Jahre später, als alles längst vorbei war, erzählten mir Freunde aus Belgrad einmal, wie sie im Frühjahr 1999, als die Nato begann, Ziele in Belgrad anzugreifen, auf den Balkon ihres Hochhauses zogen, mit Bier und Ferngläsern, um die Einschläge zu beobachten. So wie sie das erzählten, muss die Stimmung wie bei einem Fußballspiel gewesen sein, nur ohne Wiederholung und Zeitlupe. Ob sie keine Angst gehabt hätten, getroffen zu werden, fragte ich. Hatten sie nicht. Sie hätten mehr Vertrauen in die Präzision der Nato-Kampfflugzeuge gehabt als in die eigene Regierung. Das war ein Irrtum, wie später der Einschlag in die chinesische Botschaft bewies.
An die Balkonszene musste ich dieser Tage oft zurückdenken, als ich Berichte aus und über das Leben in Teheran las.

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