Nach der Lieferung westlicher Waffensysteme an die Ukraine gewann ein weiteres Thema zunehmend an Bedeutung: die Ausbildung. Andernfalls wüssten die Ukrainer nicht, wie man die Waffen im Kampf gegen die russischen Angreifer bedient.
Daher hatten sich Deutschland, die Niederlande und Dänemark zusammengeschlossen, um die ukrainischen Soldaten zu trainieren. Dabei hatten sie womöglich nicht erwartet, dass eine der höchsten Hürden die Sprache sein würde.
„Übersetzer sind die größte Herausforderung“, sagte Martin Bonn, ein niederländischer Brigadegeneral, der britischen Financial Times. Er ist stellvertretender Leiter der multinationalen EU-Trainingsmission, die im vergangenen November ihre Arbeit aufgenommen hatte, um die Ukrainer militärisch zu schulen. Normalerweise setzen Kiew und die westlichen Kräfte Übersetzer ein, damit sich die Soldaten unterschiedlicher Herkunft verständigen können. Dies soll jedoch nicht immer der Fall sein. Genaueres schreibt die Zeitung dazu nicht.
Laut der Financial Times werden bis Ende des Jahres etwa 10.000 ukrainische Soldaten in Deutschland ausgebildet worden sein. Während der Trainingseinheiten demonstriert das westliche Militär den richtigen Umgang mit Panzern, Artillerie und Luftverteidigungssystemen. Insgesamt wurden von Kiew etwa 63.000 Rekruten zur Teilnahme an Ausbildungslagern in Europa und den USA geschickt.
Alter und Fähigkeiten der ukrainischen Soldaten sehr unterschiedlich
„Die größte Herausforderung besteht darin, Begriffe zu übersetzen, die im militärischen oder technischen Kontext verwendet werden“, sagte Bonn am Rande einer Panzerschießübung auf einem Militärstützpunkt in der Nähe von Klietz in Sachsen-Anhalt. Die europäischen Ausbilder seien beeindruckt von der „unglaublichen Motivation“ der Rekruten, obwohl Alter und Fähigkeiten der Soldaten sehr unterschiedlich seien. Ein ukrainischer Freiwilliger in Deutschland sei zum Beispiel 71 Jahre alt gewesen.
Die ukrainischen Soldaten zeigten demnach besonders großes Interesse an den Leopard-1A5-Panzern in Klietz. Dabei handelt es sich um einen Vorgänger der Leopard-2-Panzer, deren Lieferung Anfang dieses Jahres innerhalb der deutschen Regierung für viel Diskussion sorgte. Nach starkem Druck, auch vonseiten der Ukraine und der Nato-Verbündeten, entschied sich Deutschland, die Panzer in die Ukraine zu liefern.
Financial Times bestätigt wenige Fortschritte bei Gegenoffensive
Die im Juni gestartete ukrainische Gegenoffensive brachte jedoch nicht den erhofften Durchbruch im Abwehrkampf gegen die russische Invasion. Die ukrainischen Soldaten und ihre westlichen Ausbilder seien sich „sehr bewusst“, dass Kiew „nicht die erhofften Fortschritte“ erzielt habe, wie die Financial Times berichtet. Laut Bonn sind Russlands hoch entwickelte elektronische Kriegsführung und der Einsatz von Drohnen zwei Gründe für die Probleme der Ukraine. „Wir suchen nach Möglichkeiten, die Ukrainer auf den Einsatz in solch einem Umfeld vorzubereiten“, so Bonn.



