Geschehen sowie die Nachwirkungen aufgearbeitet, auch die Biografien der Betroffenen werden gewürdigt.
Adresse: Sterndamm 102, 12487 Berlin, direkt an der Haltestelle Johannisthal Kirche (Tram 60, 67, Bus 160, M11)
Öffnungszeiten: Montags und donnerstags von 10 bis 18 Uhr, dienstags von 10 bis 16 Uhr, sonntags von 14 bis 18 Uhr. Mittwochs, freitags, samstags geschlossen.
Eintritt: kostenlos.
Mitte-Museum
Wer wissen will, wo die Ursprünge Berlins sind, wie sie entstanden und was über die Jahrhunderte aus ihnen geworden ist, sollte das Mitte-Museum in Gesundbrunnen besuchen. In der Dauerausstellung „Gewachsen auf Sand“ geht es um das Leben vom Mittelalter über Industrialisierung und Kaiserzeit bis heute, um Regierungen und Mächte, das Stadtleben und die Architektur im Herzen Berlins.
Nun liegt Gesundbrunnen zwar sehr zentral, aber natürlich nicht in Ost-Berlin, wie in der Überschrift versprochen. Die Ausstellung selbst jedoch behandelt das Entstehen von Berlins alter, ursprünglicher Mitte. Und seit der Bezirksreform im Jahr 2001 gehört nun mal der West-Berliner Wedding zu Mitte dazu. So ist Berlin eben auch: ein bisschen widersprüchlich und immer im Werden.
Adresse: Pankstraße 47, 13357 Berlin. Der U-Bahnhof Pankstraße (U8) ist nur drei Fußminuten entfernt, das Gleis Richtung Wittenau wird aber laut BVG wegen Bauarbeiten bis Ende Februar 2023 nicht bedient. Vom S-Bahnhof Gesundbrunnen (Ringbahn, S1, S2, S25, S26, U8) läuft man aber auch nur elf Minuten.
Öffnungszeiten: Sonntags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, samstags geschlossen.
Eintritt: kostenlos.
Museum Pankow
Pankow hat gleich mehrere Stadtteilmuseen, besonders hübsch und lebensnah ist wohl jenes im Alt-Pankower Florakiez, wo sich eine komplett zu besichtigende Beletage befindet. Die Wohnung des Stuhlrohrfabrikanten Fritz Heyn ist zum Teil originalgetreu erhalten. Zu besichtigen sind prachtvolle Repräsentationsräume mit Wandverzierung, Stuckelementen und komplettem Mobiliar.
Zu besichtigen gibt es also ein echtes Stück Berliner Geschichte: das bürgerliche Leben um 1900. Übrigens: Das Museum bietet auf seiner Website auch einen virtuellen Rundgang an.
Einen ähnlichen Ansatz hat die Museums-Außenstelle am Helmholtzplatz in Prenzlauer Berg, wo man erleben kann, wie man zur gleichen Zeit, nämlich um 1900, in einem Mietshaus lebte, wie unterschiedlich die Verhältnisse im Vorder- und im Hinterhaus waren. Zu besichtigen gibt es unter anderem Stube, Kammer und Küche.
Adresse: Museum Pankow, Heynstr. 8, 13187 Berlin, 200 Meter von der Bushaltestelle Görschstraße (Bus 150, M27) entfernt. Museum Pankow, Standort Prenzlauer Berg, Dunckerstr. 77, 10437 Berlin, zehn Fußminuten vom S-Bahnhof Prenzlauer Allee (Ringbahn, S2, S8, S85) entfernt.
Öffnungszeiten: Der Standort Heynstraße ist dienstags, donnerstags sowie am Wochenende jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Standort Prenzlauer Berg ist von donnerstags bis dienstags von 11 bis 16.30 Uhr geöffnet, mittwochs geschlossen.
Eintritt: In der Heynstraße ist der Eintritt kostenlos, in der Dunckerstraße zahlen Erwachsene 3 Euro, Kinder und Jugendliche 1,50 Euro.
Museum Lichtenberg
Das regionalgeschichtliche Museum Lichtenberg zeigt, wie der Bezirk entstand, was ihn und seine Anwohnerinnen und Anwohner prägt(e), warum er so besonders ist, wie man hier lebt(e) und arbeitet(e). Aktuell läuft eine Ausstellung über den Arbeitersportverein Sparta Berlin (noch bis 29. Januar 2023).
Übrigens, falls Sie von weiter her anreisen und mehr von Lichtenberg kennenlernen wollen: Im Museum können Sie auch kostenlos ein Lastenrad ausleihen.
Adresse: Türrschmidtstraße 24, 10317 Berlin, zu Fuß sind es nur drei Minuten vom S-Bahnhof Nöldnerplatz (S5, S7, S9, S75), vom S-Bahnhof Rummelsburg (S3) etwa fünf Minuten.
Öffnungszeiten: Dienstags bis freitags 11 bis 18 Uhr, samstags 14 bis 18 Uhr, montags geschlossen.
Eintritt: kostenlos.
Museum Köpenick
Mitten in der schönen Köpenicker Altstadt, in einem Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert, befindet sich das Heimatmuseum mit der Dauerausstellung „Köpenick – Von den Anfängen bis zur Gegenwart“, bei der auch archäologische Funde aus dem Bezirk ausgestellt werden.
Gezeigt werden alte Dokumente, Kleidungsstücke und Handwerksgeräte – Köpenick lebte einst von der Fischerei –, aber natürlich geht es auch viel um Köpenick als Industriestandort und vor allem um den Hauptmann, den wohl berühmtesten Köpenicker.
Adresse: Alter Markt 1, 12555 Berlin, vier Fußminuten entfernt von der Haltestelle Freiheit (Tram 27, 60-63, 67 und 68, Bus 162, 164)
Öffnungszeiten: Dienstags und mittwochs von 10 bis 16 Uhr, donnerstags von 10 bis 18 Uhr, sonntags von 14 bis 18 Uhr. Montags und samstags geschlossen.
Eintritt: kostenlos.
Friedrichshain-Kreuzberg-Museum
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist einer der wenigen in der Stadt, in denen Ost und West zusammengefügt wurde. Und so geht es in den Ausstellungen des FHXB-Museums auch um die wilden Zeiten im SO36. Besonders spannend sind aber die angebotenen Spaziergänge, wo man über einen XXL-Stadtplan läuft und sich Geschichten von Anwohnenden anhören kann. Man taucht förmlich ein in Erlebnisse und Erinnerungen, erläuft sich Kieze und hat danach Lust, diese im echten Leben zu erkunden.
Adresse: Adalbertstraße 95a, 10999 Berlin-Kreuzberg, unweit vom U-Bahnhof Kottbusser Tor (U1, U8, Bus M29)
Öffnungszeiten: Dienstags bis donnerstags von 12 bis 18 Uhr, freitags bis sonntags von 10 bis 20 Uhr, montags geschlossen.






