Der Klimaversteher

Klimapanik: Dass uns nur noch zehn Jahre bleiben, wurde uns schon vor fünfzig Jahren gesagt

Der Klimawandel setzt überall die Ökosysteme unter Stress; eine Menschheitsbedrohung sei er aber nicht, schreibt unser Gastautor.

In Nepal beginnt die Waldbrandsaison.
In Nepal beginnt die Waldbrandsaison.Sanjit Pariyar/imago

Als Einstieg in den Weltklimaprozess gilt die UN-Klimarahmenkonvention von 1992 mit der grundsätzlichen Übereinkunft zwischen Industrie- und Entwicklungsländern: Klimavereinbarungen dürfen die Wohlstandsaufholjagd der ärmeren Länder nicht behindern. Denn aus deren Blickwinkel gab (und gibt) es Wichtigeres als das Klima: Hunger, Armut, Kindersterblichkeit, mangelnder Zugang zu sauberem Wasser, zu medizinischer Versorgung und so weiter.

Wer Armut bekämpfen und Wohlstand schaffen will, muss Energie zur Verfügung stellen. Dieser Zusammenhang ist seit langem bekannt. Schon Lenins Verdikt „Kommunismus, das ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung“ drückte aus: Das (Arbeiter-)Paradies muss elektrifiziert sein, sonst ist es keines. Seit mehr als hundert Jahren sind die Annehmlichkeiten des modernen Lebens nicht ohne Strom zu haben. Stromerzeugung in großem Stil geschieht in Kraftwerken; 1990 vollzog sich circa 80 Prozent der weltweiten Stromerzeugung auf fossiler Basis. Dass Autofahren auch ein Wohlstandsindikator ist, sei nur am Rande erwähnt. Die Wohlstandslücke zwischen Schwellen- und Industrieländern zu verringern und zu schließen, bedeutet, zuzulassen, dass der weltweite CO₂-Ausstoß weiter ansteigt.

Berliner Zeitung

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