Kudamm

Neuer Luxustempel auf dem Kudamm: Wir haben erste Bilder aus dem renovierten Alhambra

Einst diente der imposante Gründerzeitbau als Kino, jetzt werden hier Mode und Design verkauft: Das Kölner Store-Konzept Apropos eröffnet eine erste Berliner Dependance.

Back to the roots: Seine Ursprünge soll man dem historischen Bau wieder ansehen.
Back to the roots: Seine Ursprünge soll man dem historischen Bau wieder ansehen.Annika Feuss/Apropos

Joseph Roth hat den Kudamm nie verstanden. Aber er hat es versucht, immerhin. „Seit Langem bemühe ich mich, das Geheimnis zu erraten, das ihn befähigt, trotz jedes jähen Wechsels seiner Physiognomie doch noch erkennbar zu bleiben“, schrieb der österreichische Schriftsteller 1929 – „ja sogar immer mehr Kurfürstendamm zu werden.“

Roth war in den frühen 1920ern zum Wahlberliner geworden, in einer Zeit der großen Umbrüche, die genau hier diskutiert wurden: auf dem Kudamm, in den Kaffeehäusern, gerade im Romanischen Café auf dem heutigen Breitscheidtplatz, in dem neben Franz Hessel, Elias Canetti, Kästner und Brecht auch Joseph Roth verkehrte.

Wie in Watte gepackt: Das Interieur gibt sich zart und hell.
Wie in Watte gepackt: Das Interieur gibt sich zart und hell.Annika Feuss/Apropos

„Unwandelbar ist seine Wandelbarkeit“, wird er später über den Prachtboulevard im Berliner Westen schreiben, „langmütig ist seine Ungeduld, beharrlich seine Unbeständigkeit.“ Die Veränderung, so ließe sich das übersetzen, ist des Kudamms einzige Konstante. Das lässt sich auch dieser Tage wieder schön beobachten.

Gerade erst sind die Tränen über das eben geschlossene Restaurant Reinhards getrocknet, das sich in den überschaubaren 17 Jahren seines Bestehens zu einer Westberliner Institution entwickelt hatte, da knallen ein paar Hundert Meter weiter auch schon wieder die Champagnerkorken: Apropos öffnet am Freitag seine gläsernen Pforten – in einem Haus, das auch Joseph Roth gekannt haben dürfte.

Kuppelmarkisen neigen sich freundlich über die Sprossenfenster

Das Kölner Store-Konzept, das neben zwei Geschäften in seiner Heimatstadt auch Dependancen in Düsseldorf, Hamburg und München sowie zwei Stores am Tegernsee unterhält, ist mit seinem neuesten Ableger ins Alhambra eingezogen – in jenen legendären Prachtbau also, der 1922 nach Plänen des Architekten Max Bischoff als Lichtspielhaus erbaut wurde. Und der im Jahr seiner Eröffnung als Uraufführungsstätte des Tonfilms diente; gezeigt wurde „Der Brandstifter“, ein Einakter, in dem Erwin Báron gleich sieben Rollen spielt.

Ein Haus mit Geschichte und eine Geschichte, die verpflichtet: Seinen Ursprung soll man dem Alhambra, das vor seiner gründlichen Sanierung viele Jahre leer stand, endlich wieder ansehen. Von außen sowieso – sämtliche Fassadenelemente wie Pilaster und Halbsäulen wurden sorgsam restauriert, Kuppelmarkisen neigen sich wieder freundlich über die Sprossenfenster. Aber auch im Inneren des imposanten Hauses wollen die Apropos-Macher Klaus Ritzenhöfer, Henning Korb und Daniel Riedo an das einstige Kino erinnern.

Hier geht’s lang: Kundinnen und Kunden werden intuitiv durch vier Raumkonzepte geführt.
Hier geht’s lang: Kundinnen und Kunden werden intuitiv durch vier Raumkonzepte geführt.Annika Feuss/Apropos

So soll eine Wand des Schuhbereichs vollflächig verschiedenen Videoprojektionen dienen, gerahmt von bodenlangen Stoffbahnen, die Kinovorhängen entlehnt sind. Überhaupt ist es das eindrucksvolle Gebäude, seit einigen Jahren im Besitz der Berliner Investmentgruppe Wertconcept, das Ritzenhöfer, Korb und Riedo nach Berlin gezogen hat. Zwar habe sich die Stadt in den vergangenen Jahren ohnehin spannend entwickelt, „aber am Ende achten wir stets auf die Location“, sagte das Trio der Berliner Zeitung, „das Alhamra hat es uns sofort angetan und wir konnten nicht anders als Ja sagen.“

