Er ist der Oscar unter den Gastronomie-Auszeichnungen. Nur noch der Gault & Millau hat eine ähnliche Strahlkraft und internationale Bedeutung wie der „Guide Michelin“, dessen Sterne am heutigen Dienstag in Karlsruhe verliehen werden.
Für Hauptstädter natürlich die brennende Frage: Wer erhält einen Stern in Berlin? Wer bekommt noch einen und wer muss vielleicht sogar einen abgeben? In der Hauptstadt tragen neben Tim Raue (zwei Sterne), dem Lorenz Adlon Esszimmer (zwei Sterne), dem Facil und dem Horvath (beide ebenfalls zwei Sterne) und dem Coda Dessert Dining nur noch das Rutz in der Chausseestraße die Auszeichnung. Das Rutz ist Berlins einziges Restaurant mit drei Sternen und einer zusätzlichen Auszeichnung für Nachhaltigkeit. Das Restaurant behält seine drei Sterne. Alle Restaurants mit zwei Sternen in Berlin behalten ihre Auszeichnungen ebenfalls. (siehe Bildergalerie)
Bei den 34 neuen Ein-Sterne-Restaurants wurden die Berliner Lokale The Noname und das Bonvivant besonders erwähnt. Letzteres hat sich die Auszeichnung mit rein vegetarischer beziehungsweise veganer Küche verdient. Das Bandol Sur Mer auf der Torstraße in Mitte wurde mit einem Stern für Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Alle andere Restaurants in Berlin mit einem Stern behalten ihre Auszeichnungen ebenfalls. Gestrichen wurden für die Hauptstadt die Sterne für die Restaurants Einsunternull, Frühsammers Restaurant und Kin Dee.
In Potsdam wurde das Kochzimmer in der Gaststätte zur Ratswaage ausgezeichnet und in Werder (Havel) das Restaurant Alte Überfahrt.
Der Michelin-Guide erscheint inzwischen in 41 Ländern, neben Europa auch in den USA und Asien. Hinter dem renommierten roten Restaurantführer steht der gleichnamige französische Reifenhersteller.
Wer einen, in sehr seltenen Fällen gar zwei oder drei dieser Sterne verliehen bekommt, der kann sich in der Regel eines ausgebuchten Restaurants sicher sein, und das über Jahre. Das Problem: Wer einen Stern bekommt, der muss dafür sorgen, dass er ihn behält, denn die Auszeichnung ist nicht für die Ewigkeit.
Das sind Berlins Restaurants mit zwei und drei Sternen:
Bilderstrecke
Im vergangenen Jahr waren 327 Restaurants mit mindestens einem Stern des Guide Michelin ausgezeichnet worden. Drei Sterne sind die Krönung. Das erreichten im vergangenen Jahr nur neun Restaurants. Die meisten Spitzenrestaurants in Deutschland gibt es traditionell im Süden und Südwesten, darunter die langjährigen Drei-Sterne-Restaurants Bareiss und Schwarzwaldstube in Baiersbronn im Schwarzwald.
Mit viel Mut Großes geleistet
Der Direktor des Guide Michelin, Ralf Flinkenflügel, jedenfalls schätzt vor allem die Vielfalt und das Ungezwungene. Wobei es allgemein auch in der Spitzengastronomie seit geraumer Zeit nicht mehr so steif zugeht wie früher. Flinkenflügel erklärt sich das damit, dass immer mehr jüngere Leute gerne gut essen gehen. Schon länger im Trend sind so auch vegetarische Gerichte.
Lob gibt es von dem Guide-Michelin-Chef vorab schon mal für alle Gastronomen. Die hätten unter schwierigen Bedingungen mit viel Mut und Kraft Großes geleistet. Zwar sind die Zeiten des Corona-Lockdowns vorbei und Lokale wieder gut besucht. Was fehlt, sind aber Fachkräfte.
Mit dem Restaurant „Jan“ in München gibt es nun ein weiteres Drei-Sterne-Restaurant der höchsten Kategorie, außerdem acht neue Zwei-Sterne-Restaurants und 34 neue Restaurants mit einem Stern. Noch hat der Süden und Südwesten in der Spitzengastronomie die Nase vorn - doch Großstädte sind ein interessantes Pflaster. „Gerade in Berlin hat sich sehr viel getan“, sagte der Direktor des „Guide Michelin“ für Deutschland und die Schweiz, Ralf Flinkenflügel. Angetan ist er von der Vielfalt und Unkompliziertheit in der Hauptstadt.








