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Virtuelle Events: So schön kann eine Weihnachtsfeier am Rechner sein

Immer mehr Weihnachtsfeiern werden abgesagt oder finden online statt. Mit dem richtigen Programm kann auch eine digitale Party gelingen. Sechs Beispiele.

Schon letztes Jahr konnte man mit Santa Jim aus Boston videotelefonieren (Foto). Auch bei uns gibt's solche Angebote.
Schon letztes Jahr konnte man mit Santa Jim aus Boston videotelefonieren (Foto). Auch bei uns gibt's solche Angebote.Imago/Allison Dinner

Berlin - Die Weihnachtsfeier ist für viele Menschen und auch Führungskräfte das Highlight des Jahres: Einmal in lockerer Atmosphäre miteinander lachen, anstoßen, Schrottwichteln, eine Dankesrede hören oder halten, möglicherweise kleine Präsente und das gute Gefühl, dass man das Jahr zusammen gemeistert hat.

Doch nun werden die realen Weihnachtsfeiern reihenweise abgesagt. Die Befürchtung: Eine Party könnte zum Superspreader-Event werden, Kolleginnen und Kollegen sich reihenweise anstecken – trotz 2G oder 3G. Denn Impfdurchbrüche gibt es immer wieder, symptomlose Verläufe bei Ungeimpften sowieso. Fest steht: Die Corona-Lage wird zunehmend angespannt. Hohe Inzidenzen, Hospitalisierungsraten und Intensivbettenbelegungen legen das öffentliche Leben zunehmend lahm. Auch, weil Menschen vorsichtiger werden, sich zurückziehen, Ansammlungen meiden.

Deshalb verlegen viele Chefs und Chefinnen die Weihnachtsfeier in den digitalen Raum: Virtuelle Zusammenkünfte mit Glühwein und Adventskranz. Doch tatsächlich ist es schwer, mit so viel Distanz eine gute Stimmung hinzubekommen. Es brauche „neue Inszenierungen“, sagt Diplom-Psychologe Dr. Klaus Klose-Diwo vom Zentrum für Personal- und Organisationsmanagement (ZPO) in Berlin. „Im Unterschied zum letzten Jahr haben sich Führungskräfte und Belegschaft an digital gestützte Besprechungen gewöhnt und Vorzüge entdeckt, die der virtuelle Raum bietet. Was fehlt, sind allerdings Erfahrungen, wie man in diesem feiert statt nur zu arbeiten.“

Der Experte empfiehlt: „Ein kleines Programm – vorher angekündigt oder nicht – hilft, dem Ganzen, einen feierlichen Rahmen zu geben.“ Man kann sich dafür auch professionelle Unterstützung holen, damit am Ende nicht nur alle auf Bildschirm-Kacheln starren. Im Internet gibt es spannende Angebote. Durch Corona mussten schon 2020 vor allem Künstlerinnen und Künstler, die ja von Auftritten leben, plötzlich umswitchen, sich neu auf dem Markt etablieren. Das Naheliegendste war, Online-Programme zu entwickeln. Aber auch Firmen wie Catering-Unternehmen oder Eventagenturen mussten sich anderweitig orientieren, um zu überleben. Die Berliner Zeitung hat mit sechs Weihnachtsfeier-Anbietern gesprochen.

Zauber-Show

Eigentlich sei Zauberei nur eine gelungene Mischung aus Schnelligkeit, Fingerfertigkeit und Ablenkung, sagt Jannik Görtz. Natürlich stimmt das, und trotzdem erliegt man dem Zauber der Zauberei. Sie wirkt magisch, macht sprachlos, begeistert Menschen jeden Alters. Und es ist auch egal, ob man live dabei ist oder es sich am Bildschirm ansieht. Jannik Görtz bietet beides: Ein Live-Event am Rechner, buchbar als Entertainment-Programm für Weihnachtsfeiern.

