Berlin hat offiziellen Angaben zufolge aktuell fast 3,7 Millionen Einwohner. Damit sind wir laut Wikipedia „die bevölkerungsreichste und mit 892 Quadratkilometern die flächengrößte Gemeinde Deutschlands sowie die bevölkerungsreichste Stadt der Europäischen Union“. Das sind doch schon mal drei ordentliche Superlative. Unsere Postleitzahlen bewegen sich zwischen 10115 (Mitte) und 14199 (Grunewald, Schmargendorf, Wilmersdorf), alles andere ist Brandenburg. Oder noch mehr jwd. Die zwölf Bezirke bestehen aus 97 Ortsteilen – früher, wir erinnern uns, waren es mal 23 Bezirke, die aber im Zuge der Verwaltungsreform zum 1. Januar 2001 teilweise fusioniert wurden. Hätten Sie’s gewusst: 6,7 Prozent von Berlin besteht aus Wasser- und 18,4 Prozent aus Waldflächen!?
Nun ja, Schönes kann man in Berlin überall finden, ebenso abgrundtiefe Hässlichkeiten. Der Bierpinsel, das Stadtschloss, das RAW-Gelände, die Messe, Nikolaiviertel oder (Ex-)Flughafen Tegel. Jede und jeder hat da ein anderes Empfinden – und das ist auch gut so. Gegen harte Fakten lässt sich allerdings nichts sagen. Die Berliner Zeitung hat ein paar beeindruckende Daten und Zahlen zu hauptstädtischen Superlativen zusammengetragen.
Straßen und Brücken
Wissen Sie, welche Straße die längste in Berlin ist? Worauf tippen Sie? Die Landsberger Allee? Oder doch die Heerstraße? Nicht ganz, denn der Preis geht mit 11,9 Kilometern ans Adlergestell, einmal von Niederschöneweide bis nach Schmöckwitz. Insgesamt durchziehen 9473 Straßen die Stadt, die meisten davon – nämlich 1303 – in Treptow-Köpenick.
Berlins kleinste Straße befindet sich in Mitte, genauer gesagt im Nikolaiviertel. Es ist die Eiergasse und misst gerade einmal 16 Meter. Früher wurde hier, der Name verrät es, mit Eiern gehandelt. Heute stehen hier zwei Häuschen und ein Brunnen, man läuft über altes Kopfsteinpflaster. Das Gässchen wurde, wie so vieles im historischen Stadtkern, während des Zweiten Weltkrieges zerstört und später in der DDR wieder aufgebaut.
Unweit von der Eiergasse wurde vor kurzem die älteste Straße Berlins bei Ausgrabungen in 2,50 Meter Tiefe entdeckt. Der Knüppeldamm ist um die 800 Jahre alt und befindet sich am Mühlendamm unweit der Spree. Der Holzbohlenweg wird derzeit geborgen und soll später im Museum für Vor- und Frühgeschichte ausgestellt werden.
Die breiteste Straße der Stadt, Sie ahnen es bestimmt, ist der 17. Juni. Die Ost-West-Magistrale ist 85,2 Meter breit und läuft durch Charlottenburg sowie Tiergarten. Benannt ist die sechsspurige Bundesstraße nach dem Volkssaufstand in der DDR und entstand bereits 1697.
Berlin hat laut Statista 960 Brücken – mehr als doppelt so viele wie Venedig. Ein beliebter Vergleich, auch wenn er hinkt, denn die beliebte italienische Kanal-Stadt ist mit seinen rund 414 Quadratkilometern auch mehr als halb so klein wie Berlin. Unsere längste Brücke ist die aus dem Stauradar wohl bekannte, 930 Meter lange Rudolf-Wissell-Brücke in Wedding, benannt nach dem Reichsarbeitsminister in der Weimarer Republik und Widerstandskämpfer Rudolf Wissell (1869–1962). Die Brücke ist Teil des Stadtrings A100 und wurde zwischen 1958 und 1961 errichtet. „Die Brücke wird von zwölf Stützen getragen und ist bis zu 16 Meter hoch. Mit einer Frequenz von mehr als 120.000 Fahrzeugen pro Tag ist die Brücke Teil eines der höchstbelasteten Autobahnabschnitts Deutschlands“, heißt es auf berlin.de.
