Causa Rammstein

Till Lindemanns Porno: In Russland löste er schon vor drei Jahren einen Skandal aus

Der Rammstein-Sänger hat 2020 einen Porno mit mehreren Frauen gedreht. In Deutschland sorgte das damals kaum für Aufsehen, in Russland aber umso mehr.

Steht derzeit im Zentrum ernster Anschuldigungen: Rammstein-Frontmann Till Lindemann.
Steht derzeit im Zentrum ernster Anschuldigungen: Rammstein-Frontmann Till Lindemann.Claudio Bresciani/imago

Von dem pornografischen Video, das Rammstein-Sänger Till Lindemann 2020 für sein Soloprojekt „Till the End“ drehte, bekamen große Teile der Öffentlichkeit hierzulande erst mit, als der Verlag Kiepenheuer & Witsch kürzlich die Zusammenarbeit mit Lindemann beendete.

Der Verlag reagierte auch, nachdem mehrere Frauen in den vergangenen Tagen Vorwürfe gegen Lindemann erhoben hatten. Die Frauen schildern Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollen. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Unter anderem berichteten einige von Handlungen, denen sie nicht zugestimmt hätten.

Im Statement vom 2. Juni heißt es vom Verlag Kiepenheuer & Witsch: „Im Zuge der aktuellen Berichterstattung haben wir Kenntnis erlangt von einem Porno-Video, in dem Till Lindemann sexuelle Gewalt gegen Frauen zelebriert und in dem das 2013 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienene Buch ‚In stillen Nächten‘ eine Rolle spielt. Wir werten dies als groben Vertrauensbruch und als rücksichtslosen Akt gegenüber den von uns als Verlag vertretenen Werten.“ Es ist im weiteren Verlauf des Statements auch von „die Frauen demütigenden Handlungen Till Lindemanns im besagten Porno“ die Rede.

Zu diesem Zeitpunkt, Anfang Juni also, war der siebenminütige Clip namens „Na Chui – bis zum Ende“ im Internet noch frei abrufbar, 429.000 Mal wurde er auf der Plattform XHamster angeklickt. Inzwischen ist das Video dort gelöscht. Während es in Deutschland damals kaum für größeres Aufsehen sorgte, stellt sich die Sache anders dar, wenn man mit hier lebenden Russinnen und Russen spricht. Sie wissen sofort, von welchem Video die Rede ist, denn bei seinem Erscheinen 2020 löste der Clip in Russland einen handfesten Skandal aus und war in aller Munde.

In Deutschland fragte damals ein Online-Artikel auf der Website des privaten Hörfunksendernetzwerks BigFM in Bezug auf den Rammstein-Sänger: „Geht er einen Schritt zu weit?“, und berichtet vom Musikvideo zur Single „Till the End“, bei dem es sich um einen „knallechten Porno“ handele, „der nicht einmal auf Youtube hochgeladen werden“, sondern lediglich auf der Erotikplattform Visit-X angeboten werden könne.

Im Film ist nicht nur das besagte Buch immer wieder zu sehen, der inzwischen 60 Jahre alte Musiker hat darin auch Sex mit mehreren Frauen. Die Frauen im Clip sind teilweise maskiert, es kommt auch zu den oben angesprochenen, gewaltvollen Szenen. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge wurde der Clip unter anderem in Prag, Moskau und New York aufgenommen. Es sollen 40 freiwillige und einige professionelle Pornodarstellerinnen an den 15 Drehtagen beteiligt gewesen sein. Russischen Medienberichten zufolge wurde das Video „Till the End“ auch in Sankt Petersburg gedreht.

Till Lindemanns Sexfilm: Selbst hartgesottene Fans erschraken

Die Bild-Zeitung berichtete 2020, Lindemann habe jetzt „ein neues Hobby: Sexfilme!“. Selbst hartgesottene Fans seien erschrocken. Ein Freund des Sängers sagte der Zeitung damals: „Till ist ein Ausnahmekünstler, der die vermeintlichen Grenzen aller Extreme selbst überschreitet. Er lebt als Kunstwerk.“

In Russland hingegen hatte das Video ganz andere Folgen als nur ein paar Boulevard-Schlagzeilen. Das bekannte Portal Paperpaper.ru aus Sankt Petersburg berichtete eine Woche nach Erscheinen des Clips im Februar 2020, die im Video agierenden Frauen seien von der patriarchalischen und nationalistischen „Männerstaat“-Bewegung und Nutzern des anonymen Webforums Dvach organisiert verfolgt worden: „In sozialen Netzwerken drohen ihnen Repressalien. Die Mädchen sagen, dass ihre Adressen auch im Internet veröffentlicht wurden.“ Einige Nationalisten warfen den russischen Darstellerinnen vor, die Nation „geschändet“ zu haben, weil sie sich öffentlich mit einem Deutschen ins Bett gelegt hätten. Mittlerweile haben die meisten Frauen ihre Seiten in sozialen Netzwerken gelöscht oder geschlossen.

Ein Mobbingopfer gab an, nicht nur beleidigt, sondern auch mit sexueller und körperlicher Gewalt bedroht worden zu sein. Eine der Darstellerinnen erklärte damals gegenüber der Express Gazeta, dass die meisten Teilnehmer der Dreharbeiten nicht gewusst hätten, dass der Clip Bilder mit Pornografie enthalten würde. Diese Szenen seien angeblich zu einem anderen Zeitpunkt und ohne sie gefilmt worden.