Berliner Senat

In Klausur: An diesem geschichtsträchtigen Ort tagte der Berliner Senat

Die schwarz-rote Landesregierung trifft sich am Wochenende zur Klausur. In einem Vier-Sterne-Hotel in Templin geht es um Geflüchtete und den Haushalt.

Das Hotel Döllnsee-Schorfheide: In dem Vier-Sterne-Haus residieren am Wochenende die Berliner Senatoren und Senatorinnen.
Das Hotel Döllnsee-Schorfheide: In dem Vier-Sterne-Haus residieren am Wochenende die Berliner Senatoren und Senatorinnen.Gueffroy/imago

Swimmingpool, Spa-Bereich mit Saunen, noble Suiten für etwa 240 Euro die Nacht – das Hotel Döllnsee-Schorfheide ist eine der Top-Adressen in Brandenburg, etwa 70 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Am Wochenende zieht sich dorthin die schwarz-rote Regierung unter Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner zu einer Klausur zurück. Es ist ein geschichtsträchtiger Ort, diente einst Reichsmarschall und Hitler-Vertrauten Hermann Göring als Gästehaus, später logierten dort SED-Funktionäre.

Vor vier Wochen hat der neue Senat seine Arbeit aufgenommen. Themen gibt es  am Wochenende zur Genüge. In der Schorfheide soll der Fahrplan für die Regierungszeit festgezurrt werden – auf der Tagesordnung sind unter anderem der Haushalt 2024/25 sowie die Integration und Unterbringung von Geflüchteten, heißt es aus der Senatskanzlei.

Im Mittelpunkt steht vor allem die gerade gegründete Taskforce zur Integration und Unterbringung von Geflüchteten. Wegner hat diese zur Chefsache erklärt. Sie wird von ihm und Sozial- und Integrationssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) geleitet, nahm vergangene Woche die Arbeit auf. Ziel ist es unter anderem, die bis zu 12.000 weiteren Geflüchteten, die nach aktueller Prognose bis Ende des Jahres nach Berlin kommen, gleichmäßig über die Bezirke zu verteilen. In manchen regt sich bereits Widerstand, wie in Pankow und Charlottenburg.

Weiteres Thema könnte ebenso der Umgang mit den Klima-Klebern sein und das könnte für Zoff in dem Wellness-Hotel sorgen. Geht es nach Wegner, sollen sie bis zu fünf Tage in Präventivhaft genommen werden können, außerdem sollen sie satte Strafen wegen Sachbeschädigung zahlen. Die SPD ist allerdings dagegen, Aktivisten der Letzten Generation vorsorglich in Gewahrsam zu nehmen. Das alles wird von Sonnabend bis Sonntag zu besprechen sein.

Das Haupthaus des Hotels in Templin, Ortsteil Groß Dölln, wurde im Jahr 1941 im Auftrag von Reichsmarschall Hermann Göring errichtet. Es wurde nach seinem Leibjäger Willy Schade benannt und diente fortan als Gästeloge für Görings Residenz Carinhall, die sich unweit am Südostufer des Großen Döllnsees befand und am 28. April 1945 auf Befehl Görings gesprengt wurde.

Hotel in der Schorfheide: Gäste waren Breschnew und Helmut Schmidt

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging das Gebäude in den Besitz der DDR – diente erst als Jugendherberge und später als repräsentatives Ferien- und Gästehaus. Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht sowie andere DDR-Prominente waren in dieser Zeit regelmäßig Gäste des Hauses. 

Auch Leonid Breschnew, seinerzeit Staatsoberhaupt der Sowjetunion, logierte hier, während er als Gast des damaligen DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker zur Staatsjagd in der Schorfheide weilte. Und 1981 traf sich dort Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt mit Honecker. Nach dem Mauerfall kam das Hotel in private Hand. Inzwischen trägt es vier Sterne, hat 174 Betten und auf der Speisekarte stehen Fisch-, Fleisch- und Wildspezialitäten direkt aus der Schorfheide. Ein Wohlfühlort, wie es auf der Homepage steht. Mal sehn, ob sich das auf die Stimmung in der Senatsklausur auswirkt.