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Harald Glööckler verkauft seine Villa: Unser Autor war da – und zeigt, wie’s drinnen aussieht

Es sollte einer der seltsamsten Termine überhaupt werden: Unser Stilexperte erinnert sich zurück an eine Begehung von Glööcklers pfälzischem Rokoko-Schlösschen.

Es gibt viel zu sehen: unser Autor (links) und Harald Glööckler im November 2018.
Es gibt viel zu sehen: unser Autor (links) und Harald Glööckler im November 2018.Salome Roessler

Im November 2018 ist noch alles in Ordnung. Damals, als ich Harald Glööckler und Dieter Schroth in ihrem gemeinsamen Anwesen besuche. Geplant ist eine Homestory. Und ein Gespräch über guten Geschmack – ausgerechnet.

Die Villa in Kirchheim an der Weinstraße gibt es noch heute. Die Ehe zwischen Glööckler und Schroth ebenso, wenn auch nur auf dem Papier: Anfang des Jahres hat Glööckler die Scheidung eingereicht; nun will er auch die gemeinsame Millionenvilla in der Pfalz loswerden.

Er wolle abschließen mit seinem alten Leben, sagte Glööckler vor wenigen Tagen der Bild-Zeitung. Längst wohnt der Teleshopping-Designer wieder in Berlin und turtelt hier mit dem jugendlichen CDU-Politiker Marc-Eric Lehmann. Die Ruhe, die er damals in der Pfalz gesucht hatte, brauche er heute nicht mehr, so Glööckler. Das war während meines Besuchs im November 2018 noch anders.

Steht jetzt zum Verkauf: das Millionenanwesen in Kirchheim an der Weinstraße.
Steht jetzt zum Verkauf: das Millionenanwesen in Kirchheim an der Weinstraße.Hofer/imago

Wobei: Ruhe strahlte damals eigentlich nur der heute 74-jährige Dieter Schroth aus, den Glööckler in den Achtzigern in Stuttgart kennengelernt hatte. Er saß im Garten, umringt von kleinen Schoßhunden, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnere.

Ein freundlicher älterer Herr, sympathisch und aufgeschlossen, ein fester Händedruck – während mir sein Noch-Ehemann Harald nicht die Hand zur Begrüßung reichen wollte. Das mache er generell nicht, hieß es damals, ich musste mich mit einem „Fistbump“ begnügen, einem lockeren Gruß von Glööcklers mit üppigen Strassringen dekorierter Hand.

Über guten Geschmack habe ich mich nach der gestelzten Begrüßung, die einer königlichen Audienz glich, nur mit Harald Glööckler unterhalten. Dabei hätte ich gerne auch den früheren Herrenausstatter Dieter Schroth gefragt, wie es sich für ihn so lebt in einem Haus, in dem es letztlich nur um einen geht.

Glööckler als Ludwig II., als Napoleon und Richelieu

Um Harald Glööckler nämlich, den Designer, der neben der Mode auch Möbel und Make-up, Schmuck und Tapeten, Heimtextilien, Handyhüllen, Hundenäpfe, Badewannen und Bibeln, Duftkerzen, Servietten, Kissen und Fertighäuser, Weingetränke in Dosen und selbst Perücken entwirft.

„König, Kaiser, Kirchenfürst – an seinen Wänden bekleidet Glööckler die herrschaftlichen Ämter in Personalunion“, habe ich später in meinem Text geschrieben. Denn im Anwesen des Paares, das „einer einzigen, endgültigen Petersburger Hängung“ gleicht, hängen Rahmen an Rahmen Herrscherporträts, allesamt mit seinem schmollmundigen Gesicht: Glööckler als Ludwig II., Glööckler als Napoleon, Glööckler als Kardinal Richelieu.

„Die Bösen sind immer die Besten“, hatte Glööckler damals meinen fragenden Blick kommentiert, als wir vor seinem Porträt der schwierigen Historienfigur Richelieus standen; ich sei ein bisschen froh gewesen, „dass die Porträtreihe vor 1933 endet“, habe wiederum ich später Glööcklers „Bösen“-Spruch in meinem Text kommentiert. Wie der heute 58-Jährige das fand, habe ich nie erfahren – weder er noch sein Management hatten später auf die Homestory reagiert.

