Tipps vom Profi

Wie werde ich Zahnschmerzen wieder los?

Zum Tag der Zahnschmerzen: Eine Medizinerin über häufige Ursachen, wie man sich selbst helfen kann und wann man zum Arzt oder zur Ärztin gehen sollte.

Ein regelmäßiger Zahn-Check kann vor schlimmen Schmerzen bewahren.
Ein regelmäßiger Zahn-Check kann vor schlimmen Schmerzen bewahren.imago stock&people

Es puckert und zieht, drückt oder fühlt sich wie ein plötzlicher Stich an. Man kann nicht mehr gut essen und versucht, mit Spülungen und Tabletten gegen die Entzündung anzuarbeiten: Wer Zahnschmerzen hat, sucht nach schneller Abhilfe. Woher die meist plötzlich auftretenden Schmerzen kommen und was man zu Hause dagegen tun kann, erklärt die Wilmersdorfer Zahnärztin Barbara Plaster, die auch Vizepräsidentin bei der Zahnärztekammer Berlin ist.

„Es ist ein Mythos, dass man immer Karies oder ein Loch hat, wenn man Schmerzen hat. Wer regelmäßig seine Zähne kontrollieren und reinigen lässt, bekommt so schnell kein Loch“, sagt Barbara Plaster. Wenn man also auf eine gute Zahnhygiene achtet, ist Karies kein nennenswertes Problem. Ist man jedoch nachlässig beim Putzen, kann Karies zu heftigen Zahnschmerzen führen und die Bakterien sich im schlimmsten Fall bis in den Nerven oder tief in die Nähe des Kieferknochens fressen.

Die meisten Entzündungen kommen vom Zahnhalteapparat oder sie entstehen am Zahnfleisch. „Dem kann man vorbeugen, indem man regelmäßig Zahnseide und gegebenenfalls Interdentalbürsten verwendet“, so die Medizinerin.

Allgemein gilt: Sie dürfen Schmerzmittel nehmen, wenn Sie es für nötig erachten. Vorsicht nur bei ASS. Das wirkt blutverdünnend und könnte nachteilig sein, falls Sie doch zum Arzt oder zur Ärztin gehen und dann eventuell Ihr Zahnfleisch verletzt wird. Besonders empfehlenswert ist Ibuprofen, weil der Wirkstoff auch entzündungshemmend wirkt.

Diagnose mit Zahnseide-Trick

Wenn Sie Zahnschmerzen haben, können Sie mit einem Trick herausfinden, ob sie vom Zahnfleisch kommen: Nutzen Sie Zahnseide, und zwar vor allem dort, wo es weh tut. „Wenn die Zahnseide blutig ist, deutet das auf eine Entzündung hin“, sagt die Zahnärztin. „Und dann riechen Sie einmal an der Zahnseide. Sollte sie müffeln, ist das ein ziemlich sicherer Hinweis, dass sich Bakterien angesiedelt haben und die Schmerzen verursachen.“

Abhilfe schafft zunächst eine gute Mundhygiene: Putzen Sie Ihre Zähne gewissenhaft, mindestens zwei Minuten lang. Nutzen Sie morgens und abends Zahnseide – ganz besonders an der entzündeten Stelle, denn die muss gereinigt werden, damit sich die Bakterien nicht weiter ausbreiten. Und spülen Sie mit einer Mundlösung, die den Wirkstoff Chlorhexidin enthält. Sollten sich Ihre Beschwerden nicht binnen drei Tagen verbessern, vereinbaren Sie einen Termin mit Ihrem Zahnarzt oder Ihrer Zahnärztin.

Freiliegende Zahnhälse

Auch wenn man es nicht sieht: Unsere Zähne sind von feinsten Äderchen und Nerven durchzogen. Deshalb können wir Schmerzen empfinden. Wenn aber beispielsweise der Zahnschmelz angegriffen ist, fehlt der natürliche Schutz der Zähne. Gleiches gilt, wenn das Zahnfleisch sich zurückbildet und die Zahnhälse in der Folge frei liegen. „Das Problem ist aber, dass die meisten Menschen den Schmerz nicht genau lokalisieren können, weil er ausstrahlt“, so Barbara Plaster. Denn tatsächlich können die Schmerzen auch von einer Wurzelentzündung herrühren, die durch Bakterien hervorgerufen wird.

Das jedoch kann nur geklärt werden, indem eine Zahnärztin oder ein Zahnarzt in den Mund schaut. Als deutlichstes Signal, dass Sie einen Termin vereinbaren sollten, gilt: Wenn es beim Zubeißen weh tut, brauchen Sie ärztliche Hilfe. Falls Sie auf die Schnelle keinen Termin bekommen, setzen Sie sich in die Akutsprechstunde und planen ausreichend Zeit ein.

Hinweis auf ernste Erkrankungen

Zahnschmerzen können auch ein Begleitsymptom von einer ganzen Reihe ernstzunehmender Erkrankungen sein. Dazu gehören ein Herzinfarkt, bei dem die Brustschmerzen bis in den Kiefer ausstrahlen können, oder auch eine Nasennebenhöhlenentzündung, die sich bis in die Wurzeln der Backenzähne ausbreiten kann. Ebenso kann eine Ohrenentzündung oder eine Gürtelrose zu Zahnschmerzen führen. Und sie können auftreten, wenn man unter Kopfschmerzen oder Migräne leidet.

Beobachten Sie genau, wann die Schmerzen auftreten, wie Sie sich sonst fühlen und führen Sie gegebenenfalls Protokoll darüber. Bei Verdacht auf Herzinfarkt sollten Sie natürlich sofort den Notruf 112 wählen. Sofern Sie neben den Zahnschmerzen noch weitere Beschwerden haben oder hatten, ist es sinnvoll, Kontakt zur Hausärztin oder zum Hausarzt aufzunehmen.

Psychische Ursachen für Zahnschmerzen

„Auch großer Stress beispielsweise oder eine Angststörung können zu Zahnschmerzen führen, etwa weil man ständig knirscht oder die Zähne aufeinander presst“, sagt Barbara Plaster. „Dann kommt es zu Verspannungen, die weh tun.“ Zugleich kann es sein, dass eigentlich relativ harmlose Zahnschmerzen chronisch werden. Dann ist die eigentliche Ursache gar nicht mehr so sehr für die Schmerzen verantwortlich, sondern eher die Erinnerung daran, das Schmerzgedächtnis. Die Psyche spielt hierbei eine wichtige Rolle und muss dann mit behandelt werden.

Hilfe finden Betroffene bei der kostenlosen Beratungsstelle ‚Seele und Zähne‘ der Zahnärztekammer Berlin und der Psychotherapeutenkammer Berlin im Zahnärztehaus in der Georg-Wilhelm-Str. 16 in Halensee. Termine können Sie unter 030/89004400 vereinbaren. Sie brauchen eine Überweisung.