Berlin-Den ersten Wahlgang der Oberbürgermeisterwahl in der südbrandenburgischen Stadt Cottbus hat recht überraschend die SPD gewonnen. Am Sonntag standen sieben Kandidaten zur Wahl. Der SPD-Mann Tobias Schick errang 31,8 Prozent und lag damit klar vor dem AfD-Kandidaten Lars Schieske, der 26,4 Prozent der Stimmen erhielt. Die Wahlbeteiligung lag bei 53,3 Prozent.
Der Sieg des Sozialdemokraten überrascht durchaus: Denn zwar stellt die SPD in Brandenburg seit dem Ende der DDR bislang immer den Ministerpräsidenten, aber der Süden von Brandenburg ist seit jeher deutlich konservativer als der Rest des Berliner Nachbarlandes. Dazu kommt, dass die Stadt bislang von einem CDU-Mann regiert wurde. Holger Kelch scheidet auch nicht aus politischen Gründen aus oder wurde abgesetzt, sondern geht aus gesundheitlichen Gründen.
Als Kandidat für die CDU trat nun Thomas Bergner an, der in der Stadtverwaltung für das Ordnungsdezernat zuständig ist. Er bekam 730 Stimmen weniger als der AfD-Kandidat. Der Generalsekretär der Brandenburger CDU, Gordon Hoffmann, sagte, es tue natürlich weh, dass es der CDU-Kandidat nicht in der Stichwahl geschafft habe.
Linke und Grüne hatten gar nicht erst Kandidaten aufgestellt. Die vier anderen Kandidaten errangen jeweils maximal sechs Prozent der Stimmen.
Wahlsieger war selbst etwas überrascht
Der Wahlsieger selbst zeigte sich nach dem Sieg etwas überrascht und sagte, er habe „nicht ganz“ mit einem solchen Sieg gerechnet. „Ich freue mich und weiß auch, was das bedeutet, weil ich auch sehe, wer in der Stichwahl ist. Das ist eine Herausforderung“, sagte er in einem Interview. Nun dürfe der Wahlkampf nicht ermüden. „Ich sage mal: Attacke. Jetzt geht’s erst richtig los.“
Schick ist 41 Jahre alt, hat an der Uni in Cottbus Wirtschaftsingenieurwesen studiert und ist derzeit Geschäftsführer des Stadtsportbundes. Der Wahlsieger hofft nun, dass ihn die anderen Parteien unterstützen bei der Stichwahl gegen die AfD. „Wir brauchen nicht nur Protest, sondern wir wollen nach vorn kommen.“
AfD hat die Briefwahl ganz klar verloren
AfD-Kandidat Lars Schieske sagte: „Wir sind in der Stichwahl. Alles andere zählt nicht.“ Er ist hauptberuflicher Feuerwehrmann, der diese Arbeit derzeit aber nicht ausübt. Bei den Landtagswahlen 2019 wurde er für die AfD, die in Brandenburg vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft ist, in den Potsdamer Landtag gewählt. Der 45-Jährige nannte das Ergebnis akzeptabel. Er verwies darauf, dass die Partei an der Wahlurne gewonnen habe, den ersten Platz aber durch die Briefwähler verlor.
Im vorläufigen Ergebnis heißt es, dass die AfD in den Wahllokalen 32,6 Prozent bekam, bei den Briefwählern nur 15,5 Prozent. Bei der SPD waren es 30,5 Prozent im Wahllokal und 34 bei den Briefwählern.
Am Sonntag kursierte im Internet der Vorwurf des Wahlbetrugs, weil an einigen Wahlzetteln die obere rechte Ecke fehlte. In einer Telegram-Gruppe wurde behauptet: Wenn jemand als AfD-Wähler erkannt wurde, sei dessen Wahlzettel mit der fehlenden Ecke ungültig gemacht worden. Dazu stellte die Stadtverwaltung fest: Die Ecke fehlt bei allen Wahlzetteln. Das sei nur ein Hinweis für Menschen mit Sehbehinderungen, damit die ihre Schablone für die Wahl richtig einlegen können.

Insgesamt ist die Stärke der SPD nur auf den zweiten Blick überraschend. Zwar war die AfD bei der Kommunal- und bei der Landtagswahl 2019 jeweils die stärkste politische Kraft in Cottbus geworden. Doch bei der Bundestagswahl im vergangenen Herbst hatte die SPD gewonnen.


