Der Geruch von starkem türkischen Kaffee mischt sich mit der angespannten Stimmung am Dolmabahçe-Palast in Istanbul. Dort standen sich am Freitag erstmals seit über drei Jahren wieder ukrainische und russische Vertreter direkt gegenüber.
Ein Fortschritt im zähen Verhandlungsprozess um Frieden zwischen Kiew und Moskau? Ja. Beide Seiten einigten sich auf einen Gefangenenaustausch. Jeweils 1000 Soldaten kommen frei. Es ist der größte dieser Art seit Beginn des Krieges.
Doch war Istanbul ein Durchbruch? Keinesfalls.
Zwar haben die Gespräche in der Stadt am Bosporus die Dynamik des Verhandlungsprozesses nach gefühltem Stillstand wieder spürbar beschleunigt, doch die Gräben zwischen Moskau und Kiew bleiben tief.
„Die Positionen sind noch immer Welten entfernt“, sagt ein Journalistenkollege vom russischen Fernsehen. „Aber allein die Tatsache, dass sie wieder reden, ist ein kleines Wunder.“ Die bis dato letzten direkten Gespräche zwischen Russen und Ukrainern fanden ebenfalls hier in Istanbul statt – wenige Wochen nach Kriegsbeginn im März 2022 schienen beide Seiten sich überaus rasch zu einigen. Doch die Gespräche verliefen schlussendlich ergebnislos. Bis heute geben sich Moskau und Kiew gegenseitig die Schuld für den Abbruch der damaligen Verhandlungen.

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