Bundestag und historische Verantwortung

Geschichtspolitik nach Bedarf: Warum der Holodomor Völkermord gewesen sein soll

Der Bundestag hat sich nach einer Blitzdebatte ukrainischem Druck gebeugt. Sieht so aus, als würde deutsche Politik in Kiew gemacht. Ein Kommentar.

Das Holodomor-Denkmal in Kiew war am 26. November wieder Zentrum des nationalen Gedenkens an die etwa vier Millionen ukrainischen Opfer der Politik Stalins, der auch mehr als drei Millionen Russen und 1,2 Millionen Kasachen zum Opfer fielen.
Das Holodomor-Denkmal in Kiew war am 26. November wieder Zentrum des nationalen Gedenkens an die etwa vier Millionen ukrainischen Opfer der Politik Stalins, der auch mehr als drei Millionen Russen und 1,2 Millionen Kasachen zum Opfer fielen.Imago/Ukraine Presidency

Es musste erst ein Krieg ausbrechen, um die Leidens- und Schreckensgeschichte der Ukraine ins deutsche Bewusstsein zu hieven. Der Vernichtungsfeldzug NS-Deutschlands gegen die Sowjetunion, der die Ukraine massiv traf, hat dazu nicht ausgereicht. Erst 2021, 80 Jahre nach den Massakern von Babyn Jar, redete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Kiew wenigstens Klartext über die deutschen Verbrechen der Besatzungszeit, sprach von einem „Holocaust durch Kugeln“, dem in der Ukraine mehr als eine Million Juden zum Opfer fielen. Hinzu kamen viele weitere Ukrainer. Steinmeier fragte: „Wer in meinem Land, in Deutschland, weiß heute noch davon?“

Berliner Zeitung

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