Westafrika

USA stimmen Truppenabzug aus dem Niger zu, russische Militärausbilder treffen ein

Nach dem Militärputsch im vergangenen Jahr ziehen die USA ihre Truppen aus dem Niger ab. Wie sich dies auf das Machtgleichgewicht in Westafrika auswirkt.

Militärberater der US Special Forces bilden im Jahr 2018 in Agadez, Niger, einheimische Soldaten aus.
Militärberater der US Special Forces bilden im Jahr 2018 in Agadez, Niger, einheimische Soldaten aus.US Africa Command/DVIDS

Nach monatelangen intensiven Verhandlungen haben die USA zugestimmt, ihre verbleibenden Truppen aus Niger abzuziehen, berichten die New York Times und die Washington Post unter Berufung auf US-Beamte. Nach Angaben von CNN traf der stellvertretende US-Außenminister Kurt Campbell am Freitag mit Nigers Premierminister Ali Lamine Zeine zusammen und sie einigten sich auf den militärischen Rückzug. Die Verhandlungen über den genauen Zeitplan werden in den kommenden Tagen folgen.

„Der Premierminister hat uns gebeten, die US-Truppen abzuziehen, und wir haben dem zugestimmt“, sagte ein ranghoher Beamter des Außenministeriums gegenüber der Washington Post, der anonym bleiben wollte.

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Militärs hatten am 26. Juli im Niger den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum gestürzt, die Macht im Land übernommen, die amerikanische Militärpräsenz dort für illegal erklärt, und sich verstärkt Russland zugewandt. Mitte März hatte der Niger mit sofortiger Wirkung eine Vereinbarung über militärische Zusammenarbeit mit den USA beendet.

Etwa 1100 US-Soldaten hielten sich bis zu diesem Zeitpunkt im Land auf, ein erst vor sechs Jahren fertiggestellter US-Luftwaffenstützpunkt hatte über 100 Millionen Euro gekostet.

Der Niger galt bis zu dem Staatsstreich als einer der letzten Verbündeten in der Region im Kampf gegen Dschihadisten und Extremismus. Für die USA und für die frühere Kolonialmacht Frankreich war das Land ein wichtiger Ausgangspunkt für Einsätze gegen Dschihadisten. Im Dezember verließen die letzten französischen Soldaten auf Wunsch der neuen Machthaber das Land.

Russische Militärausbilder und Militärausrüstung im Niger eingetroffen

Am 11. April waren im westafrikanischen Niger russische Militärausbilder eingetroffen. Ein Flugzeug vom Typ Iljuschin 76 sei in der Hauptstadt Niamey angekommen, berichtete der staatliche Fernsehsender Télé Sahel. Die Militärausbilder haben demnach ein Luftabwehrsystem und andere Militärausrüstung dabei. Das russische Afrikakorps, das in Afrika die Söldner der russischen Wagner-Gruppe ersetzt, bestätigte seine Ankunft im Niger.

Russland werde den Niger „ausrüsten“ und ein Luftabwehrsystem installieren, meldete Télé Sahel. Das System sei in der Lage, die vollständige Kontrolle über den nigrischen Luftraum zu gewährleisten. Die russischen Militärausbilder würden das nigrische Militär so ausbilden, dass sie das System effizient nutzen könnten. Um wie viele Ausbilder es sich handelt, wurde nicht bekannt gegeben.

Nach offiziellen Angaben aus dem Niger hatte der Chef der Militärmachthaber im Land, Abdourahamane Tiani, Ende März mit Russlands Präsident Wladimir Putin telefoniert, unter anderem um über eine „Stärkung“ der Sicherheitskooperation zu sprechen. 

Abzug aus dem Niger „bedeutender Rückschlag“ für die USA

Beamte in Washington bezeichnen die Entwicklungen als „bedeutenden Rückschlag“ für ihre Positionierung und ihre Terrorismusbekämpfungsmaßnahmen in Westafrika. „Es ist unbestreitbar, dass es sich um eine Plattform in einem einzigartigen Teil der afrikanischen Geografie handelt“, sagte ein Beamter des Außenministeriums der Washington Post.

Es gibt Befürchtungen und Anzeichen für eine Eskalation der Gewalt durch dschihadistische Gruppen, ähnlich wie in Mali und Burkina Faso nach den Putschen der vergangenen Jahre.

Washington versucht derzeit, den Eindruck zu erwecken, dass der Rückzug im gegenseitigen Einvernehmen mit Niamey erfolgt und die Truppen nicht wie im Falle Frankreichs zum Abzug gezwungen werden. „Der Premierminister hat wiederholt betont, dass er die historische Partnerschaft mit den USA schätzt und dass er diese Partnerschaft auch in anderen Bereichen aufrechterhalten und vertiefen will“, sagte ein US-Beamter gegenüber der Washington Post.

Ein Whistleblower der US-Luftwaffe hat jedoch letzte Woche in einem Brief an den Kongress enthüllt, dass die Bedingungen für die verbleibenden US-Truppen in Niger unerträglich werden. Darüber hinaus beschuldigte er den US-Botschafter in Niger und seinen Verteidigungsattaché, „absichtlich Informationen zu unterdrücken“, um „die Fassade einer großartigen Beziehung zwischen den Ländern aufrechtzuerhalten“.

Planungen für mögliche alternative Standorte für Anti-Terror-Operationen

Nach dem Staatsstreich im vergangenen Jahr hatte das Pentagon klargestellt, dass es bereits nach alternativen Lösungen suche, die es den USA ermöglichen würden, ihre Anti-Terror-Operationen, einschließlich Drohnenflügen, in Westafrika fortzusetzen. „Wir werden uns natürlich nach anderen Verbündeten im Westen [Afrikas] umsehen, mit denen wir vielleicht eine Partnerschaft eingehen und unsere Mittel dorthin verlegen könnten“, sagte damals Luftwaffengeneral James Hecker, Kommandeur der US-Luftstreitkräfte Europa/Afrika.

Allerdings mussten die US-Streitkräfte letzte Woche einen weiteren Rückschlag hinnehmen, diesmal in Zentralafrika: Beamte im Tschad drohten, ein Militärabkommen zu kündigen, das festlegt, nach welchen Regeln und unter welchen Bedingungen das US-Militär in dem Land operieren kann. In einem Schreiben forderten sie das US-Militär zwar nicht direkt auf, den Tschad zu verlassen, doch wie Beamte gegenüber CNN erklärten, müssten die US-Streitkräfte einen französischen Stützpunkt in der Hauptstadt N'Djamena verlassen. (mit AFP)