Afrika

Niger: Russland und USA teilen sich Militärbasis in Afrika

Verfeindete amerikanische und russische Truppen teilen sich im afrikanischen Niger eine Militärbasis. Wie kam es zu dieser unüblichen Allianz?

Demonstranten in Nigers Hauptstadt Niamey nach dem Militärputsch im vergangenen Sommer. Der Niger wendet sich derzeit von den westlichen Partnern, insbesondere der Ex-Kolonialmacht Frankreich, ab und Russland zu.
Demonstranten in Nigers Hauptstadt Niamey nach dem Militärputsch im vergangenen Sommer. Der Niger wendet sich derzeit von den westlichen Partnern, insbesondere der Ex-Kolonialmacht Frankreich, ab und Russland zu.Djibo Issifou/dpa

Im Niger richten sich russische Soldaten auf einem Luftwaffenstützpunkt ein, auf dem auch noch amerikanische Truppen stationiert sind. Das sagte ein ranghoher Vertreter des amerikanischen Verteidigungsministeriums der Nachrichtenagentur Reuters. Demnach mischten sich die russischen Soldaten aber nicht direkt unter die amerikanischen Truppen, sondern nutzten einen separaten Hangar nahe dem Flughafen der nigrischen Hauptstadt Niamey. Die Behörden in Washington seien davon zwar nicht begeistert, die Lage sei jedoch unter Kontrolle.

„Im Moment sehe ich hier kein wesentliches Problem in Bezug auf den Schutz unserer Truppen“, sagte der amerikanische Verteidigungsminister Lloyd Austin während einer Pressekonferenz. Die russischen Truppen hätten zudem keinen direkten Zugang zu den gegnerischen Streitkräften oder deren Ausrüstung.

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Im vergangenen Sommer stürzte das Militär in Niger den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum. Die Militärjunta übernahm die Macht im Land und erklärte die amerikanische Militärpräsenz dort für illegal; man wandte sich seitdem zunehmend Russland zu. Zudem hatte Mitte März der Niger mit sofortiger Wirkung eine Vereinbarung über militärische Zusammenarbeit mit den USA beendet.

Ein erst vor sechs Jahren fertiggestellter amerikanischer Luftwaffenstützpunkt hatte über 100 Millionen Euro gekostet. Etwa 1100 Soldaten aus den USA hielten sich bis zu diesem Zeitpunkt im afrikanischen Land auf.

Bis zum Putsch galt der Niger als einer der letzten westlichen Verbündeten in der Region im Kampf gegen Extremismus und Dschihadisten. Das Land war für die Vereinigten Staaten und die ehemalige Kolonialmacht Frankreich eine bedeutende Basis und Ausgangspunkt für Militäreinsätze gegen Dschihadisten. Doch im Dezember verließen die letzten französischen Soldaten auf Wunsch der neuen Machthaber das Land. Ebenso hat die Bundeswehr ihre Soldaten aus Mali mittlerweile abgezogen. Zuvor diente der Luftwaffenstützpunkt in Niamey auch deutschen Truppen als Logistikdrehkreuz in der Region.

In der Zwischenzeit bemüht sich Moskau darum, die Beziehungen zu mehreren afrikanischen Ländern zu intensivieren, indem es Russland als freundliches Land ohne koloniale Vorgeschichte auf dem Kontinent darstellt. In den vergangenen Jahren hat sich Mali so zu einem der engsten Verbündeten der russischen Führung in Afrika entwickelt. Die berüchtigte Söldnertruppe der Wagner-Gruppe, die auch an vorderster Front in der Ukraine stationiert ist, soll im Niger dschihadistische Aufständische bekämpfen.