820.000 Euro. Das ist die von vielen als obszön hoch empfundene Spendensumme, die der Immobilienunternehmer Christoph Gröner der Berliner CDU zukommen ließ. Das war im Jahr 2020, die Spende wurde ordnungsgemäß veröffentlicht. Dennoch gibt es jetzt Ärger. Gröner hat sich so missverständlich geäußert, dass das dafür zuständige Bundestagspräsidium nun prüfen soll, ob es sich dabei um eine sogenannte Einflussspende handelt. Hat Gröner die Zahlung an Bedingungen geknüpft, die Berlins CDU und deren Chef Kai Wegner erfüllen müssen? Das wäre verboten. Wegner sagt, er lasse sich nicht beeinflussen. Die Antwort des Bundestagspräsidiums steht noch aus.
Doch wer ist dieser Big Spender überhaupt, dieser Gönner? Wer ist Christoph Gröner? Und was will er mit dem Geld erreichen?
Die letzte Frage ist zumindest ganz einfach zu beantworten, wenn man Christoph Gröner glauben mag. Nur Gutes wolle er erreichen, aber gleichzeitig nichts Spezielles. So habe er nie auch nur eine Bedingung für die Verwendung des Geldes gestellt, ja im Zusammenhang mit einer Parteispende nie auch nur „eine Bitte geäußert“, wie Gröner in einer Mitteilung schreibt. Um hinterherzuschieben: „Und wenn ich etwas anderes gesagt habe, dann war es im Affekt und sollte ausschließlich klarstellen, dass wir keinen wirtschaftlichen Vorteil davon haben, wenn wir eine Parteispende vergeben.“ Allerdings formuliere er den Wunsch, die Kinder zu unterstützen, „seit Jahren so gegenüber Politikern, Parteien und Institutionen“.
Politiker, Parteien, Institutionen – sie sind tatsächlich seit mehr als zwei Jahrzehnten ständige Ansprechpartner von Christoph Gröner. In Leipzig zum Beispiel, wo er lange seinen Firmensitz hatte, weil es dort so viele schöne und lukrative Altbauten zum Sanieren gab. Aber auch in Berlin, wo seine CG Elementum mittlerweile angesiedelt ist, suchte und sucht Gröner stets den kurzen Draht zu Entscheidern.
Christoph Gröners Geschichte: Vom Fahrradschrauber und Bauhelfer zum Millionär
Über den Werdegang des heute 54-Jährigen gibt es zahlreiche Erzählungen und Anekdoten. Demnach sei der gebürtige Karlsruher einer, der immer schon angepackt und gemacht habe. Anfangs habe er ausrangierte Fahrräder aufgemöbelt, um sie dann auf dem Flohmarkt zu verkaufen, später habe er als Bauhelfer seine erste eigene Firma aufgemacht: Christoph Gröner Baudienste. Heute gilt er ausweislich seiner Firmenkennzahlen als einer der größten Immobilienunternehmer des Landes: 600 Mitarbeiter, mehr als 80 Immobilienprojekte, mehr als sechs Milliarden Euro Umsatz. Sein Privatvermögen wird auf 80 Millionen Euro geschätzt.

An der Spree wurde Gröner erstmals auffällig mit einer ziemlich überkandidelten, in jedem Fall jedoch spektakulären Idee. Er wollte den seit Jahren verrottenden Steglitzer Kreisel, ein Musterbeispiel West-Berliner Baufilzes und Politikversagens, in einen Wohnturm verwandeln: 111 Meter hoch, 30 Etagen, rund 330 Wohnungen. Alle Eigentum, versteht sich, der Quadratmeter zwischen 4000 und 10.000 Euro.
Angesichts dieser Summen mutete ein Angebot, wie Gröner es nannte, an den Bezirk Steglitz-Zehlendorf besonders bizarr an. Er könne eine Anlaufstelle für Obdachlose am Fuße des Kreisels einrichten, damit diese eine Möglichkeit erhielten, zu duschen und sich mit dem Nötigsten zu versorgen – wie in der Bahnhofsmission.
Daraus wurde dann irgendwie nichts. Wie auch aus all den hochfliegenden Plänen für den Steglitzer Kreisel. Christoph Gröner ist schon lange nicht mehr Eigentümer des entkernten Hochhauses im Berliner Südwesten. Seit Jahren ruhen die sichtbaren Arbeiten an dem ÜBerlin-Tower, wie die Investitionsruine jetzt heißt. Anleger haben viel Geld verloren und klagen gegen die heutigen Eigentümer. Fortsetzung folgt.
Der Steglitzer Kreisel bleibt eine Skandalgeschichte voller teurer Aufreger
So bleibt der Kreisel eine einzige Geschichte von teuren Aufregern. Dazu gehört auch ein Skandal aus dem Jahr 2017. Mitten im Bundestagswahlkampf hing ein 400 Quadratmeter großes Plakat an dem leer stehendem Hochhaus. „Berlin hat noch Luft nach oben“, stand darauf. Und: „Heilmann für hier“, „Merkel für alle“. Darunter prangte das Logo der CDU. Der Clou: Die Partei zahlte keinen Cent. Gröner stellte die Werbefläche kostenlos zur Verfügung, der beworbene Heilmann – es handelte sich um den Millionär und zwischenzeitlichen Berliner Justizsenator Thomas Heilmann – bestritt die Produktionskosten. Heilmann zog für Steglitz-Zehlendorf direkt in den Bundestag ein, dem er bis heute angehört.