In der Regel sind seine Shows – je nach Kundenwunsch – 45 Minuten lang und umfassen sieben Tricks. „Meine Zauberei ist interaktiv. Ich lese Gedanken oder oder vermehre virtuell das Geld der Zuschauer“, sagt der Illusionskünstler aus Köln. „Es macht total Spaß, das Publikum einzubinden und die Menschen auch zu Hause Tricks durchführen zu lassen. Sie spüren die Magie in ihren eigenen Händen und sind total fasziniert.“ 

Jannik Görtz zaubert nicht nur für sein Publikum, sondern auch mit ihm.
Jannik Görtz zaubert nicht nur für sein Publikum, sondern auch mit ihm.Jannik Görtz

So sorgt Jannik Görtz beispielsweise dafür, dass plötzlich alle Zuschauerinnen und Zuschauer das gleiche Symbol auf einen Zettel gemalt haben. Es gibt keine Kaninchen im Hut, keine zersägten Menschen. „Ich arbeite mit moderner Magie, den Hasen-Trick kennt ja jeder schon. Am liebsten benutze ich für meine Tricks Alltagsgegenständen oder ich erarbeite produktbezogene Magie für die jeweilige Firma“, erklärt der Zauberer.

Damit das Ganze einen mysteriösen Look hat, richtig oldschoolig aussieht, benutzt Jannik Görtz spezielles Filmequipment, das unter anderem bei Kino-Produktionen zum Einsatz kommt. So fühlt sich die Show auch ein bisschen wie eine Zeitreise an. Das Intro zur Show wird von der deutschen Synchronstimme von James Bond gesprochen. Gefilmt wird mit zwei Kameras, das Studio ist professionell ausgeleuchtet, während der Show wird ein Chat betreut. Es gibt sogar mysteriöse Zauberboxen, die nach Hause geschickt werden und eine Online-Zauberschule für nach der Show. Ein Aufwand, der seinen Preis hat. Je nach Dauer und Aufwand kostet eine Show 2000 bis 5000 Euro, unabhängig davon, wie viele Menschen zugucken.

Gemeinsamer Gänsebraten

Gans digital! Für viele Menschen gehört gutes Essen zu Weihnachten dazu. Die Caterer von Berlin Cuisine bieten daher nicht nur eine Weihnachtsmarkt-Box mit Glühwein, gebrannten Mandeln und Stollen (29 Euro) an, sondern auch das gemeinsame Kochen eines Dinners, genannt virtual taste. Es gibt 13 Gerichte zur Auswahl, darunter ein Gänsebraten. „Den bieten wir auch als vegetarische Variante an“, sagt Koch Max Jensen, der Berlin Cuisine gegründet hat. „In jedem Fall bekommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer alle Zutaten vorab zugeschickt.“

Von der Gans gibt es eine Keule und ein Stück Brust, beides im eigenen Fett vorgegart und anschließend vakuumisiert. „Die Kunst es ja, dass alle gemeinsam das gleiche tun und das gleiche leckere Ergebnis haben“, so Max Jensen. „Das können wir garantieren. Die Gans ist gelingsicher, wird knusprig und schmeckt.“ 

Gans fertig: So sieht das gemeinsam zubereitete Gericht aus.
Gans fertig: So sieht das gemeinsam zubereitete Gericht aus.Berlin Cuisine

Außerdem gibt es noch die Zutaten für ein Preiselbeer-Chutney, das den Rotkohl würzt und auch als Dessert dient. Jeder Arbeitsschritt ist abgestimmt und wird von einem professionellen Koch oder einer Köchin begleitet. Insgesamt dauert das Koch-Erlebnis eine Stunde, Begrüßungs-Getränk inklusive. Man kann sich schon 15 Minuten vorher einwählen und sich zeigen lassen, was wie vorzubereiten ist.

Im Ergebnis haben die Kochenden jeweils ein Gericht für zwei Personen, damit der Partner oder die Partnerin zu Hause nicht mit knurrendem Magen daneben stehen muss. Pro Gericht kostet das virtual taste 69 Euro. Als Highlight kann der Chef oder die Chefin in der Showküche von Berlin Cuisine mitkochen.

