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Michael Wendler: Krude Theorien über Corona-„Werbung“ und „Impftote“ nach Konzert-Absage

Eigentlich hatte der Sänger bei einem Festival sein Comeback feiern wollen. Doch andere beteiligte Musiker sagten ab. Nun tobt Wendler auf Telegram.

Da hatte er noch gut Lachen: Wendler bei einem Auftritt im Jahr 2019.
Da hatte er noch gut Lachen: Wendler bei einem Auftritt im Jahr 2019.Imago

Michael Wendler kanns einfach nicht lassen. Von „bemitleidenswerten und charakterlosen Künstlern, die noch immer glauben, dass ihr Schweigen in der menschenverachtenden Coronazeit gut war“, schrieb er unlängst auf Telegram; sich selbst versteht der Schlagerbarde nach wie vor als Pandemie-Held. „Ein guter Künstler setzt sich für seine Fans ein, warnt und beschützt. Ich habe es gemacht und würde es immer wieder tun“, er sei schließlich ein „Menschenfreund“.

Was war passiert? Nix war passiert! Und das macht den Wendler richtig sauer: Auf dem Musikfestival „Schlager unter Palmen“ hatte er im kommenden Jahr eigentlich sein grandioses Bühnen-Comeback feiern wollen, angesetzt war die Sause für den Zeitraum vom 27. April bis 4. Mai 2024 auf Kreta. „Wir präsentieren euch das spektakuläre Comeback und allererste Konzert zum Tournee-Auftakt von Schlagerstar Michael Wendler“, hatte Veranstalter Rene Ulbrich versprochen; neben Wendler sollten die Schlager-Stars Ross Antony, Daniela Alfinito und Julian David sowie die Gruppe Zeitflug dabei sein.

Das Problem: Die anderen Musikerinnen und Musiker haben gar keine Lust, sich mit dem 51-Jährigen eine Bühne zu teilen und zogen ihre Teilnahme der Reihe nach zurück – Ulbrich musste das Festival schlussendlich ganz absagen.

Er komme damit „dem Wunsch und der Kritik unserer Gäste“ nach, meldete Ulbrich nur einen Tag nach seiner ursprünglichen Veranstaltungsankündigung, „als Unterhaltungskünstler und positiver Mensch sehe ich immer das Gute in einem Menschen und distanziere mich klar von jeglicher Art von Diskriminierung, Hass und Hetze“. Die teilnehmenden Künstler hätte er „ausschließlich nach ihrem musikalischen Werk und Schaffen und keinesfalls nach ihren politischen Ansichten ausgewählt.“

Ein Bühnen-Comeback hätten Wendler und seine Laura bitter nötig

Dass dies allerdings nicht so richtig klappen will, daran mussten den Veranstalter erst die anderen Schlagerstars erinnern. Denn Wendler hatte in den vergangenen Jahren eben nicht mit „politischen Ansichten“, sondern mit Verschwörungstheorien und Hassbotschaften auf sich aufmerksam gemacht. Von harscher Kritik gegen die „gleichgeschalteten“ und „politisch gesteuerten“ Medien, über Verschwörungserzählungen rund um Themen der Corona-Impfung bis zu Vergleichen Deutschlands mit einem Konzentrationslager war da alles dabei, was in der „Querdenker“-Szene Anklang findet.

Seitdem ist der 51-Jährige nur noch im Boulevard, aber weder in der Schlagerszene noch im deutschen Fernsehen existent. Eine geplante RTL2-Doku wurde nach Protesten abgesagt, als Sänger wird Wendler gar nicht mehr gebucht, Geld verdiente zuletzt vor allem seine junge Gattin Laura Müller mit sexy Bildern auf der Erotik-Plattform Only Fans. Ein Bühnen-Comeback wäre für Wendler und seine 23-jährige Frau, die gemeinsam mit ihrem Sohn in den USA leben, also tatsächlich ein Lichtblick gewesen.

Doch es wäre eine One-Man-Show geworden – alle anderen Acts hatten ihre Auftritte bei „Schlager unter Palmen“ kurz nach Bekanntgabe der Wendler’schen Teilnahme abgesagt. „Als ich den Auftritt zusagte, war keine Rede von einem Auftritt von Michael Wendler. Ich wurde davon genauso überrascht wie ihr!“, richtete sich Ross Antony auf Instagram an seine Fans. „Natürlich möchte ich mich zu 100 Prozent von Michael Wendler und seinen Aussagen distanzieren. Dazu gehört auch, dass ich nicht auf der gleichen Veranstaltung wie er auftreten möchte.“

Ähnlich klingt es bei der Gruppe Zeitflug an: „Wir möchten klarstellen, dass uns zum Zeitpunkt unserer Zusage an der Reise nicht bekannt war, welche weiteren Künstler:innen an der Reise teilnehmen werden“, heißt es; man distanziere sich „ganz klar von Menschen, die diskriminierende/antisemitische oder andere menschenverachtende Aussagen tätigen“; „Kein ‚Schlager unter Palmen‘ 2024 für mich“, hatte dann auch der Musiker Julian David bekanntgegeben – der Veranstalter strich letztlich das ganze Event.

Eigentlich wollte sich Wendler nicht mehr „politisch“ äußern

Michael Wendler kann das freilich nicht verstehen. Auf jenen Sozialen Medien, die ihm noch geblieben sind – bei Instagram ist er seit seinen kruden Posts nach wie vor gesperrt – wettert er nun gegen die Entscheidung Rene Ulbrichs. Und gegen die anderen Schlagerstars natürlich. Thematisiert werden durch ihn die „lächerlichen Distanzierungen von Ross Antony, Julian David oder Zeitflug (Letztere mir übrigens völlig unbekannt)“, sie würden sich „gebürstet Mainstream und ewig grinsend gegen Diskriminierung positionieren, aber durch ihr Verhalten genau dieses machen.“

Ein „Fishing for compliments“, das Wendler „ekelhaft“ findet, ein „Kindergarten-Niveau, so nach dem Motto – mit dem Michael spiele ich nicht“. Und dann eben noch die Sache mit den „bemitleidenswerten und charakterlosen Künstlern“, die „in der menschenverachtenden Coronazeit“ geschwiegen hätten.

Da merkt man‘s schon: An Wendlers Ankündigung aus dem vergangenen Juli, er wolle die ihm verbliebenen Sozialen Medien – Facebook, Telegram und Twitter beziehungsweise „X“ – nunmehr „ausschließlich für musikalische Zwecke und für private News“ nutzen, ist nicht viel dran. Schon vor seinen jüngsten Tiraden gegen die anderen Festival-Teilnehmer hatte er zuletzt den Klimawandel infrage gestellt, Sympathien für die Reichsbürger erkennen lassen, jedem, „der für die Corona-Impfung Werbung gemacht hat“ eine Mitschuld „an so vielen Impftoten“ attestiert.

Sei’s drum – der Mann will zurück auf die Bühne. Und schaut sich nach dem Ende von „Schlager unter Palmen“, so kündigte er nun an, nach alternativen Showterminen um. Am besten wohl nach einem, an dem keine anderen Künstlerinnen und Künstler beteiligt sind. Wie wärs zum Beispiel mit einem Wohnzimmerkonzert für seine Laura?