Milchreis ist ein wunderbares Sommergericht, dazu hatte ich ja bereits etwas geschrieben. Doch die rundlichen Milchreiskörner sind vielfältiger, als man glaubt. Es lassen sich daraus auch salzige Varianten kochen, sogar ein passables Risotto bekommt man damit hin. Doch lassen Sie uns bei den süßen Varianten bleiben.
Vor allem in den kommenden Wochen, an sonnigen, aber kalten Tagen, kann eine Schüssel heißer Milchreis ein Spender vollendeten Glücks sein. Die Sonne steht nun schon etwas flach am Horizont, und das goldene Lichtspiel in der Wohnung ist ganz anders, viel romantischer und weniger grell als noch im Sommer. In den Baumkronen bildet sich ein buntes Farbenspiel ab, die Blätter rascheln, und die frische Luft riecht schon nach Herbst.
Wer nach einem langen Heimweg zu Fuß oder auf dem Rad zu Hause ankommt, freut sich schon auf die warme Wohnung, einen Tee – oder eben eine Schüssel heißen Milchreis. Und das am besten gleich in Kombination mit dem Herbstgemüse schlechthin: dem Kürbis, der allerdings nicht jedermanns Sache ist. Er bekommt es derzeit wieder voll ab – wie ein so harmloses Gewächs die Menschheit dermaßen spalten kann, ist mir schleierhaft.
Sogar der Hollywoodstar Ryan Gosling hat sich zuletzt in einem Werbespot für die Spirituosenmarke Aviation Gin über den Kürbis echauffiert, wobei dies wohl humoristisch gemeint war und es eigentlich eher um die Kombination aus Kürbis und Zimt ging: Ein Duo, das auch hierzulande nicht unbekannt ist, wenngleich der Kürbis in Deutschland eher in seinen herzhaften Varianten genossen wird.
Kürbiskuchen oder Kürbis-Heißgetränke sind bei uns doch viel weniger populär als in Nordamerika. Das Start-up Blue Farm der Iconic Drinks GmbH hat hier eine Chance erkannt: Es vermarktet neben vielen weiteren Variationen auch einen Pumpkin Oat Latte, der ganz wunderbar nach Kürbis schmeckt und mithin nach Herbst.
In Berlin und Brandenburg ist die Kürbissaison jedenfalls eröffnet, das wird nun auch auf den Speisekarten der Restaurants ersichtlich: Kürbisgnocchi, Kürbissuppe oder Huhn mit gebackenem Kürbis werden kredenzt. Aber einen Milchreis mit Kürbispüree und Amaretto? Den werden sie eher in keinem Berliner Lokal finden.
Sowieso wurde der Milchreis ja eher in die To-Go-Theken von Healthy-Fast-Food-Ketten, hippen Coffeeshops oder Bahnhofsdelis verbannt. Sehr schade! Dagegen wollen wir etwas tun und den Milchreis wieder zu Hause kochen: Das ist nicht nur ganz leicht, sondern bietet auch einen großen Variantenreichtum. Meine Ideen dazu wären diese hier:
Milchreis mit Kürbispüree und Amarettini
Zutaten (für vier Personen): 3 Tassen Milchreis, ein kleiner Hokkaido von etwa 400 Gramm, 1 l Milch, 3 EL Honig, 1 EL Zimt (alternativ eine Vanilleschote), 1 EL Butter, ein paar Amarettini und Kürbiskerne zum Garnieren

Zubereitung: Den Kürbis waschen, entkernen und in kleine Würfel von etwa zwei Zentimetern Seitenlänge schneiden. Dann in der Butter anschwitzen, wobei der Kürbis leicht Farbe annehmen darf. Nach fünf bis sechs Minuten mit der Milch ablöschen und langsam gut zehn Minuten bei geringer Hitze köcheln. Dann alles zu einer Art sehr dünnflüssiger Kürbissuppe pürieren und den Zimt (beziehungsweise die Vanille) hinzugeben. In dieser Suppe nun den Milchreis kochen und immer wieder probieren. Wenn der Reis gar ist, wird ein schön cremiger Milchreis von wunderbar oranger Farbe entstanden sein. In tiefe Teller abfüllen und mit den Amarettini und Kürbiskernen garnieren. Wer mag, gibt noch Orangenstücke dazu, die geschmacklich sehr gut passen.
Veganer Milchreis mit Golden-Milk-Pulver oder Pumpkin Oat Latte
Zutaten (für zwei Personen): 160 g Milchreis, 400 ml Reismilch, Kokosmilch oder eine andere vegane Milchalternative, 2 EL Rohrzucker (am besten in Bioqualität) oder alternativ Agavensirup, 1 EL Pflanzenöl, Trockenfrüchte und Nüsse wie Aprikosen, Feigen, Cashew- und Kürbiskerne, 3–4 EL Pulver je nach Produkt und gewünschter Intensität (Golden Milk ist eine Gewürzmischung aus Ingwer, Kurkuma, Muskat, Kardamom und so weiter; sie wird oft im Zusammenhang mit ayurvedischer Ernährung verwendet. Man bekommt das Pulver in vielen Drogerien oder online etwa bei Veda Naturals. Gleiches gilt für die Produkte von Blue Farm oder anderen Anbietern.)
Zubereitung: In einem entsprechenden Topf das Pflanzenöl erwärmen und anschließend den Reis darin leicht anschwitzen. So bersten die Reiskörner und geben die Stärke frei, der Milchreis wird cremiger – oder „schlotziger“, um es in Kochsprache auszudrücken. Dann die Milch und gut die Hälfte des Pulvers dazugeben und bei mittlerer Temperatur köcheln lassen, gelegentlich umrühren. Noch sieht es nach recht viel Milch aus, aber das restliche Pulver wird später etwas Flüssigkeit binden. Immer wieder probieren, wie weit der Reis ist. Ist er fertig, das restliche Pulver dazugeben. – Warum erst dann? Das erste Pulver dringt geschmacklich ins Korn ein, durch die Hitze geht aber ein Teil des Geschmacks verloren. Daher zum Ende hin noch mal auffrischen. Würde man das gesamte Pulver zum Ende hineingeben, hätte der Geschmack hingegen keine Zeit, um vollends in das Korn einzudringen. Den fertigen Milchreis in Schüsseln geben und mit den Trockenfrüchten und Nüssen garnieren.
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