Die überwiegende Mehrheit der russischen Opposition verortet die Schuld für den Angriffskrieg gegen die Ukraine ausschließlich beim Kreml mit Wladimir Putin an seiner Spitze und verwehrt sich vehement gegen alle Versuche, auch nur einen Teil der Verantwortung bei der russischen Bevölkerung zu sehen. Alle Umfragen, die eine stabile Unterstützung für die Politik des Kremls zu belegen behaupten, begegnen strikter Kritik. Schließlich seien Behauptungen, dass eine absolute Mehrheit der Russen Putin und seinen Krieg in der Ukraine unterstützen, eine „Lüge der russischen Staatspropaganda“, so jüngst Anna Birjukowa, Leiterin soziologischer Abteilung des von Alexej Nawalny gegründeten Antikorruptionsstiftung (FBK).
Seit Beginn der vollumfänglichen Invasion im Februar 2022 steht insbesondere das international renommierte – von der russischen Regierung als „Auslandsagent“ gebrandmarkte – Meinungsforschungsinstitut Levada-Zentrum im Fokus der Kritik. Der Kernkritikpunkt lautet, dass die überwiegende Mehrheit der Befragten angesichts der zunehmenden staatlichen Repressionen ihre wahren Ansichten verheimliche und das Levada-Zentrum die Umfragen solcherart weder adäquat durchführen noch interpretieren könne. Schließlich sei das allgemeine gesellschaftliche Klima in Russland seit Februar 2022 deutlich repressiver geworden und wirke sich somit auf das Antwortverhalten sowie die grundsätzliche Teilnahmebereitschaft bei Umfragen aus. Auch glauben aktuelle Umfragen oppositioneller Strukturen die handwerklichen Mängel von Levada nachzuweisen.

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