Alle vier Jahre erstellt die Bundesregierung einen Reichtums- und Armutsbericht, der definiert, welche Haushalte in Deutschland als arm, reich oder zum Mittelstand zählen. Das mittlere Nettoeinkommen liegt danach bei etwa 2900 Euro. Wer weniger als die Hälfte davon verdient (1450 Euro), lebt in Armut, wer etwas mehr als die Hälfte zur Verfügung hat, an der Armutsgrenze.
Die Inflation, steigende Energiekosten und Mieten machen es noch schwerer, nicht arm oder knapp bei Kasse zu sein. Viele können sich heute ihren Lebensunterhalt kaum noch leisten. Selbst bei 2900 Euro netto ist das Leben schwerer bezahlbar geworden. Ganz zu schweigen von Menschen, die nicht mal ein Dach über dem Kopf haben. 2021 fehlte 14 Millionen Menschen ausreichend Einkommen, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Dann kam der Krieg und die Lage verschlimmerte sich.
Politiker haben schon lange festgestellt, dass die Überwindung von Armut die größte Herausforderung der Gegenwart ist. Immerhin geht es auch um soziale Sicherheit. Denn Armut kann nicht gut sein für ein Land, sie schafft Unfrieden und ein Potenzial für Radikalisierung. Das ist seit Jahren bekannt. Doch die Bekämpfung von Armut zur Chefsache zur erklären, bleibt aus.
Auch arme Menschen brauchen eine Lobby
In Berlin gibt es offiziell einen Armutsbeauftragten. Er ist in Neukölln angesiedelt und von den evangelischen Kirchen angestellt worden. Sein Konzept ist, der Armut eine Stimme zu geben – und gezielt in Zusammenarbeit mit anderen unbürokratisch zu helfen.