Gehen fortan getrennte Wege: Dieter Schroth und Gatte Harald Glööckler, hier im Mai 2022.
Gehen fortan getrennte Wege: Dieter Schroth und Gatte Harald Glööckler, hier im Mai 2022.Hofer/imago

Dabei hatte ich mir besondere Mühe gegeben, möglichst respektvoll zu beschreiben, was einer der seltsamsten Termine meiner bisherigen modejournalistischen Karriere werden sollte. Und das ging gleich im Garten los: Umringt wird die Villa im Landhausstil, mit Freitreppe, einem Gäste- und einem Saunahaus, von meterhohen Mauern und zahlreichen Sicherheitskameras.

Und von einem fluoreszierend grünen Garten; bei dem grellen Rasen und den mannshohen Hecken, an denen riesige Spiegel hängen, handelt es sich, so kommt es mir damals vor, um Kunststoffware. Überall umher standen große Statuen und Büsten von römischen Herrschern und griechischen Göttinnen, außerdem von Leoparden und Möpsen.

Drinnen im Haus schauten wir uns nur die repräsentativen Räume im Erdgeschoss an, Wohnzimmer, Esszimmer und mehrere kleinere Salons – die obere Etage, in der sich Schlaf- und Badezimmer befinden müssen, war tabu. Glööckler erwies sich als guter Gastgeber, seine überaus freundliche Haushälterin hatte einen Frühstückstisch gedeckt, mit Kaffee und aufgebackenen Croissants.

Glöckler als Zirkus-Püppchen, Glööckler als Obstschale

Zum Essen kamen wir allerdings nicht – zu viel gab es zu besprechen in diesem Haus, in dem es überall etwas zu entdecken galt. Vor allem Glööckler selbst, immer wieder: Nicht nur auf den großformatigen Porträts an der Wand, auch auf den vielen Vitrinen und Regalen, Schränkchen und Tischchen schlich sich immer wieder das Abbild des Designers ein, der sein Label Pompöös 1990 gemeinsam mit Dieter Schroth gegründet hatte.

Auf dem Esstisch etwa stand damals eine große lackschwarze Schale, an deren Rändern sich fünf dreidimensionale Glööckler-Köpfe mit goldenen Details erheben. Auf unsere Papierservietten wiederum war ein kleines Glööckler-Püppchen gedruckt, das ein Zirkuskostüm trägt. Und in einem der Salons stand eine Porzellanfigur, die Napoleon auf dem Ritt über die Alpen – beziehungsweise: Glööckler auf dem Ritt über die Alpen – darstellt.

Es war ein seltsames Gefühl, sich mit jemandem zu unterhalten, dessen Gesicht mich aus allen Ecken des Zimmers anstarrte. Wobei Glööckler in seiner Villa auch ein bisschen Raum für andere Gesichter einräumte. Solche von dicken Engelskindern etwa – der Mann hat offenbar eine Vorliebe für drollige Putten.

Hier fehlt es an nichts: Die Villa verfügt über einen Pool, ein Gäste- und ein Saunahaus.
Hier fehlt es an nichts: Die Villa verfügt über einen Pool, ein Gäste- und ein Saunahaus.Hofer/imago

An der Decke des Esszimmers zum Beispiel sind – ehrlicherweise recht dilettantisch – freskenartige Malereien angebracht. Offenbar wurden die Engelsbilder auf Papier ausgedruckt, grob ausgeschnitten und vermutlich mit Leim an die Decke gebracht. Dazu gab es barocke Möbel, verschnörkelte Vitrinen.

All den historisch anmutenden Pomp versuchte Glööckler mit zeitgenössischen Details aufzupeppen. Während unseres Termins zum Beispiel saß er auf einem recht zierlich wirkenden Rokoko-Stühlchen, das allerdings mit einer leopardengemusterten Textilie bezogen wurde. Den rauschenden Farben der Porträts und Fresken wiederum, dem royalen Blau und herrschaftlichen Rottönen standen schwarzer Lack und künstlich glänzendes Gold gegenüber.

Sich an all die Details genau zu erinnern, fällt ob der üppigen Ausstattung des pfälzischen Glööckler-Schlösschens naturgemäß schwer. Ein Gegenstand ist mir allerdings besonders in Erinnerung geblieben: die Thermoskanne, aus der Glööckler den Kaffee ausschenkte. Ein ganz normales Modell, graues Metall, nichts Besonderes. Die Kanne wirkte seltsam deplatziert – so wie der freundliche Dieter Schroth im Garten, den ich nach der kurzen Begrüßung nicht noch einmal wiedergesehen habe.


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