Volle Wartezimmer, langes Anstehen trotz Termin, überhaupt: Termine erst in ein paar Wochen. Wer heutzutage ärztlichen Rat braucht, muss meistens viel Geduld mitbringen. Das gilt auch und besonders, wenn man ein Hautproblem hat. Dermatologinnen und Dermatologen können sich in der Regel vor Anfragen kaum retten – Haarausfall, Pigmentflecken, Ekzeme, Allergien, Warzen. Das Aufgabenfeld der Fachleute ist breit. Doch im Gegensatz zu den meisten anderen ärztlichen Berufsgruppen reicht bei Hautärztinnen und Hautärzten oft eine Blickdiagnose. Und dafür muss man nicht unbedingt eine Praxis betreten.
Mittlerweile gibt es verschiedene Online-Hautarzt-Angebote. „Als stark visuell geprägtes Fach eignet sich die Dermatologie hervorragend für telemedizinische Anwendungen“, schreibt der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) auf seiner Website, der auch entsprechende Leitlinien für online arbeitende Hautärztinnen und Hautärzte erarbeitet hat. Welche Plattformen gibt es? Wie funktionieren sie? Und was bezahlt die Krankenkasse?
Onlinedoctor
Auf der Plattform sind rund 400 Ärztinnen und Ärzte aktiv, schätzen Krankheiten ein, empfehlen Therapien – oder eben auch den Gang in eine Praxis vor Ort. Um sein Problem einschätzen zu lassen, muss man ein paar Fragen beantworten sowie Fotos einreichen. Die Hautstelle sollte gut beleuchtet sein und Sie müssen aus verschiedenen Winkeln sowie Abständen fotografieren. Das Ganze dauert nur wenige Minuten.
Binnen 48 Stunden – auch am Wochenende sowie an Feiertagen – bekommt man von einem Dermatologen oder einer Dermatologin seiner Wahl eine Diagnose sowie eine Handlungsempfehlung. Es entstehen einmalige Kosten in Höhe von 38,87 Euro, die man selbst per Kreditkarte zahlen muss, sofern die Krankenkasse sie nicht übernimmt.
Die Techniker Krankenkasse (TK) arbeitet mit Onlinedoctor zusammen und bietet allen Versicherten die Möglichkeit, sich (quasi) kostenfrei online behandeln zu lassen. Viele gesetzliche Kassen übernehmen die Kosten – informieren Sie sich am besten, bevor Sie Onlinedoctor nutzen. Sie brauchen dann im Zweifel Ihre Krankenkassenkarte. Rezepte werden derzeit bei Onlinedoctor noch nicht ausgestellt, Rückfragen zur Diagnose sind Ihrerseits nicht möglich.
Nutzbar ist der Service von allen internetfähigen Endgeräten aus. Allerdings rät Onlinedoctor, weder den Internet Explorer noch Microsoft Edge zu verwenden, weil „eine fehlerfreie Datenübertragung bei diesen beiden Browsern nicht immer gewährleistet werden kann“, so das Unternehmen.
Dermanostic
Sie können den Service von Dermanostic als Web-Anwendung über den Browser nutzen oder sich kostenlos die gleichnamige App herunterladen. Sodann müssen Sie ein Konto erstellen, indem Sie sich mit Ihrer Mail-Adresse registrieren und ein Passwort festlegen. Danach beantworten Sie einen kurzen Fragebogen und laden drei Fotos Ihres Haut-, Haar- oder Nagelproblems hoch. Das Team aus knapp einem Dutzend Dermatologinnen und Dermatologen bearbeitet Ihre Anfrage binnen 24 Stunden.
„In jedem Arztbrief erhalten Sie eine Information, wie lange die Therapie durchgeführt werden und ab welchem Zeitraum eine Besserung eintreten sollte. Nach diesem Zeitpunkt startet automatisch unsere Verlaufskontrolle, während der Sie nach dem aktuellen Stand gefragt werden und Sie können ebenfalls neue Bilder hochladen. Sollten in der Zwischenzeit Rückfragen auftreten oder sich die Beschwerden und Symptome verschlechtern, können Sie sich gerne über die Kontaktmöglichkeiten in unserer App an unser medizinisches Team wenden“, erklärt das Unternehmen.