Die älteste Brücke Berlins ist die Jungfernbrücke in Mitte, die einzige noch erhaltene Klappbrücke der Stadt. Sie führt über den Spreearm am Kupfergraben und verbindet die Oberwasserstraße mit der Freidrichsgracht. Erbaut wurde die einstmals hölzerne Brücke Ende des 17. Jahrhunderts. Sie ist 28 Meter lang und 4,20 Meter breit.
Gebäude
Altbauten, Platte, Hightech-Hochhäuser – architektonisch hat Berlin einiges zu bieten. Das höchste Gebäude ist ganz klar und mit Abstand der Fernsehturm, der mit seinen 368 Metern sogar Deutschlands höchstes Bauwerk ist. Das daneben stehende Park Inn reicht mit seinen 125 Metern nicht mal bis an die Kugel. Dennoch ist der 39-Geschosser das höchste Haus der Stadt. Eröffnet wurde das Hotel 1970 als Hotel Stadt Berlin, ein Prestigeprojekt unter den Interhotels. Damals hatte es 1006 Zimmer, heute sind es 1028.
Den Titel des ältesten Hauses Berlins beanspruchen mehrere Gebäude für sich. Die Nikolaikirche in Mitte ist zunächst unbestritten die älteste Kirche der Stadt, ist aber heutzutage entweiht und wird als Museum sowie für Konzerte genutzt. Die Geschichte der Kirche geht bis ins Jahr 1230 zurück, als an gleicher Stelle ein Gotteshaus errichtet wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Gebäude jedoch mehrfach umgebaut, teils abgerissen, neu gestaltet, im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und schließlich wieder aufgebaut.
Das Ribbeckhaus neben dem Alten Marstall (zwischen Museums- und Fischerinsel) gilt als ältestes Wohnhaus und einzig erhaltener Renaissancebau Berlins. Namensgeber ist übrigens nicht der Fontane’sche Herr Ribbeck von Ribbeck im Havelland, sondern der Erbauer des Hauses, ein gewisser Georg von Ribbeck, ein Kammerrat. Dieser ließ das Haus 1624 errichten, heute steht es unter Denkmalschutz.
Noch älter ist nur das Gotische Haus Spandau, das Mitte des 15. Jahrhunderts entstand und das älteste Bürgerhaus Berlins ist. „Zu dieser Zeit entstand das Kerngebäude über dem gemauerten Kellergewölbe eines Fachwerkgebäudes“, schreibt die Touristinfo Spandau, die heutzutage in einem Teil des Gebäudes untergebracht ist. Und weiter: „Errichtet wurde das Haus wahrscheinlich von einem reichen Tuchhändler, der es einerseits als repräsentatives Wohnhaus und andererseits als Lager- und Verkaufsfläche nutzte. Steinhäuser waren im Mittelalter eine seltene Ausnahme. Nur wer über genügend Geld verfügte, konnte sich so etwas leisten.“
Das kleinste, oder vielmehr: schmalste Haus befindet sich in Kreuzberg 36, kurz vor dem Moritzplatz in der Oranienstraße. Fünf Meter breit, zwei Geschosse hoch, 48 Quadratmeter Grundstück, kein Garten, nur drei übereinander gestapelte Räume ohne Treppenhaus, dafür mit Charme und Historie. Gebaut wurde das Mini-Haus nämlich schon 1864.
Somit ist das Häuschen deutlich älter als Berlins älteste U-Bahn-Linie, die 1902 ihren Dienst aufnahm und zwischen Kreuzberg und Charlottenburg verkehrte. Die Strecke entspricht in etwa der heutigen U1. Seinerzeit fuhren die Bahnen alle fünf Minuten und waren elektrisch betrieben.
Gewässer und Parks
Grün haben wir’s, das steht fest. Und auch wenn es nicht zur Villa im Grünen, vorn mit Ostsee und der Friedrichstraße im Rücken reicht – frei nach Tucholsky –, so können wir uns auch über zu wenig Wasser nicht beklagen. Am glücklichsten können sich da wohl die Treptower und Köpenicker schätzen mit ihren vielen kleinen Perlen. Und großen auch, natürlich: Der größte See Berlins ist selbstverständlich der Müggelsee mit seinen 7,4 Quadratkilometern. Zum Vergleich: Der Wannsee ist circa 2,8 Quadratkilometer groß.
