Reisen

Zu viele Touristen: Ort in Österreich stellt Anti-Selfie-Zaun auf

Das Alpenpanorama lockt, die Menschen schießen Fotos – und dem Bürgermeister von Hallstatt reicht’s.

Schluss mit lustig: Ein Holzzaun sollte die Selfiesüchtigen ausbremsen.
Schluss mit lustig: Ein Holzzaun sollte die Selfiesüchtigen ausbremsen.Reinhard Hörmandinger/APA/AFP

Hallstatt, das wird niemand bestreiten, der mal da war oder sich die Bilder der 725-Einwohner-Gemeinde ansieht, ist ein wunderschönes Fleckchen Erde. Das idyllisch am Hallstätter See im österreichischen Salzkammergut gelegene Örtchen gehört sogar zum UNESCO-Welterbe und zieht natürlich Scharen von Touristen an. 

Stichwort Overtourism, damit kennt man sich in Hallstatt aus: Fast eine Million vorwiegend aus Asien und insbesondere China anreisende Tagesbesucher im Jahr überfordern die wenigen Straßen des kleinen Ortes. Kontroversen über das erträgliche Maß von Tourismus und eine Limitierung von Reisegruppen sind längst an der Tagesordnung.

Das Dilemma zwischen wichtiger Einnahmequelle auf der einen und zu viel des Guten auf der anderen Seite war bereits Thema mehrerer Dokumentationen. „Hallstatt süß-sauer“ oder „Am Schauplatz: Die Chinesen kommen“ hießen sie. Mittlerweile gibt es Limitierungen für Reisebusse, aber das scheint noch nicht zu reichen.

Alltag in Hallstatt: Touristen machen Selfies und posten sie dann bei Social Media.
Alltag in Hallstatt: Touristen machen Selfies und posten sie dann bei Social Media.Andreas Gebert/Getty Images

Anders ist die jüngste Maßnahme der Gemeinde wohl nicht zu erklären. Vor einigen Tagen wurde versuchsweise ein Holzzaun aufgestellt, der die schöne Aussicht auf das Bergpanorama teilweise verstellt; zuerst berichteten die Oberösterreichischen Nachrichten darüber.

Hallstatts Bürgermeister: Anrainer beschweren sich wegen des Lärms

Demnach haben sich im Ortsteil Im Römischen, wo man einen weltweit bekannten Blick auf den See und die malerische Ortschaft an seinem Ufer hat, immer wieder Anrainer wegen des Lärms beschwert. „Helfen würde nur, wenn der Fotopoint kein Fotopoint mehr ist“, wird Bürgermeister Alexander Scheutz (SPÖ) zitiert. „Wir haben gesagt, dass wir das jetzt einmal probieren. Und probieren heißt natürlich, dass wir es sichtbar machen müssen.“

Und so wurde ein Holzzaun aufgestellt, der einen Teil der Sicht verstellt. Besonders durchdacht schien die Maßnahme allerdings nicht gewesen zu sein, inzwischen habe sich auch der Großteil der Einheimischen gegen einen Sichtschutz ausgesprochen, berichtet der ORF. Den Zustrom von Touristen nach Hallstatt hat der Sichtschutz auch nicht geschmälert, im Gegenteil: Man habe eher befürchtet, dass der Sichtschutz möglicherweise noch mehr Leute anlocken könnte.

Nun wurde der Schutz wieder abmontiert. Stattdessen soll ein markantes Transparent Touristen künftig um mehr Ruhe bitten. Die Reisebusse aus China werden also weiterhin einfahren ins Alpendörfchen mit seinen schrägen Holzhäusern und dem spitzen Kirchturm. Dabei gibt es in China sogar einen kompletten Nachbau des Ortes, der auch deshalb so beliebt ist, weil der Berghintergrund an die Kulisse des Disney-Films „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ erinnert. Aber das Original ist dann doch gefragter und wirbt auch selbst mit seinen Vorzügen: „Millionenfach fotografiert – einmal kopiert – nie erreicht“, heißt es auf der Website von Hallstatt.