Die Menschen und die Landschaften auf beiden Seiten des Oder-Stromes reflektieren die wechselvolle Geschichte beider Länder, ihren Normalzustand, aber auch die Abgründe dieser blutgetränkten Region, deren administrative Gestalt und demografisches Profil ein direktes Ergebnis des Zweiten Weltkrieges sind.
Den Eindruck von freundlich stehen gebliebener Zeit, den Charme der Entschleunigung und der Zurückgezogenheit hat sich das Oderbruch bis heute bewahren können und zieht daher wohl auch vermehrt großstadtmüde Künstler und Intellektuelle – vor allem aus den innerstädtischen Quartieren Berlins – in die Region, an die deutsch-polnische Grenze.
Tief im Oderbruch, im winzigen Dorf Zollbrücke mit gerade einmal 24 Einwohnern, liegt das Theater am Rand – ein hölzernes Gebilde, das auf den ersten Blick an eine halb geöffnete Jurte erinnert. Die Blicke der Besucher gleiten über die grünen Wiesen, auf denen Störche stolzieren. Von dem „schwerfälligen norddeutschen Charakter“ dieser Landschaft, den Theodor Fontane bei seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg einst am Oderbruch vorfand, war dieses Wochenende dort allerdings nichts zu spüren. Im Gegenteil.

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