Die industrielle Landwirtschaft stellt uns vor unzählige solche Dilemmata – zum Beispiel die Kükentötung. Mehr als 40 Millionen männliche Küken werden pro Jahr nach dem Schlüpfen getötet, weil sie keine Eier legen und zur Fleischproduktion nicht taugen. Die Bundesregierung will diese Praxis an diesem Mittwoch per Gesetz verbieten. Das ist ein ehrenvolles Ansinnen. Dennoch wird es kein Leid vermeiden.

Die Bundesregierung will am Mittwoch ein Gesetz beschließen, das männliche Küken schützt. Ex-Ministerin Renate Künast reicht der Gesetzentwurf nicht.

Geschlüpfte Hühnchen werden im Ausland getötet

Das liegt daran, dass das Gesetz ausschließlich auf eine technische Lösung abzielt. Mit modernen Verfahren soll das Geschlecht des Embryos bereits im Ei bestimmt werden. Eier mit kleinen Hähnen werden dann vor dem Schlüpfen aussortiert. Das klingt ganz sanft, ist es aber nicht. Nach wissenschaftlichem Kenntnisstand ist davon auszugehen, dass auch die Embryonen ab dem siebten Tag im Ei Schmerz empfinden. Und früher lässt sich ihr Geschlecht mit verfügbaren Technologien nicht bestimmen.

Während die Deutschen weniger Fleisch essen, steigt die weltweite Nachfrage an. Experten sehen den Antibiotika- und Pestizideinsatz mit Sorge.

Der Fleischkonsum sinkt – doch Umwelt und Tiere leiden weiter

Das Verbot der Kükentötung verhindert kein Leid

Manchmal kann man sich noch so anstrengen, und es reicht einfach nicht. Ein Dilemma bleibt ein Dilemma, so sehr sich auch Beteiligte bemühen, es zu verschweigen, zu verdrängen oder mit neuer Technik und klugen Regeln aufzulösen.

Männliche Küken sollen leben dürfen, das will die Regierung an diesem Mittwoch beschließen. Doch das Verbot hilft höchstens dem Gewissen, nicht den Tieren.

Kommentar: Die Küken und unser Gewissen

16:9

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