Aber wassertechnisch hat der Norden auch was zu bieten: Der tiefste See der Stadt ist nämlich der Flughafensee in Tegel, der an seiner tiefsten Stelle 34,3 Meter tief ist. Man könnte also einen klassischen Berliner Altbau darin versenken. Der See wurde zwischen 1953 und 1978 künstlich angelegt: Hier war mal ein Kiesabbaugebiet. So gesehen ist der Flughafensee eine Kiesgrube, die jedoch durch zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen wie ein echter, natürlich entstandener See wirkt und an vielen Stellen zum Baden einlädt.
Aber was wäre Berlin ohne seine Parks? Ziemlich langweilig, oder? Der größte Park der Hauptstadt ist, wenig überraschend, der Tiergarten. Oder wie es korrekt heißen muss: der Große Tiergarten. Auf 2,1 Quadratkilometern kann man hier die Ruhe inmitten der City genießen. Angelegt wurde der Tiergarten im 16. Jahrhundert als Jagdrevier des kurfürstlichen Hofstaates.
Offiziell gilt jedoch der Volkspark Friedrichshain als der älteste Park Berlins, weil er 1846 als erste kommunale Grünanlage der Stadt angelegt wurde, also nicht von Adligen oder anderen Wohlhabenden. Der Volkspark war seinerzeit genau das: ein Park für das Volk. Das war neu und besonders. Damals wie heute freuen sich Berlinerinnen und Berliner an dem 49 Hektar großen Grünstück in der Innenstadt. Der Hügel, der sich im Park erhebt, ist künstlich, was heute wohl nur noch die älteren Anwohner wissen. Nach dem Krieg lud man hier Trümmer ab, bedeckte sie mit Erde, pflanzte Bäume und Gehölze. „Mont Klamott“ ist 78 beziehungsweise 68 Meter hoch (eigentlich sind es ja zwei Berge) und die höchste Erhebung des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Der Kreuzberg selbst ist 66 Meter hoch, allerdings eine natürliche Erhebung und somit der höchste natürliche Hügel der Innenstadt.
Als höchste stadtweite Erhebung gelten eigentlich die Müggelberge in Köpenick mit bis zu 115 Metern. Gleichwohl machen ihnen die Arkenberge am andere Ende der Stadt, nämlich im hohen Norden, streitig. Einziger Unterschied: Die Arkenberge in Blankenfelde (Pankow) sind ein Deponieberg aus Bauschutt, knapp 122 Meter hoch, die Müggelberge sind natürlich entstanden, geformt von Eiszeitgletschern. Vom Typ her sind diese eine sogenannte Stauchmoräne, die vor allem gern zum Wandern genutzt wird. Perspektivisch ist das auch für die Arkenberge geplant.
Last, not least: Kennen Sie Berlins ältesten Baum? Das ist die Dicke Marie im Tegeler Forst, die ihren Namen bekam, als es Body Shaming noch nicht gab. Es heißt, die Gebrüder von Humboldt (Wilhelm 1767–1835, Alexander 1769–1859) hätten die Stieleiche aufgrund ihrer beeindruckenden Ausmaße getauft und dabei an ihre Schlossköchin gedacht. Heute ist der Baum 26 Meter hoch und schätzungsweise 800 bis 900 Jahre alt. Niemand weiß das so genau. Aber fest steht: Der Baum ist älter als Berlin selbst.
Tiere
Die ältesten Tiere Berlins leben wohl in Zoo und Tierpark. Spitzenreiter ist derzeit Ingo der Flamingo, der im Zoo lebt und am 23.6.1948 in Kairo beringt wurde. Wie alt er zu diesem Zeitpunkt bereits war, ist nicht bekannt. Man geht aber davon aus, dass Ingo der Flamingo aktuell 74 Jahre alt ist. Er kam 1955 in den Zoo. Eine Sonderbehandlung braucht der rosa Rentner allerdings nicht. Er bekommt die gleiche Nahrung wie alle anderen, ist total fit und ein ganz normaler Teil der Flamingogruppe.
Das älteste Säugetier ist Gorilladame Fatou, die erst im April ihren 65. Geburtstag gefeiert hat, wobei niemand ihr tatsächliches Alter kennt. Fatou, in der Wildnis gefangen, kam 1959 unter angeblich kuriosen Umständen im Alter von etwa zwei Jahren in den Zoo Berlin: Es heißt, ein Matrose habe sie als Zahlungsmittel in einer Gastwirtschaft in Marseille (Frankreich) eingesetzt.