Besonders schön: Porzellan und andere Tablewear im Apropos.
Besonders schön: Porzellan und andere Tablewear im Apropos.Annika Feuss/Apropos

Das Interieur ihres neuesten Concept Stores zeigt sich nun als eine einzige, endgültige Materialschlacht: Einige Wände sind mit türkischem Marmor, andere mit geseiftem Eichenholz vertäfelt. Französisches Fischgrätenparkett gibt es genauso wie eigens angefertigte, maximalformatige Bodenplatten aus Beton. Maßgefertigte Warenregale bestehen aus satiniertem Messing, die hellen, leichten Vorhangstoffe kommen von Pierre Frey.

Die Kundinnen und Kunden werden in wohlig warme Watte gepackt

Ein Eklektizismus, der sich aus den Oberflächen, aus der Haptik, weniger aber aus den gewählten Farben ergibt: In Grau und Greige und Beige, außerdem in zarten Gelbnuancen wirken die Böden und Wände, Einbauten und Möbel wie füreinander gemacht – die Kundinnen und Kunden werden hier in wohlig warme Watte gepackt. Und intuitiv durch vier eigenständige Raumkonzepte geführt: vom vorderen Kosmetik-Bereich mit verschwenderisch hohen Decken durch die als intimer Salon inszenierte Damenabteilung bis hoch ins Mezzaningeschoss, in dem die Herrenmode und ein Café warten.

Dieses, das integrierte Café, ankert mittig den Raum als eine Art Kiosk im Pariser Stil: Werden aus der einen, offenen Seite des abgerundeten Quaders Kaffee und Törtchen der Berliner Pâtisserie Sarina sowie Champagner von Veuve Clicquot, Ruinart und Moët gereicht, liegen im Magazinregal auf der anderen Seite Bücher und Bildbände von Hatje Cantz und Assouline beieinander.

Kurze Pause: Im Mezzaningeschoss wartet ein integriertes Café im Stil eines Pariser Kiosks.
Kurze Pause: Im Mezzaningeschoss wartet ein integriertes Café im Stil eines Pariser Kiosks.Annika Feuss/Apropos

Was das Modeangebot betrifft, so war es Ritzenhöfer, Korb und Riedo wichtig, „Marken abzubilden, die bisher kaum in Charlottenburg vertreten sind“. Zu einschlägigen Luxushäusern wie Salvatore Ferragamo, Carolina Herrera und Giorgio Armani kommen also experimentellere Labels hinzu – die belgische Avantgardistin Ann Demeulemeester oder das New Yorker Duo Proenza Schouler zum Beispiel; mit Maiami, der 44 Label Group und Stefano Pilatis Random Identities sind außerdem drei Berliner Marken dabei. Besonders schön ist auch das Angebot an Porzellan und Tablewear – gerade die reich verzierten Designs des britischen Interieur-Genies Luke Edward Hall.

Wen man damit erreichen will, steht für Klaus Ritzenhöfer, Henning Korb und Daniel Riedo auch schon fest. Die Lage ihres neuen Stores sei „großartig für jene Klientel aus Grunewald, Dahlem, Nikolassee, Zehlendorf und Potsdam“, so die Apropos-Macher. „Der Store befindet sich sozusagen an der Route zwischen dem herrlichen Südwesten Berlins und Mitte“, ihr Geschäft und ihr Café könnten einen idealen Zwischenstopp für die verwöhnte Kundschaft bieten – und schließlich zur echten Destination werden.

Ganz ähnlich, wenn auch ein bisschen schönmalerischer, drückte Joseph Roth es aus: „Obwohl er nicht aufhört, eine ‚wichtige Verkehrsader‘ zu sein, ist es doch, als wäre es nicht sein Ziel, zu einem Ziel zu führen“, schrieb er 1929 über den Kurfürstendamm – „sondern, solang er sich auch erstrecken mag, selbst ein Ziel zu sein.“

Apropos. Kurfürstendamm 68, 10707 Berlin-Charlottenburg. Montag bis Sonnabend, 10–19 Uhr; das integrierte Café ist zu den Geschäftszeiten geöffnet. www.apropos-store.com