Geoökonomie

Ukraine verzeichnet starke Inflation: Was sind die Gründe für die hohen Kartoffelpreise?

Die Nationalbank der Ukraine warnt ihre Bevölkerung: Die Inflation im kriegsgebeutelten Land wird noch weiter steigen.

Insbesondere die schleppende Kartoffelernte stellt die ukrainische Agrarwirtschaft vor Probleme. Die Inflation im Land soll Prognosen zufolge in den kommenden Monaten noch weiter steigen.
Insbesondere die schleppende Kartoffelernte stellt die ukrainische Agrarwirtschaft vor Probleme. Die Inflation im Land soll Prognosen zufolge in den kommenden Monaten noch weiter steigen.PantherMedia/imago

In der Ukraine ist die Inflation im Vergleich zum Vormonat sprunghaft angestiegen. Wie aus einer Mitteilung der Nationalbank in Kiew hervorgeht, stieg die Inflationsrate im August dieses Jahres auf 7,5 Prozent. Zum Vergleich: Im Juli lag der Wert noch bei 5,4 Prozent.

Hauptgründe für den Anstieg waren in den vergangenen Monaten die knappe Versorgung mit Nahrungsmitteln wie Kartoffeln, Tomaten und anderem Gemüse aufgrund „ungünstiger“ Witterungsbedingungen sowie weltweit gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen. „Die tatsächliche Verbraucherinflation beschleunigte sich im August erwartungsgemäß und übertraf nur geringfügig die Prognose“, heißt es in einem Papier der Nationalbank.

Die sogenannte Kerninflation, also die Entwicklung der Verbraucherpreise ohne Berücksichtigung von Schwankungen bei Nahrungsmitteln und im Energiesektor, stieg laut ukrainischer Notenbank ebenfalls auf 6,5 Prozent – im Vormonat Juli betrug die Kerninflation noch 5,7 Prozent. Nach Schätzungen der Nationalbank in der Ukraine wird die Inflation im Land auch während der Herbstmonate weiterhin zunehmen.

Ukraine: Schwacher Währungskurs setzt Wirtschaft zu

Der Preisanstieg in vielen Lebensbereichen sei auch auf den immer schwächeren Wechselkurs der Hrywnja zurückzuführen. Am Donnerstag erhielt man für einen Euro umgerechnet 45 ukrainische Hrywnja; im Oktober vergangenen Jahres waren es noch 38 Hrywnja. Im Januar 2022 – also einen Monat vor Beginn der russischen Invasion – bekam man für einen Euro 32 Hrywnja. Im Januar 2020 – vor Beginn der Corona-Pandemie in der Ukraine – lag der Wechselkurs noch bei 26 Hrywnja für einen Euro.

Der Hrywnja-Kurs wurde im Vergleich zu den Vorjahren immer schwächer. Derzeit bekommt man für einen Euro 45 Hrywnja. 
Der Hrywnja-Kurs wurde im Vergleich zu den Vorjahren immer schwächer. Derzeit bekommt man für einen Euro 45 Hrywnja. Panthermedia/imago

Auch das Wirtschaftsministerium in Kiew äußert sich in einer Mitteilung zu den Hauptgründen für den zum Teil rasanten Preisanstieg im Land. „Die Beschleunigung des Preisanstiegs bei Verbraucherpreisen sind in erster Linie durch die schlechteren Ernten in diesem Jahr und die höheren Geschäftskosten im Lebensmittel- und Energiebereich sowie steigenden Kosten für Arbeitskräfte zurückzuführen.“ Der über zweieinhalb Jahre andauernde Krieg gegen Russland und die anhaltenden Fluchtbewegungen aus dem Land, die wiederum zu Personalengpässen in den Unternehmen führten, würden die wirtschaftliche Unsicherheit im Land weiter verstärken.

Zudem sind in der Ukraine während der vergangenen Monate Dienstleistungen in weiteren Bereichen gestiegen: von der Medizin, über Mietpreise bei Wohnungen bis hin zur Gastronomie. In lokalen ukrainischen Medien wird beispielsweise über starke Preisanstiege der Müllabfuhrdienste in der westukrainischen Region Lwiw berichtet. Außerdem habe es im August keinen „traditionellen Preisrückgang“ gegeben, der normalerweise im Sommer auftritt, heißt es in dem Schreiben des ukrainischen Wirtschaftsministeriums.