Wenn Bilanz gezogen wird, geht es viel um Zahlen. Wie wäre es mit diesen: 72 Tonnen Obst, 90.000 Liter Tee und Kaffee und eine halbe Million Sandwiches. So viel hat die Stadtmission in den letzten sieben Monaten im Willkommenszelt verteilt. Seit 9. März sind 290.000 Geflüchtete durch diese Türen gegangen; sie konnten sich hier nach der langen Reise ausruhen, sich beraten lassen, für Kinder gab es eine Spielecke. Am Anfang besuchten das Zelt bis zu 7000 Geflüchtete am Tag, 150 Ehrenamtliche wurden jeden Tag gebraucht. Das Zelt ist 600 Quadratmeter groß und weiß und steht auf dem Washingtonplatz vor dem Hauptbahnhof. Offiziell heißt das Zelt Welcome Hall Berlin.
Das Zelt wird jetzt abgebaut. In einer Woche, am Freitag, den 30. September, läuft der Vertrag zwischen dem Berliner Senat und der Berliner Stadtmission für die Betreuung der Geflüchteten am Hauptbahnhof ab. Um Mitternacht geht die letzte Schicht im Zelt zu Ende. Ab dem 4. Oktober werden das Willkommenszelt und zwei nebenstehende Container abgebaut, bis zum 12. Oktober sollen die Bauarbeiten erledigt werden. Als Erstankunftsort für die Hunderten Geflüchteten, die weiterhin täglich ankommen, ist der Aufbau einer zweigeschossigen Containeranlage auf dem Washingtonplatz geplant, bestätigte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales gegenüber der Berliner Zeitung.
Tatsächlich sollte aber das Ukraine-Ankunftszentrum im ehemaligen Flughafen Tegel als Hauptstelle für die erste Betreuung der Geflüchteten dienen, sagt der Sprecher der Sozialverwaltung. Dort können sich die Geflüchteten aufwärmen, ausruhen, etwas essen oder bekommen Medikamente. Die Betreuer am Hauptbahnhof werden zukünftig die ankommenden Geflüchteten aus der Ukraine begrüßen und ihnen dann zum Beispiel ein kostenloses Ticket oder den Shuttlebus nach Tegel anbieten.
Es war eine spannende, wenn auch anstrengende Zeit, sagt Barbara Breuer, Sprecherin der Berliner Stadtmission. „Das Wichtige ist jetzt, den Menschen stabile Situationen für ihr weiteres Leben in Berlin anzubieten“, sagt sie. Dazu gehöre Integrationsarbeit, um die Geflüchteten durch den „Behördendschungel“ des Lebens in Deutschland zu begleiten, sowie der Aufbau von Community-Netzwerken. Am ersten und dritten Samstag des Monats veranstaltet die Stadtmission im Haus der Statistik das Café Ukraine – das sollte den Geflüchteten durch Musik, gemeinsames Essen und Workshops sowie Beratung und Hausaufgabenhilfe einen Halt für das Leben in Berlin geben.



