Eine Zwölfjährige setzt sich auf eine Zufahrt zur A100 in Steglitz und blockiert mit anderen Demonstranten Autofahrer. Ist das Irrsinn oder Mut? In diesen Tagen noch mal so jung zu sein wie die junge Demonstrantin, klingt wenig verlockend. Seit zwei Jahren stellt die Pandemie alles auf den Kopf, was die Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen zur spannenden Lebensphase macht.
Freundschaften und die erste Liebe finden, Experimente wagen, all das schnurrte in Zeiten der Kontaktbeschränkungen oft auf eine einsame Existenz hinter dem Laptop oder am Smartphone zusammen. Als wäre das Virus nicht genug, ist die von den Erwachsene geschaffene Welt offensichtlich derart in Unordnung, dass viele junge Menschen sich vor ihr fürchten.
Der Klimawandel als existenzielle Bedrohung ist die Projektionsfläche für alle Ängste in einer unsicheren Zeit. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Heranwachsende Katastrophen erleben werden, für die uns heute Erwachsenen die Vorstellungskraft fehlt. Der Mensch zeigt bei Gefahr zwei Reaktionen: Flucht oder Gegenwehr. Die Gesellschaft kann dankbar dafür sein, dass viele um das Klima besorgte junge Menschen nicht aufgeben wollen. Engagement ist immer ein Pfund, mit dem eine Demokratie wuchern kann.



