Ukraine-Krieg

Ukraine-Newsblog: Nordkorea sichert Putin „volle Unterstützung“ zu

+++ Ukraine befreit Siedlungen +++ Russischer Sprengstoff in Titandioxid-Fabrik +++ Damm am Fluss Mokri Yaly angeblich gesprengt +++ Alle Infos im Newsblog +++

Wladimir Putin, der russische Präsident, wird  von Nordkoreas Machthaber Kim gelobt. 
Wladimir Putin, der russische Präsident, wird von Nordkoreas Machthaber Kim gelobt. Mikhail Metzel/TASS/imago
Die Lage am Montag in der Ukraine – das Wichtigste im Überblick
  • Nordkoreas Machthaber Kim lobt den Führungsstil Putins.
  • Ukraine befreit mehrere Siedlungen im Gebiet Donezk.
  • Russland bereitet Evakuierungen im Norden der Krim vor.
  • Wolodymyr Selenskyj fordert Strafe für Russland nach Schüssen auf Rettungsboot.
  • Wasserstand am Kachowka-Staudamm sinkt.
  • Ukraine meldet Sprengung eines weiteren, kleinen Damms durch Russland.

Montag, 12. Juni

Zahl der Todesopfer nach Bruch von Staudamm steigt auf mindestens zehn

Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine ist die Zahl der Todesopfer nach ukrainischen Angaben auf mindestens zehn gestiegen. Der ukrainische Innenminister Igor Klymenko erklärte am Montag im Online-Dienst Telegram zudem, 41 weitere Menschen würden in der Stadt Cherson und der umliegenden Region noch vermisst.

Der in russisch besetztem Gebiet liegende Kachowka-Staudamm am Fluss Dnipro war vergangene Woche teilweise zerstört worden, große Mengen Wasser traten aus. Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Kiew und Moskau werfen sich gegenseitig vor, für den Dammbruch verantwortlich zu sein.

Nordkoreas Machthaber Kim lobt Putin

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat Russlands Präsident Wladimir Putin laut Staatsmedien die „volle Unterstützung“ seines Landes zugesichert. In einer von der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA veröffentlichen Grußbotschaft an den Kreml-Chef anlässlich des russischen Nationalfeiertags am 12. Juni beteuerte Kim die „volle Unterstützung und Solidarität für das russische Volk im Kampf“ für seine „souveränen Rechte“.

Ohne die russische Invasion in der Ukraine direkt zu erwähnen, lobte Kim Putins „korrekte Entscheidung und Führung (...), um die eskalierende Bedrohung durch feindliche Kräfte zu vereiteln“.

Pjöngjang hatte zuvor westliche Waffenlieferungen an die Ukraine verurteilt. Den russischen Angriffskrieg bezeichnete Nordkorea in der Vergangenheit als „Stellvertreterkrieg“ der USA, der darauf abziele, Russland zu zerstören.

Die USA hatten Nordkorea im Januar vorgeworfen, die russische Söldnergruppe Wagner mit Raketen ausgestattet zu haben. Nordkorea bestreitet die Anschuldigungen.

Moskau will ukrainische Angriffe abgewehrt haben

Russland hat nach eigenen Angaben ukrainische Angriffe rund um mehrere Dörfer im Südosten der Ukraine abgewehrt. Moskau widersprach damit am Montag ukrainischen Angaben über erste Erfolge der Gegenoffensive gegen die russischen Invasionstruppen. Der frühere ukrainische Botschafter in Berlin, forderte unterdessen eine deutliche Aufstockung der deutschen Panzerlieferungen, um der Ukraine bei ihrer Gegenoffensive zu helfen.

Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte am Montag mit, russische Verbände hätten drei ukrainische Angriffe nahe Welyka Nowosilka in der ostukrainischen Region Donezk abgewehrt. Die Ukraine hatte hingegen Geländegewinne in den vergangenen Tagen im Gebiet von Welyka Nowosilka verkündet. Dabei seien am Wochenende drei Dörfer zurückerobert worden.

