Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grünen) hat den Holocaust-Vergleich des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva im Zusammenhang mit dem Krieg im Gazastreifen zurückgewiesen. „Der Holocaust ist mit nichts zu vergleichen“, sagte sie am Rande des G20-Außenministertreffens in Rio de Janeiro.
Am Wochenende hatte Lula auf einer Pressekonferenz im äthiopischen Addis Abeba das militärische Vorgehen Israels im Gazastreifen nicht nur als „Völkermord“ bezeichnet, sondern die Rafah-Offensive mit dem Holocaust gleichgesetzt. „Was im Gazastreifen mit dem palästinensischen Volk geschieht, hat es zu keinem anderen Zeitpunkt in der Geschichte gegeben. Beziehungsweise hat es das schon gegeben: Als Hitler beschloss, die Juden zu töten.“
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Eine verbale Provokation gegenüber Israel, das seitdem im diplomatischen Clinch mit Brasilien liegt. Jerusalem zitierte den Botschafter Brasiliens nicht etwa ins Außenministerium – wie sonst üblich –, sondern direkt in die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Anschließend erklärte Israel Präsident Lula zur Persona non grata. Das Bundeskanzleramt und das deutsche Außenministerium hatten sich bislang nicht zu Lulas Aussage geäußert.
Baerbock will im Gespräch bleiben – auch USA kritisieren Brasilien
Auf Anfrage der Berliner Zeitung heißt es aus dem Auswärtigen Amt, die Lage im Gazastreifen sei katastrophal; niemanden auf der Welt lasse das dortige Leid kalt. Allerdings seien derartige Vergleiche alles andere als hilfreich. „Sie zeigen, wie wichtig es ist, zur Frage wie das Leid im Nahen Osten für alle beendet werden kann, im Gespräch zu bleiben und um jeden Millimeter Fortschritt zu ringen“, heißt es.
Auch die USA, der größte und wichtigste Verbündete Israels, distanzierten sich von Lulas Äußerungen. Der amerikanische Außenminister Antony Blinken sagte schon vor dem G20-Treffen in der Hauptstadt Brasília, man sei mit dem Holocaust-Vergleich des brasilianischen Präsidenten „nicht einverstanden“.


