Berlin-Die Tage der Berliner Messe als Notunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine sind vorerst vorbei. Am Montagabend bestätigte die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, die Hallen würden aktuell zu diesem Zweck nicht mehr gebraucht. Dafür soll aber das Ukraine-Ankunftszentrum im ehemaligen Flughafen Tegel (kurz: UA Tegel) zukünftig alle Ankommenden aufnehmen und versorgen – voraussichtlich für zumindest noch sechs Monate. Das wurde nach einer heutigen Sitzung des Senats bekannt.
Die Zahlen der ankommenden Geflüchteten waren in letzter Zeit so stark gesunken, dass ein Ankunftszentrum in Tegel ausreiche, hieß es. Aktuell kommen jeden Tag ungefähr 3000 Menschen in Berlin aus der Ukraine an, in den ersten Tagen nach der russischen Invasion am 24. Februar seien es bis zu 10.000 Menschen am Tag gewesen.
Berlin habe zumindest 50.000 Geflüchtete bisher aufgenommen
Bisher befanden sich in der Messe-Notunterkunft 900 Betten; in der Nacht zum Dienstag seien 666 Menschen im UA Tegel untergebracht worden, 760 Schlafplätze vor Ort waren noch unbelegt. Eine konkrete Zahl der aktuell in Berlin ansässigen Geflüchteten gibt es immer noch nicht – allerdings seien es mindestens 50.000, möglicherweise bis zu 100.000 Menschen.
Der weitere Betrieb des UA Tegel wird mit monatlichen Kosten von etwa zehn Millionen Euro berechnet. Eine teilweise Übernahme dieser Kosten durch den Bund werde infolge des Beschlusses der Ministerpräsidentenkonferenz angestrebt, so die Senatssozialverwaltung.
Im UA Tegel wird den Geflüchteten nicht nur eine Notunterkunft, in der Regel nur für zwei oder drei Nächte, angeboten, sondern der ehemalige Flughafen dient auch als Verteilzentrum: Dort werden sie registriert und teilweise direkt am selben Tag in andere Bundesländer umverteilt. Diese Umverteilung sei noch nötig, Berlin habe bisher die Geflüchteten „deutlich überproportional“ aufgenommen, hieß es in einer Mitteilung der Senatsverwaltung für Integration.
Wie geht der Krieg weiter – und ist Berlin dafür vorbereitet?
Mit der Schließung der Messe verabschiede man sich allerdings nicht vollständig von einer möglichen Funktion der Hallen als Notunterkunft. Die Anlage wird noch nicht abgebaut. Im Fall eines erneuten Anstiegs der ankommenden Geflüchteten könne die Einrichtung jederzeit reaktiviert werden, so ein Senatssprecher. Viele in der ukrainischen Community in Berlin erwarten bis zum 9. Mai einen neuen Höhepunkt der Flüchtlingsankünfte; an jenem Tag wird in Russland der Tag der Befreiung gefeiert. Die russische Seite werde wahrscheinlich alles dafür tun, heißt es, den Krieg bis zu diesem Tag zu beenden. Das könnte noch mehr Menschen aus der Ukraine vertreiben.


