Die rätselhaften Hepatitisfälle in Großbritannien sorgen für Verunsicherung auch bei Berliner Eltern. Zwar ist bislang nur ein – mutmaßlicher – Fall in Deutschland bekannt, aber niemand kann vorhersagen, wie sich die Lage weiterentwickelt. Hepatitis an sich ist eine viral bedingte Leberentzündung – und daran waren die Kinder, von denen nun immer wieder die Rede ist, erkrankt. Eines ist gestorben.
Grundsätzlich empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) für Kinder eine Immunisierung gegen Hepatitis B. Die erste Impfung sollte im Alter von etwa zwei Monaten gegeben werden, es ist die sogenannte Sechsfachimpfung, deren Wirkstoff unter anderem auch vor Tetanus und Polio schützt. Es folgen zwei weitere Impfungen: eine nach weiteren acht Wochen sowie die dritte und letzte sechs Monate später. Im Alter von einem Jahr sind Kinder hierzulande also in der Regel gut gegen Hepatitis B geschützt.
Hepatitis B wird durch Körperflüssigkeiten übertragen und verläuft, vor allem bei Ansteckung im Kindesalter, häufig chronisch. Mit Medikamenten ist die Lebererkrankung nur bedingt behandelbar. Die Symptome sind anfänglich grippeähnlich mit Übelkeit und Erbrechen. In der Folge kann es zu chronischen Leberschädigungen kommen.
Hepatitis A hingegen wird meist durch verunreinigte Lebensmittel oder Wasser beziehungsweise Eiswürfel übertragen, weshalb eine Impfung nur dann empfohlen wird, wenn man in bestimmte Risikogebiete reist. Die Erkrankung wird auch Reise-Hepatitis genannt, weil sie hierzulande im Grunde nicht vorkommt. Im Normalfall kann man eine Hepatitis-A-Infektion auch ganz normal auskurieren und ist danach immun gegen die Viren.
Was ist an der aktuellen Hepatitis so gefährlich?
Derzeit weiß man noch zu wenig über die Auslöser der Hepatitiserkrankungen. Fest steht nur, dass es vor allem bei kleinen Kindern zu einer teils schweren Leberentzündung kommt. In Verdacht stand zunächst das Coronavirus, doch es hat sich gezeigt, dass die betroffenen Kinder nicht alle Corona hatten oder bereits genesen waren. „Die Verteilung war die gleiche wie in der Normalbevölkerung, weshalb Corona als Ursache für die Hepatitiserkrankungen nicht mehr infrage kommt“, sagt Kinder- und Jugendarzt Jakob Maske aus Berlin-Schöneberg.
Aktuell ist ein Subtyp der Adenoviren im Gespräch. Diese „sind eine Erregergruppe, die eine Vielzahl von Erkrankungen auslöst, u. a. der Atemwege, des Magen-Darm-Traktes“, schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, und das Robert-Koch-Institut (RKI) informiert aus aktuellem Anlass: „Adenoviren verursachen zwar in der Regel keine Hepatitis, doch handelt es sich um eine bekannte seltene Komplikation, die meist bei immungeschwächten Personen auftritt.“
Fakt ist: „Die Zahl der Kinder, die mit Adenoviren infiziert waren und an einer Hepatitis litten, war deutlich erhöht“, so der Mediziner Jakob Maske. „Trotzdem ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht klar, ob es tatsächlich einen kausalen Zusammenhang gibt, auch wenn er wahrscheinlich ist. Und deshalb kann man auch nur wenig tun, um sein Kind effektiv zu schützen.“


