Korfu Calling

Urlaub auf Korfu: Was wir von der kleinen Insel im ionischen Meer lernen können

Wer wissen will, wie Digitalisierung geht, der muss ins Ausland reisen. Zum Beispiel nach Griechenland, auf die Insel Korfu.

Eine Bucht in Paleokastritsa auf Korfu: Neben der Abkühlung im Ionischen Meer bietet die griechische Insel auch ein fast flächendeckendes Funknetz.
Eine Bucht in Paleokastritsa auf Korfu: Neben der Abkühlung im Ionischen Meer bietet die griechische Insel auch ein fast flächendeckendes Funknetz.dpa

Vor ein paar Wochen machte die Deutsche Bahn mal wieder von sich reden: Rund 1200 Menschen mussten in einem auf freier Strecke liegen gebliebenen Zug auf Hilfe warten. Wie der RBB berichtete, habe der Zug mit ausgeschaltetem Motor und damit auch abgeschalteter Klimaanlage auf dem Gleis gestanden. Dem Bericht zufolge sollen einige Fahrgäste kollabiert sein.

Als ich das damals las, saß ich in einem Bus der Linie 2 „Kanoni“ auf der griechischen Insel Korfu, dem Immer-noch-Sehnsuchtsziel vieler Deutscher und der österreichischen Kaiserin Sisi, die so begeistert von der Insel im Ionischen Meer war, dass sie sich auf einem Berg im Osten Korfus einen Palast namens Achilleion bauen ließ. Das war mein Ziel, als ich mit meinem Partner in dem Bus saß und auf meinem Smartphone die Nachrichten aus der Heimat checkte, darunter die der armen Mensch in der Bahn, die in der Hitze auf Hilfe warteten.

Geschmeidiges Netz

Ich scrollte durch die News auf meinem Telefon und hatte ein geschmeidig funktionierendes Mobilfunknetz im griechischen Linienbus. Außerdem war es angenehm kühl, während draußen die knalligheiße Mittelmeersonne das Meer auf Wannentemperatur aufheizte. Die Tickets für die Busfahrt konnte man bar oder mit dem Smartphone bezahlen, und wenn man eine Station verpasste, weil man vor sich hindöste oder sein Handy im Blick hatte, dann brüllte irgendjemand „Stási!“, das heißt „Halt!“, und der Bus hielt, ohne dass das ein großes Theater gewesen wäre. Gut, nun hat Korfu sicherlich nicht das Verkehrsaufkommen einer Großstadt, aber beeindruckt war ich doch sehr von der Pünktlichkeit und der Regelmäßigkeit, mit der die Busse auch noch an relativ entlegenen Teilen der beliebten und mittlerweile leider auch von Waldbränden heimgesuchten Insel vorfuhren.

Was bemerkenswert ist, denn die Straßen auf Korfu sind eng, vielfach gewunden und wirken gefährlich. Doch trotz außerplanmäßiger Stopps kamen die Busse immer pünktlich. Um es noch einmal zu verdeutlichen: Wir reden hier von einer Insel kurz vor der albanischen Küste, die zu einem Land gehört, dem ja tendenziell in vielen Belangen großer Schlendrian nachgesagt wird. Das stimmt sicherlich in manchen Dingen, aber trotzdem scheint sich Griechenland recht ordentlich von der Finanzkrise erholt zu haben. Natürlich auch mit dem Geld, das aus Deutschland floss. Aber hierzulande kommt trotzdem selten ein Bus pünktlich. Manchmal kommt gar keiner. Oder nur selten, wer auf dem Land lebt, kann das sicherlich bestätigen. Oder aber man hat das Pech und steht mit dem Bus im Stau.

Dafür kann man natürlich auf Korfu nichts, doch verblüffend fand ich zudem den Umstand, wie locker und problemlos man auf dieser Insel auch noch mit der Digitalisierung vorankommt. In jedem Restaurant und in fast allen der kleiner Minimarkets, die für die Touristen überlebenswichtig sind und alles anbieten von Wein bis Toilettenpapier, konnte man bargeldlos bezahlen. Visa? Apple Pay? Alles kein Problem. Auch der Busverkehr ließ sich ohne nervigen Download einer App mit dem Handy verfolgen, man musste einfach nur einen QR-Code scannen, und die Dauer der Anfahrt ließ sich in Echtzeit beobachten. Deutschland kann etwas lernen von der kleinen Insel im Ionischen Meer.