Am Montag teilte das Verteidigungsministerium in Kiew zudem mit, die ukrainischen Truppen hätten ein viertes Dorf in dem Gebiet unter ihre Kontrolle gebracht. Die widersprüchlichen Angaben aus Moskau und Kiew ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Militärischer Geheimdienst: Russland bereitet Evakuierungen in der Krim vor

Nach der Sprengung des Kachowka-Staudamms bereitet Russland Evakuierungen in der besetzten Stadt Armiansk im Norden der Krim vor. Das berichtet der ukrainische Militärgeheimdienst am Montag.

Dem Bericht zufolge habe Wassermangel den Betrieb des Crimean-Titan-Werks, einer Fabrik zur Herstellung von Titandioxid, derart gestört, dass Vorbereitungen zur Evakuierung von Mitgliedern der russischen Besatzungsverwaltung sowie der örtlichen Bevölkerung aus dem Gebiet. Russland werde demnach die Produktion des Werks möglicherweise vollständig einstellen, Ingenieure hätten Sprengstoff in der Anlage deponiert.

Sollte es zu einer Explosion kommen, würde dies laut ukrainischem Militärgeheimdienst „eine künstliche, von Menschen verursachte Katastrophe mit schrecklichen Folgen bedeuten“. Im Falle einer Explosion in der Anlage wird eine Ammoniakwolke, je nach Windrichtung, die umliegenden Gebiete innerhalb einer halben Stunde bedecken. 

Verteidigungsministerium verkündet Rückeroberung der Ortschaft Storoschewe

Die stellvertretende Verteidigungsministerin der Ukraine Anna Malerin hat auf dem Online-Nachrichtendienst Telegram die Zurückeroberung des Dorfes Storoschewe mitgeteilt. Am Montagmorgen veröffentlichte das Ministerium ein Video, das zeigt, wie ukrainische Soldaten und Marinesoldaten aus Odessa am Ort ankommen und die ukrainische Flagge entfalten, um Storoschewe befreit zu erklären.

Storoschewe liegt an der Grenze zwischen den Regionen Donezk und Saporischschja in der Gegend, wo ukrainische Truppen auch am Vortag bereits die Einnahme mehrerer Siedlungen verkündet hatten.

Deutsches Rotes Kreuz schickt Hilfe nach Nowa Kachowka

Nach der Zerstörung des Staudammes in der ukrainischen Stadt Nowa Kachowka schickt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) weitere Hilfslieferungen in das Überschwemmungsgebiet. Wie das DRK mitteilt, soll ein Transport mit zwei Rettungsbooten, 6000 Hygiene-Kits, 200 Neopren-Anzügen und 100 Rettungswesten am Dienstag auf die Reise gehen. Der ungefähre Warenwert der Hilfsgüter aus Sachsen belaufe sich auf etwa 400.000 Euro.

Die derzeit etwa 16.000 betroffenen Menschen benötigten dringend Hilfe. Man stehe im engen Austausch mit dem Ukrainischen Roten Kreuz. Zugleich bittet das DRK um Spenden für die Menschen in der Region.

Dörfer im Gebiet Donezk in der Nacht zu Montag befreit

Die ukrainischen Streitkräfte haben in der Nacht zu Montag die Befreiung von mehreren Siedlungen im östlichen Gebiet Donezk gemeldet. Nach Angaben des Militärs wurden mehrere Dörfer befreit, darunter Blahodatne, Neskuchne und Makariwka.

Ebenfalls am Sonntag meldete der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte, dass die 59. motorisierte Brigade eine russische Stellung in der Nähe der Frontstadt Awdijiwka zurückerobert habe.

Valeriy Shershen, ein Sprecher des ukrainischen Militärs, sagte am Sonntag, dass die russischen Streitkräfte einen kleinen Damm am Fluss Mokri Yaly gesprengt hätten, was zu Überschwemmungen an beiden Ufern führte, um die ukrainische Gegenoffensive zu verlangsamen. Dies habe jedoch keinen Einfluss auf die ukrainischen Aktionen, so der Sprecher.

