Im Krieg gegen die Iran-Verbündeten setzt Israel weiter auf die Strategie der Tötung des Führungspersonals der Feinde: Die israelische Armee teilte am Freitag mit, sie habe seit Beginn ihrer Bodenoffensive im Südlibanon rund 250 Mitglieder der Hisbollah getötet. Es sei gelungen, der Hisbollah einen schweren Schlag zu versetzen, sagte Armeesprecher Nadav Schoschani. Unter den Getöteten seien fünf Bataillonskommandeure und weitere Kommandeure der vom Iran unterstützten Miliz.
Im Iran wird die Entwicklung mit Sorge beobachtet: Zwar feuerte die iranische Armee vor einigen Tagen mehrere Hundert Raketen auf Israel ab, die meisten wurden jedoch vom israelischen Abwehrschirm „Iron Dome“ abgefangen. Teheran äußerte am Freitag die Drohung, der Iran werde im Falle eines Angriffs Israels israelische Energie- und Gasanlagen angreifen. Mit diesen Worten zitiert laut Times of Israel die halboffizielle iranische Nachrichtenagentur SNN den stellvertretenden Kommandeur der iranischen Revolutionsgarde, Ali Fadavi. Er sagte demnach, der Iran werde „alle Energiequellen, Anlagen und alle Raffinerien und Gasfelder“ Israels angreifen.
Irans Außenminister Abbas Araghchi reiste am Freitag zu Gesprächen im Libanon. Der Besuch in der Hauptstadt Beirut solle Irans Solidarität mit dem libanesischen Volk demonstrieren, schrieb Irans Außenamtssprecher Ismail Baghai auf X. Beobachter vermuten, dass es in den Gesprächen vor allem um die Nachfolge des durch einen israelischen Luftangriff getöteten Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah geht. Auch Araghchi sprach Drohungen gegen Israel aus, ohne konkret zu werden. Er sagte: „Sollte Israel weitere Aktionen gegen den Iran unternehmen, wird unsere Antwort härter ausfallen.“
Araghchi wird von zwei Abgeordneten sowie dem Chef des iranischen Roten Halbmonds, einer Schwestergesellschaft des Roten Kreuzes, begleitet. Laut Außenamtssprecher Baghai erhält der Libanon bei dem Besuch eine Hilfslieferung mit 10 Tonnen Nahrungsmitteln und Medikamenten. Die Vereinten Nationen verwiesen auf die Notlage von Gastarbeitern, die aus Drittländern in den Libanon gekommen sind.
Laut der Internationalen Organisation für Migration der Vereinten Nationen (IOM) werden ausländische Hausangestellte zunehmend von den libanesischen Familien im Stich gelassen. Die IOM macht auf die Notlage der 170.000 Wanderarbeiter im Libanon aufmerksam, von denen viele Frauen aus Ländern wie Äthiopien, Kenia, Sri Lanka, Sudan, Bangladesch und den Philippinen sind. Es gebe Berichte über Wanderarbeiter, die von ihren libanesischen Arbeitgebern entweder auf der Straße oder in ihren Häusern zurückgelassen werden, während ihre Arbeitgeber fliehen.
Die prekäre Lage der Zivilbevölkerung scheint die Strategie Israels und seiner Verbündeten zu bestätigen, dass in den feindlich gesinnten Ländern Machtwechsel, sogenannte „regime changes“, anzustreben seien. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte sich bereits am Montag direkt an die Iraner gewandt und ihnen mitgeteilt, dass ein Regimewechsel in Teheran bevorstehe. „Wenn der Iran endlich frei ist – und dieser Moment wird viel früher kommen, als die Leute denken – wird alles anders sein“, sagte Netanjahu in einer Videobotschaft an die Iraner, in der er die „fanatischen Theokraten“, die das Land regieren, scharf kritisierte. „Unsere beiden alten Völker, das jüdische Volk und das persische Volk, werden endlich Frieden haben. Unsere beiden Länder, Israel und der Iran, werden Frieden haben“, fügte er hinzu.
Bereits im Sommer, als die iranische Führung fest im Sattel zu sitzen schien, hatte der Sohn des letzten Schahs dem US-Magazin Newsweek gesagt, eine gezielte westliche Politik könne helfen, das islamistische Regime zu stürzen und einen Verbündeten zu gewinnen. In einem Interview von seinem Standort in Washington, D.C., skizzierte Reza Pahlavi die Vision eines demokratischen Iran, der von den Beziehungen zum Westen profitiert, in Frieden mit Israel und in Harmonie mit seinen Nachbarn lebt. „Mein einziges Lebensziel ist, dass die Iraner endlich an die Wahlurnen gehen und nach ihrem Gewissen abstimmen und über ihr Schicksal entscheiden können“, sagte er in einem Videoanruf.


