Gastbeitrag

Slavoj Zizek: Wild Things im Nahen Osten – Sie nennen es Frieden, wenn nur einer überlebt

Wie in einem Thriller voller Täuschungen entfaltet sich die Realität im Nahen Osten. „Frieden“ wird zur Chiffre für Zerstörung – und zeigt, warum wir Teil des moralischen Desasters sind.

Slavoj Zizek
Slavoj ZizekArne Dedert/dpa

Meine liebsten Detektivromane sind jene, die mit mehreren Auflösungen enden: Zuerst wird der Mörder öffentlich überführt; dann erfahren wir, dass der wahre Täter jemand ist, der falsche Beweise gelegt hat, um um seine Spur zu verwischen und die Schuld einem anderen zuzuschieben; dann stellt sich heraus, dass beide Verdächtigen zusammengearbeitet haben und es überhaupt keinen Mord gab ... Der Extremfall in dieser Hinsicht ist der Film „Wild Things“ (John McNaughton, 1998), mit sechs aufeinanderfolgenden Auflösungen. Die Handlung folgt einem Highschool-Berater in Südflorida, der von zwei Schülerinnen – der wohlhabenden Suzie und der aus einfachen Verhältnissen stammenden Kelly – der Vergewaltigung beschuldigt wird. Was folgt, sind mehrere Enthüllungen, nachdem ein Polizist die angeblichen Verbrechen untersucht. Zuerst erfahren wir, dass Suzie, Kelly und der Berater gemeinsam handelten, um Geld von Kellys reicher Mutter zu erpressen, und so weiter...

Berliner Zeitung

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