Meine Drogenerziehung begann früh. Schon in den westdeutschen 80ern wurden in der Schule Broschüren verteilt, in denen leichenblasse Teenager an überdimensionierten Joints zogen. Die gestellten Fotos sollten symbolisieren, dass „Hasch“ nur der Einstieg in den Abstieg wäre. Nach der ersten Tüte würde zwangsläufig eine Drogenkarriere folgen.
„Progressive Cannabis-Politik“
Dann mussten wir im Unterricht „Christiane F. – wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ sehen; der Film machte mich zum Berlin-Fan. Seitdem begleitet uns das Thema der Drogenlegalisierung über die Freigabe von Rauschmitteln im Allgemeinen und die von Cannabis im Besonderen.
Nun hat sich die Bundesregierung endlich zu einem Kompromiss durchgerungen, der mittelmäßiger gar nicht sein könnte: Kauf und Besitz von 25 Gramm Cannabis sollen nicht mehr strafbar sein. 50 Gramm dürfen pro Monat gekauft werden, und – jetzt kommt’s – von sogenannten Cannabisclubs soll der Verkauf an Erwachsene in Modellversuchen getestet werden. Eine „progressive Cannabis-Politik“ nannte das Gesundheitsminister Karl Lauterbach.
Das Gegenteil ist der Fall – und das ist typisch für dieses Land, in dem man seine Bürgerinnen und Bürger grundsätzlich für unmündig hält und ganz im Sinne altväterlicher Bevormundung das kollektive Rauschbedürfnis runterregulieren will, gefahrlos machen und kontrollierbar.