Foto-Session

Ein Projekt, das wächst und nicht nach ein paar Stunden vorbei ist: Mit der virtuellen Fotobox kann man zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen an einer Live-Dia-Show basteln oder ein großes Selfie-Mosaik gestalten: „Die Laufzeit für so ein Event liegt bei bis zu 30 Tagen, kann aber auch an einem Abend im Rahmen der Weihnachtsfeier genutzt werden“, erklärt Danny Fandrich von Upreach. „In dieser Zeit können die Teilnehmenden Fotos von sich hochladen, die dann von uns zu einem großen Ganzen zusammengefügt werden. Es stehen auch diverse Hinter- und Vordergründe sowie weitere Features zur Verfügung.“

Das Mosaik beispielsweise, das dann aus Dutzenden Selfies gebaut wird, könnte dann das Firmenlogo ergeben. Die Grafik kann sich jeder speichern – eine schöne Erinnerung. „Und vor allem schweißt das zusammen: Man erschafft gemeinsam etwas ganz Individuelles, das aber auch einen sehr persönlichen Touch hat“, so der Geschäftsführer des Charlottenburger Startups.

Die virtuellen Fotobox ist browserbasiert, man muss sich keine App herunterladen. „Wir verschicken eine URL oder einen QR-Code, je nach Wunsch“, erklärt Danny Fandrich. Man kann das Programm auf dem Handy ebenso nutzen wie auf dem Tablet oder dem Rechner. Zudem ist es möglich, dass ein Glücksrad oder digitale Rubbellose für eine firmeninterne Verlosung zum Einsatz kommen. Das Basispaket der virtuellen Fotobox kostet 1490 Euro.

Konzert-Abend

Angefangen hat alles mit normalen Wohnzimmerkonzerten: Musiker oder Musikerinnen kommen zu einem nach Hause und machen Mucke. Ganz privat, ganz nah und exklusiv. Nah geht heute natürlich nicht mehr, aber alles andere funktioniert auch via Livestream. „Das Heimelige bleibt erhalten, denn nicht nur das Publikum sitzt zu Hause auf dem Sofa, auch unsere Darbietungen finden im privaten Ambiente der Künstlerinnen und Künstler statt, von Wohnzimmer zu Wohnzimmer. Es gibt kein anonymes Studio, keine entfernte Bühne“, sagt Caroline Schirmer von Sofaconcerts. Die Plattform listet mehr als 7000 Acts, davon Dutzende in Berlin. Musikalisch wird alles geboten: von der Jazzband über Singer-Songwriter bis zur Rock-Röhre.

Ein Konzert dauert meistens 45 bis 60 Minuten, in denen sich Songs gewünscht werden dürfen, Dance Challenges stattfinden oder Improvisations-Songs performt werden: „Dabei werden im Chat Buzzwords von den Zuschauenden geschrieben, die der Musiker oder die Musikerin dann in die Lieder einbauen. Das ist unfassbar lustig – für alle Beteiligten“, so Caroline Schirmer. Das Konzert kann aber auch ein „Kurz-Crash“ sein, bei dem zwei, drei Songs als Überraschung eingespielt werden. „Das lockert so einen virtuellen Team-Abend auf und sorgt für gute Stimmung“, so Caroline Schirmer.

Für internationale Teams bietet sich das beliebte „Festival around the world“ an, wo Firmen beispielsweise Künstler oder Künstlerinnen unterschiedlicher Nationen buchen, die dann in der jeweiligen Muttersprache singen. „Das hat einen sehr verbindenden Charakter, und die Angestellten fühlen sich sehr wertgeschätzt dadurch“, sagt die Hamburgerin. Die Preise für die Konzerte variieren: Ein Mini-Crash kostet etwa 500 bis 600 Euro, der einstündige Auftritt einer Band 1500 bis 1800 Euro, ein Festival je nach Dauer und Umfang mehr.

