Beruhigungstipp aus dem Netz

Silvester: Kann ich meinem Hund Eierlikör geben, um ihn zu beruhigen?

Angeblich hat ein Löffelchen Eierlikör beruhigende Wirkung auf Hunde. Stimmt das? Und gilt das auch für Katzen? Eine Tierärztin klärt auf.

Für Tiere bedeutet Silvester Stress: Wenn es draußen kracht und blitzt, hilft manchmal schon eine kleine Höhle. 
Für Tiere bedeutet Silvester Stress: Wenn es draußen kracht und blitzt, hilft manchmal schon eine kleine Höhle. dpa/Christin Klose

Die Silvesterknallerei ist für die meisten Tiere ein Horror: Sowohl in freier Natur lebende Wildtiere als auch unsere geliebten Haustiere fürchten sich vor dem Lärm und den Lichtblitzen. Es versetzt sie in akute Panik, sie wollen flüchten, sich verstecken.

Viele Tierbesitzer verbringen Silvester mit ihrem Schützling an einem Ort, wo weniger geknallt wird. Doch nicht jeder kann oder will wegfahren. Deshalb versuchen Herrchen und Frauchen so einiges, um dem Vierbeiner allzu viele Schreckmomente zu ersparen.

Was kann ich tun, um mein Haustier an Silvester zu schützen?

Grundsätzlich sollten Sie zu Hause für eine angenehme Atmosphäre sorgen. „Sofern Sie Rollläden haben, lassen Sie sie runter oder ziehen die Vorhänge zu“, rät Gabriele Marquardt, Tierärztin im Reinickendorfer Ortsteil Konradshöhe. Die Expertin für Hunde, Katzen und Nager hatte 37 Jahre lang eine eigene Praxis und ist nun im Ruhestand.

Durch die Abdunkelung halten Sie die Lichtblitze der Silvesterknaller und Raketen draußen, denn auch diese können Ihr Tier erschrecken. „Je weniger Sinneseindrücke in dieser ohnehin sehr aufregenden Nacht, desto besser“, weiß Gabriele Marquardt. Daher sollten auch Sie als Herrchen oder Frauchen sich möglichst normal verhalten, auf laute Feiern verzichten, sofern Ihr Tier das nicht gewohnt ist.

„Laute Musik kann eine gute Ablenkung sein, weil sie den Krach von draußen übertönt“, erklärt die Tierärztin. Es muss ja nicht Heavy Metal sein, vielleicht eher etwas Getragenes, das Ruhe verströmt. Zudem können Sie Ihrem Vierbeiner zur Ablenkung auch etwas zu fressen hinstellen oder besondere Leckerlis anbieten.

„Katzen sollte man an Silvester generell drinnen behalten, weil es draußen zu gefährlich ist“, sagt Gabriele Marquardt. Nicht nur könnten Katzen direkt durch Böller oder herabfallende Stäbe von Raketen verletzt werden, sie könnten darüber hinaus vor Schreck auf die Straße und vor ein Auto laufen, wenn ein Knaller neben ihnen hochgeht.

„Die letzte Gassirunde des Tages sollte am Silvesterabend um 18.30 Uhr stattfinden beziehungsweise beendet sein“, rät Marquardt. „Zu dieser Zeit ist die Knallerei noch nicht ganz so schlimm. In jedem Fall ist es ratsam, den Hund an der Leine zu führen und nicht allein laufen zu lassen. Zu groß ist die Gefahr, dass er sich erschreckt und wegrennt.“

Übrigens: Hunde und Katzen verunsichert es, wenn Herrchen oder Frauchen betrunken sind. „Die Tiere merken, dass man sich nicht normal verhält. Die meisten können damit auf die eine oder andere Art umgehen, aber es gibt auch Haustiere, die aggressiv auf Betrunkene reagieren. Unsichere Tiere können dann unberechenbar werden“, warnt die Tierärztin.

Unabhängig davon empfiehlt die Expertin, alle Abläufe wie gewohnt beizubehalten. Sie sollten Ihrem Tier auch nicht gestatten, ausnahmsweise mit aufs Sofa zu kommen oder mit in Ihrem Bett zu schlafen, wenn es das sonst nicht tut.

Wie sinnvoll ist Eierlikör zur Beruhigung fürs Tier?

Der berühmte Hunde-Experte Martin Rütter verwunderte schon vor Jahren mit dem Tipp, man könne seinem Hund Eierlikör geben, um ihn zu beruhigen. In einem 2021 aktualisierten Blogeintrag auf seiner Website wird der Tierarzt Ralph Rückert zitiert: „Hunde fallen von einer begrenzten Menge Alkohol keineswegs tot um, sondern werden – wie wir Menschen – einfach etwas angesäuselt, was in diesem Fall genau der gewünschte Effekt ist.“

Und weiter: „Alkohol, von Hunden speziell in Form von Eierlikör sehr gern aufgenommen, ist natürlich – wie wir fast alle wissen – in der korrekten Dosierung ein recht potentes Sedativum mit angstlösender Wirkung. Mein Terrier Nogger (knapp 10 kg schwer) hat letztes Silvester um 20 und um 23 Uhr jeweils einen Esslöffel Eierlikör bekommen, und es hat ihm sowohl sehr gut geschmeckt als auch nach meinem Dafürhalten beträchtlich geholfen.“

Die Reinickendorfer Tierärztin Gabriele Marquardt sieht derartige Tipps äußerst kritisch: „Einem Tier Alkohol zu geben, ist Unsinn – genau so, wie man einem Kind auch keinen Alkohol geben würde. Natürlich wirkt der Eierlikör beim Hund genau wie bei uns, aber die Dosierung ist so schwer, dass man sich da leicht vertun kann.“

Es besteht die Gefahr einer Alkoholvergiftung. Falls Ihr Hund zu viel Eierlikör beziehungsweise Alkohol zu sich genommen hat, wird er – ebenso wie ein betrunkener Mensch – anfangen zu torkeln. „Es kommt zu Bewusstseinsstörungen und abhängig von der Dosis kann der Hund auch das Bewusstsein verlieren. Es drohen zudem Nierenschädigungen oder gar ein Nierenversagen“, fasst die Medizinerin zusammen.

Besondere Vorsicht ist bei Katzen geboten: „Katzen können Alkohol überhaupt nicht verstoffwechseln, weil ihnen das dafür nötige Enzym fehlt. Insofern birgt selbst Eierlikör für Katzen ein sehr hohes Vergiftungspotenzial.“

Das Problem ist jedoch, dass Eierlikör süß schmeckt. So süß, dass der eigentlich eher bitter schmeckende Alkohol überdeckt wird. Darum nehmen Tiere Eierlikör gern an. „Anderen Alkohol lehnen Tiere instinktiv ab. Doch die Süße ist verlockend“, warnt Gabriele Marquardt. „Darum sollten Tierbesitzer sicherheitshalber alle Neigen wegräumen und keinerlei offenen Alkohol herumstehen lassen.“