Lieb Vaterland, magst ruhig sein; die Brandmauer steht. In Hamburg-Elmsbüttel wollte eine fernsehbekannte Köchin die Zelte ihrer Dinnershow auf einer kommunalen Wiese aufschlagen. AfD-Lokalpolitiker waren dafür. In der Bezirksversammlung bekam der Faschismus keine Chance.
Folgendermaßen: Ursprünglich unterstützte nicht nur die örtliche AfD das Vorhaben. Auch SPD, CDU und FDP verwandten sich für eine Ausnahmegenehmigung. Publikumsverköstigung mit Zweierlei vom Beef mit Brioche, Bohnen-Casserole und Café-de-Paris-Jus ist schließlich keine genuin rechtsextremistische Bestrebung. Dass Grüne und Linke dagegen waren, lag eher an der Rasengesundheit.
Beide Blöcke hatten Argumente, zwischen ihnen stand es remis. Aber da waren eben noch jene AfD-Dinnersympathisanten. Denen konnte, durfte die Elmsbüttler SPD keine Schlüsselrolle einräumen. Bundesbeschlusslage, selbst wenn es hier um Erlebnisgastronomie ging und nicht um einen Beistandspakt mit Russland. Damit ihr eigenes Ansinnen nicht dank unappetitlicher Unterstützung durchkam, stimmten zwei Sozialdemokraten einfach nicht mit ab. Als Zeichen im Kampf des Lichts gegen die Finsternis. Ich verstehe die Absicht. Nur: Wer seine Entscheidungen so von seinen Gegnern abhängig macht, gibt denen ziemlich viel Macht.
Die Demokratie sollte zurück in den Fokus
Diese Fixierung, sagt mein Gefühl, macht die AfD noch etwas größer als ihre Umfragewerte. Als Geist, den man stets verneint, wird sie zum Referenzpunkt im Politpalaver. Statt „Ich finde deinen Vorschlag behämmert, weil er nicht funktioniert“ lautet moderner Widerspruch: „Du redest ja wie die Rechten.“ Sahra Wagenknecht wird häufiger als für ihre Auffassungen dafür kritisiert, dass einige sich kaum von Alice Weidels unterscheiden. Jedes Mal antwortet Wagenknecht: „Ich behaupte doch nicht, der Himmel wäre grün, nur weil die AfD sagt, dass er blau ist.“ Die Dame hängt einer gestrigen Denkschule an. Danach verdient es jede Meinung, zuvörderst substanziell und nicht allein nach ihren Vertretern beurteilt zu werden. Wer so denkt, glaubt auch ans bessere Argument.
Von der richtigen Seite tönt das Gegenteil von dem, was die Falschen sagen. Oder gar nichts. Schließlich muss niemand über den Himmel diskutieren, geschweige denn über seine Farbe. Schon schlimm genug, dass alle ihn sehen. Der Himmel kann warten. Notfalls deutet ihn die AfD. Die sammelt alle Themen ein, die andere aus hygienischen Gründen liegen lassen. Der Ekel der anderen ist so übermächtig, dass es ihnen bisweilen bei der Verteidigung der Demokratie auf selbige gar nicht mehr ankommt. Warum sonst verfallen Demokraten auch nur kurzzeitig der Idee, nach einer regelkonform, aber im Ergebnis unbefriedigend verlaufenen Landratswahl die Demokratietauglichkeit des Siegers prüfen und ihn gegebenenfalls disqualifizieren zu wollen?


