Energiekrise im osteuropäischen Transnistrien: Die seit den frühen 1990ern abtrünnige, völkerrechtlich zur Republik Moldau gehörende Region erhält seit dem 1. Januar kein russisches Gas mehr. Vadim Krasnoselsky, Führer des mehrheitlich slawisch besiedelten Landstrichs östlich des Flusses Dnister (im Unterschied zum rumänisch dominierten Moldau), rief die Bevölkerung auf, ihre Öfen so weit wie möglich mit Holz zu beheizen.
Seit Beginn des neuen Jahres leitet die Ukraine keinerlei russisches Gas mehr Richtung Westen. Grund ist das Auslaufen eines fünfjährigen Transitvertrags mit der russischen Gazprom. Schon vor Monaten hatte Kiew bekannt gegeben, den Vertrag nicht verlängern zu wollen. Betroffen sind außer Moldau auch die EU-Länder Slowakei, Ungarn, Österreich und Tschechien.
Transnistrien, das mit der moldauischen Zentralregierung in Chisinau seit Jahrzehnten im Streit liegt, trifft die Krise ganz besonders. Die britische Nachrichtenagentur Reuters zitierte Sergei Obolonik, den stellvertretenden Ministerpräsidenten der Region, mit den Worten: „Alle Industrieunternehmen sind stillgelegt, außer denen, die Lebensmittel produzieren – also direkt die Ernährungssicherheit Transnistriens gewährleisten.“
Jahrelang keine Zahlungen für russisches Gas geleistet
Das mehrheitlich russischsprachige und von Russland massiv unterstützte Gebiet mit rund 450.000 Einwohnern ist vom Transitstopp der Ukraine besonders schmerzhaft getroffen. Hintergrund ist, dass Transnistrien wohl über Jahre hinweg keine Zahlungen an die russische Gazprom geleistet hat – die Region wurde praktisch umsonst mit Gas versorgt. Erst als sich der ukrainische Transitstopp abzeichnete, meldete Gazprom ernsthaft Zahlungsansprüche an.
Wohl auch wegen der faktischen Gratislieferungen schlug Transnistrien die Angebote des staatlichen moldauischen Gasunternehmens Moldovagaz aus, beim Kauf von Gas aus europäischen Ländern zu helfen. Derartige Lieferungen müssten zu Marktpreisen bezahlt werden.
In den vergangenen Jahren hat Russland rund zwei Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr nach Transnistrien gepumpt. In der Region liegt auch das Kraftwerk, das einen Großteil der 2,5-Millionen-Einwohner-Republik Moldau mit Energie versorgt.
Moldau ist seit vielen Jahren ein geopolitischer Zankapfel, auf dessen Boden sich Russland und der Westen um Einfluss streiten. Das Land hat auch eine lange Geschichte von Zwistigkeiten über russische Gaslieferungen. Die ehemalige Sowjetrepublik versucht ihren Energieverbrauch um mindestens ein Drittel zu senken und importiert mehr als 60 Prozent ihres Bedarfs aus dem benachbarten Rumänien.
Der transnistrische Energieversorger forderte schon am 1. Januar die Familien auf, sich in einem einzigen Raum zu versammeln, die Fenster mit Vorhängen oder Decken abzudecken und elektrische Heizgeräte zu verwenden.
Laut dem transnistrischen Führer Krasnoselsky verfügt die Region über Gasreserven für maximal zehn bis 20 Tage – bei begrenztem Verbrauch. Das wichtigste Kraftwerk werde von Gas auf Kohle umgestellt und in der Lage sein, die Bewohner im Januar und Februar mit Strom zu versorgen. Derzeit seien etwa 1500 Hochhäuser ohne Heizung und Warmwasser. Zudem seien 150 Gaskesselhäuser abgeschaltet worden.