Russland spielt ukrainische Vorstöße in Donezk herunter

Einige russische Quellen spielen die ukrainischen Vorstöße offenbar herunter, indem sie behaupten, die Kämpfe fänden in „Grauzonen“, in umkämpften Gebieten oder in Gebieten statt, die Russland vor den ukrainischen Angriffen in der Südukraine noch nicht vollständig besetzt hatte.

„Russische Quellen bezeichnen ukrainische Gebietsvorstöße durch russische Verteidigungslinien wahrscheinlich als Eroberung von ‚Grauzonen‘, um ukrainische Gewinne herunterzuspielen und Berichte über ukrainische Streitkräfte, die die Verteidigungslinien durchbrechen, zu unterlassen“, heißt es im letzten Update des Instituts für Kriegsforschung (ISW).

Obwohl die ukrainischen Streitkräfte mehrere Dörfer befreit hätten, seien Behauptungen über einen ukrainischen „Durchbruch“ zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht, so der ISW.

Selenskyj: „Sogar Tiere haben mehr Moral als Sie, russischer Staat“

Russische Truppen haben nach Angaben des Präsidentenamts in Kiew im überschwemmten Kriegsgebiet Cherson auf ein Rettungsboot mit Zivilisten geschossen. Drei Menschen kamen ums Leben, zehn wurden verletzt, wie die Behörden mitteilten.

„Russen sind feige Terroristen“, teilte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, in seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram am Sonntag mit. „Sie haben den Zivilisten in den Rücken geschossen.“ Die Verletzten hätten es über den Fluss Dnipro bis in die Stadt Cherson geschafft, die von ukrainischen Kräften kontrolliert wird.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte die Schüsse scharf. „Sogar Tiere haben mehr Moral als Sie, russischer Staat“, sagte Selenskyj in seiner am Sonntag in Kiew verbreiteten allabendlichen Videobotschaft. „Russische Terroristen beschießen weiter Evakuierungswege, Evakuierungspunkte, Boote, die die Menschen wegbringen.“

Der Großteil des Gebiets Cherson ist von russischen Truppen besetzt. Die Kriegsparteien werfen sich seit Tagen gegenseitig Beschuss vor, während nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms dort Helfer versuchen, Bewohner ins Trockene zu bringen. Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich häufig nicht unabhängig bestätigen.

Mann wollte Frau schützen und wird getötet

Der ukrainische Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Prokudin, teilte mit, dass ein 74 Jahre alter Mann tödliche Schusswunden erlitten habe, während er mit seinem Körper eine Frau schützen wollte. Auf dem Boot seien insgesamt 21 Menschen gewesen, die sich in Sicherheit bringen wollten, teilte das Innenministerium in Kiew mit und veröffentlichte dazu Fotos der Geretteten.

Immer wieder holen Rettungskräfte auch Menschen von der linken Dnipro-Uferseite, die unter russischer Kontrolle steht. Dabei gibt es unabhängig von dem großen Fall immer wieder Verletzte. Der Generalstaatsanwalt gab ihre Zahl am Sonntag mit insgesamt 23 Menschen an.

14 Opfer nach Sprengung des Kachowka-Staudamms

Nach der Zerstörung des Staudamms am Dienstag wurde die Zahl der Hochwasseropfer mit inzwischen 14 angegeben, davon acht in dem von Russland kontrollierten Teil des Gebiets Cherson. Tausende Menschen wurden auf beiden Seiten in Sicherheit gebracht. 35 Menschen gelten im Gebiet Cherson noch als vermisst, darunter sieben Kinder.

Das Hochwasser sinkt inzwischen. Laut Militärgouverneur Prokudin verringerte sich die Fläche des überschwemmten Gebiets von 139 auf nun noch 77,8 Quadratkilometer. Experten sprechen von einer schweren Umweltkatastrophe.

(mit DPA/AFP)