Kunstwerk malen

Sie können nicht malen? Das sehen die Macher von Artnight aber ganz anders: „Gemeinsam mit echten Profis zeichnen Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen ein echtes Kunstwerk“, verspricht Lisa Röhrig, die bei dem Startup für private Veranstaltungen verantwortlich ist. „Das Bild wird vorab aus 35 verschiedenen Motiven ausgewählt, aber es geht nicht um eine perfekte Kopie, sondern um Spaß und Kreativität.“ Eine Artnight dauert zwei Stunden, das Kunstwerk ist dann 30 mal 40 Zentimeter groß, Acryl auf Leinwand. Vorkenntnisse sind nicht nötig.

Mit professioneller Anleitung kann man selbst ein Bild malen.
Mit professioneller Anleitung kann man selbst ein Bild malen.Artnight

Gebucht werden kann das Classic-Paket für 34 Euro pro Person, bei dem die Teilnehmenden eine Einkaufsliste zugeschickt bekommen. Aber es gibt auch ein Premium-Paket für 69 Euro: Hier werden alle benötigten Gegenstände vorab versendet, man muss sich um nichts weiter kümmern, als sich pünktlich via Zoom einzuwählen. Bis zu 700 Personen können teilnehmen, werden dann aber in verschiedene Räume gebucht, sodass der Kontakt zum Künstler oder der Künstlerin garantiert ist, man Nachfragen stellen kann. Es gibt keinen Zeitdruck, stattdessen Tipps zur Pinselführung, Exkurse in die Geschichte der Malerei. Zwischendurch zeigt man sich gegenseitig seine Bilder und staunt, wozu man doch in der Lage ist.

Mehr als 900 Weihnachtsfeiern dieser Art hat das Tempelhofer Unternehmen schon veranstaltet. 400 sind für diese Saison schon geplant, Tendenz steigend. „Man merkt, dass Firmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern etwas Gutes tun wollen, aber große Anwesenheits-Veranstaltungen gerade nicht zur Pandemie-Situation passen“, sagt Lisa Röhrig.

Ein besonderer Moment fürs Team: Alle zeigen voller Stolz ihre Kunstwerke.
Ein besonderer Moment fürs Team: Alle zeigen voller Stolz ihre Kunstwerke.Artnight

Reise-Quiz

Klar: „Eine virtuelle Feier kann keine echte Party ersetzen“, weiß Sebastian Zieler von der Firma Teamgeist. Seit 30 Jahren ist das Unternehmen im Event-Business und weiß, wie man den Zusammenhalt in Firmen stärkt. „Das wichtigste dabei ist, dass die Menschen Spaß haben und sich eine Atmosphäre entwickelt. Dafür muss man nicht notwendigerweise zusammen in einem Raum sein“, so Zieler weiter. „Kommunikation kann auch virtuell stattfinden.“

Damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ins Gespräch kommen, bietet Teamgeist die sogenannte Global Remote tabtour an. Das ist eine Art Weltreise, bei der verschiedene Quizfragen beantwortet werden müssen. Wo es los geht, in welche Richtung man sich bewegt, ob man in einem Land verweilt – all das entscheiden die einzelnen Teams selbst.

Insgesamt mehr als 100 Fragen beinhaltet das Spiel; es geht um Weihnachtsbräuche, Kulturen, anderer Länder Sitten. Zudem gibt es kleine Challenges, bei denen ein Gedicht geschrieben oder ein Video gedreht werden muss. Unterwegs werden Punkte gesammelt, am Ende gibt es eine Siegerehrung – und vielleicht Präsente vom Chef oder der Chefin.

Die Tabtour eignet sich für Gruppen von 15 bis 2500 Menschen, also für kleine Firmen ebenso wie für große. „Es sollten sich dann Teams von maximal sechs Personen zusammenfinden, damit das Spiel gut läuft. Jedes Team bekommt dann einen eigenen Raum zugewiesen, und es kann sich einen eigenen Namen geben“, erklärt Sebastian Zieler. „Schon dabei wird immer viel gelacht.“ Eine Spieldauer von 90 bis 120 Minuten sei optimal, pro Person kostet die Tabtour ab 39 Euro. Es können auch spezielle Fragen aus dem eigenen Unternehmen mit eingebaut werden.