Afrika

Politiker schreiben Brandbrief an Macron: „Zur Auslöschung Frankreichs in Afrika verdammt“

Nach dem Militärputsch in Niger zeigen sich französische Politiker besorgt über die Interessen ihres eigenen Landes in Afrika.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im Juni mit dem in der Zwischenzeit gestürzten Präsidenten Nigers Mohamed Bazoum
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im Juni mit dem in der Zwischenzeit gestürzten Präsidenten Nigers Mohamed BazoumTomas Stevens/ABACAPRESS.COM/IMAGO

Eine Gruppe französischer Abgeordnete hat in einem offenen Brief an Präsident Emmanuel Macron gefordert, die französischen Afrikapolitik zu überdenken. Die Krise im Niger zeige, dass Paris von anderen Weltmächten wie Russland, China und den Vereinigten Staaten aus Afrika verdrängt wird, so die Politiker.

Niger wurde in der vergangenen Woche von einer militärischen Machtübernahme erschüttert, wobei die neuen Behörden die Ausfuhr von Uran und Edelmetallen einfroren. Frankreich, das fast ein Fünftel des Urans für seine Kernkraftwerke aus dem afrikanischen Land bezieht, hat seine Unterstützung für ein mögliches militärisches Eingreifen des als ECOWAS bekannten regionalen politischen Blocks zum Ausdruck gebracht.

„Herr Präsident, wir sind keine Nostalgiker des (Kolonialisten) Savorgnan de Brazza, wir träumen nicht von Französisch-Westafrika oder Französisch-Äquatorialafrika, wir wissen, dass die Ära Foccart völlig vorbei ist. Aber wir verstehen nicht, wie sich die französische Politik in Afrika sowohl auf militärischer Ebene als auch in Bezug auf den Begriff der gemeinsamen Entwicklung oder der kulturellen und sprachlichen Zusammenarbeit entwickelt hat“, schreiben in ihrem offenen Brief die drei Abgeordneten der gaullistische Partei Les Républicains. „Heute wird das Zentralafrika von gestern durch das militärische Russafrika, durch das wirtschaftliche Chinafrika oder das diplomatische Amerikafrika ersetzt. Und was soll man leider dazu sagen, dass die französische Sprache hinter der englischen zurückbleibt?“

Die drei Autoren des in der französischen Tageszeitung Le Figaro veröffentlichten und von mehreren Politikern unterzeichneten Briefes sind Roger Karoutchi, Erster Vizepräsident des Senats, zuständig für internationale Beziehungen, Bruno Retailleau, Präsident der Gruppe Les Républicains im Senat, und Christian Cambon, Präsident des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten und Verteidigung des Senats.

„Ist es nicht an der Zeit, unsere Vision von Afrika und seine Beziehung zu Frankreich neu zu überdenken? Sie hatten mehrmals die Absicht, dies zu tun“, plädieren sie. „Es ist wahrscheinlich an der Zeit, da der befreundete Kontinent Afrika Frankreich nicht mehr zu verstehen scheint und seine Rolle und Präsenz zunehmend in Frage stellt.“

Emmanuel Macron: „Sofortige und unerbittliche Reaktion“

Am Sonntag hatten Tausende Unterstützer des Putsches vor der französischen Botschaft in Niamey demonstriert. Einige der Demonstranten trugen russische Flaggen. Als manche versuchten, sich Zugang zur Botschaft zu verschaffen, wurden sie unter Einsatz von Tränengas auseinandergetrieben.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron drohte daraufhin mit einer „sofortigen und unerbittlichen Reaktion“ seines Landes, sollten Franzosen oder Interessen seines Landes im Niger angegriffen werden. Im Niger verbreitet sich wie in anderen westafrikanischen Ländern zunehmend eine antifranzösische Stimmung. In dem Land sind unter anderem 1500 französische Soldaten stationiert.

Am Montag hat die neue Militärjunta der früheren Kolonialmacht Frankreich vorgeworfen, zur Wiedereinsetzung des festgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum militärisch in dem westafrikanischen Land eingreifen zu wollen. Frankreich suche „nach Mitteln und Wegen, um militärisch im Niger zu intervenieren“, hieß es in einer im Fernsehen verlesenen Erklärung.

Nach Staatsstreichen in Mali und Burkina Faso sollte der Niger zur neuen Basis für den Kampf gegen Dschihadisten in der Sahelzone werden. Das Land zählt rund 20 Millionen Einwohner und gehört trotz seiner Uranvorkommen zu den ärmsten Staaten der Welt. (mit AFP)