Falls Sie aus dem Ihnen zur Verfügung gestellten Arztbrief etwas nicht verstehen sollten, bietet Dermanostic auf seiner Website ein Hautlexikon an, in dem sämtliche relevanten Begriffe erläutert werden. Wenn nötig, wird auch ein Privatrezept ausgestellt, das Sie sich per Post nach Hause schicken lassen können oder das an Ihre Wunsch-Apotheke gefaxt wird. Die Online-Diagnose kostet 25 Euro, sie können per PayPal, Kreditkarte, Lastschrift oder Apple Pay bezahlen. Privatversicherte reichen die Rechnung bei ihrer Kasse ein und bekommen die Kosten erstattet, gesetzliche Kassen übernehmen die Kosten nicht. Sollte keine Diagnose gestellt werden können, erhalten Sie Ihr Geld zurück.
Derma2go
Das Procedere ist schnell und unkompliziert: Fotos hochladen, medizinischen Fragebogen ausfüllen, registrieren – und bezahlen via PayPal oder mit Kreditkarte. Privatversicherte erhalten eine Rechnung, die sie bei ihrer Kasse einreichen können. Gesetzlich Versicherte tragen die Kosten selbst. Die Höhe der Kosten errechnet sich anhand der Gebührenordnung für Ärzte. Ein Standardanfrage kostet 35 Euro und wird von einem Facharzt oder einer Fachärztin beantwortet, teilt das Unternehmen auf Nachfrage mit. Eine dringliche Anfrage kostet 49 Euro, allerdings hat man da die Garantie, innerhalb von 24 Stunden eine ärztliche Einschätzung zu bekommen. Darüber hinaus gibt es noch die sogenannte Expertenbehandlung, die 79 Euro kostet und bei der Sie ebenfalls binnen 24 Stunden eine Antwort erhalten. Bei dieser Anfrage nimmt sich ein auf bestimmte Erkrankungen spezialisierter Facharzt Ihres Problems an, beispielsweise wenn es um chronisch-entzündliche Hauterkrankungen geht.
Wie lange genau die Diagnosestellung im Allgemeinen dauert, kann pauschal nicht beantwortet werden. Derma2go schreibt: „Die Dauer bis zur Beantwortung Ihrer Anfrage wird durch den beratenden Hautarzt festgelegt und steht auf der Website des Arztes.“ In der Regel erhält man binnen 48 Stunden eine Antwort. Sie werden per Mail oder SMS informiert, sobald ein Ergebnis vorliegt. Dieses können Sie dann auf der Plattform mit Ihren Registrierdaten abrufen.
Auf Wunsch kann man sich ein Privatrezept zuschicken lassen. Ebenso gibt es die Möglichkeit, sich das benötigte Medikament direkt über eine mit Derma2go kooperierende Versandapotheke kommen zu lassen. Die Kosten trägt man selbst, beziehungsweise man kann sie als Privatversicherter bei der Kasse einreichen.
AppDoc
Die Plattform wurde von der deutschen Landesärztekammer geprüft und zugelassen. Man kann den Service als normale Web-Anwendung im Browser nutzen oder als Apple- beziehungsweise Android-App (kostenlos). Die Medizinerinnen und Mediziner von AppDoc wurden allesamt am Uni-Klinikum Heidelberg ausgebildet und haben mehr als 20 Jahre Berufserfahrung. Ihre Anfrage wird binnen weniger Stunden beantwortet – auch am Wochenende und den Feiertagen – und kostet 24,95 Euro. Es ist eine reine Selbstzahlerleistung.
Um einen Fall hochzuladen, werden Sie Schritt für Schritt durchs Menü navigiert, müssen unter anderem ein Foto aus 30 Zentimetern Entfernung hochladen sowie zwei weitere aus verschiedenen Blickwinkeln mit zehn Zentimetern Entfernung. Danach beantworten Sie sechs Fragen zum Problem. Später erhalten Sie eine Fallnummer, mit der Sie Ihren Fall bei AppDoc einsehen können. Rezepte werden nicht ausgestellt.
Und was gibt es noch?
Neben den reinen Dermatologie-Angeboten gibt es eine Reihe von Online-Arztpraxen, die auch andere Fachgebiete (Gynäkologie, Psychotherapie, Urologie) abdecken und sogar Video-Sprechstunden anbieten oder Krankschreibungen ausstellen. Zu den Anbietern gehören beispielsweise Zavamed, Teleclinic oder Fernarzt. Die Kosten variieren ebenso wie die Übernahme durch die Kassen und das Behandlungsspektrum (Asthma, Erektionsstörungen, Corona).






