Reisebericht

Eine Reise nach Utah, USA: Hier spürt man das Gefühl von Freiheit

Wer unendliche Weiten erleben will, muss nach Utah reisen. Es gibt aber auch urbane Überraschungen: Etwa wie positiv sich Salt Lake City entwickelt. Ein Reisebericht.

Atemberaubende Landschaft im Arches National Park
Atemberaubende Landschaft im Arches National ParkPond5 Images/imago

Eine Reise durch die USA ist immer noch mit dem Gefühl tiefer Freiheit verbunden. Wer in Salt Lake City aus dem Flugzeug steigt, den Boden des Bundestaates Utah betritt und sich, umringt von gigantischen Bergen mit ihren schneeweißen Spitzen, der endlosen Landschaft gegenübersieht, der weiß, wie grenzenlos sich diese Freiheit anfühlen kann.

In Utah leben nur dreieinhalb Millionen Einwohner, weniger als in Berlin. Dabei ist der Bundesstaat flächenmäßig knapp 250-mal so groß wie die deutsche Hauptstadt. Man hat den Eindruck, sofort ausbrechen und unbemerkt in die Wälder auswandern zu können. Genug Platz ist schließlich da.

Softer Start in Salt Lake City

Für einen weichen Einstieg in den US-Bundesstaat empfiehlt es sich, ein paar Tage in der größten Stadt Utahs, in Salt Lake City, zu verbringen. Aber was heißt schon „größte Stadt“? Im Vergleich zu New York oder L.A. ist Salt Lake City ein Dorf: In der Metropolregion wohnen etwa 1,3 Millionen Menschen, in der Stadt selbst 200.000. Doch genau diese kompakte Größe macht Salt Lake City zu einem perfekten Reiseziel – dies und die atemberaubende Landschaft drumherum. Auf den Hauptstraßen hat man immer die Wasatch Mountains im Blick, der Great Salt Lake erstreckt sich nordwestlich, sodass eine entschleunigende Symbiose aus Urbanität und Natur entsteht, die einem die Hektik nimmt.

Salt Lake City
Salt Lake CityBrent Pace/unsplash

Vor ein paar Jahren noch galt Salt Lake City, auch als Hauptstadt der Mormonen bekannt, als konservatives und verschlafenes Nest. Doch das ändert sich rasant. Seitdem sich neue Start-ups im Eiltempo in der Stadt ansiedeln und es in Kalifornien immer teurer wird, kommen von der Westküste junge liberale Kreative in die Hauptstadt von Utah, um ihr Glück zu suchen. Das Ergebnis: Die Stadt modernisiert und verjüngt sich. Eine der angenehmen Begleiterscheinungen: ein wachsender Speckgürtel aus Kneipen, Restaurants, Galerien und Kulturinstitutionen.

Wer die Stadt erkunden will, sollte im Hyatt Regency Salt Lake City absteigen, einem Fünf-Sterne-Hotel mitten im Zentrum, das über eine große Lobby verfügt und einen Swimmingpool auf dem Dach, der beheizt ist und von dem aus man die Berglandschaft bewundern kann. Auch die kulinarische Szene lässt sich vom Hyatt bestens erkunden. Essen sollte man wenigstens einmal im Copper Onion, einem hippen Restaurant im französischen Bistro-Style, wo es fantastische Burger und lokale Craft-Biere gibt. Im Hotel wiederum residieren mehrere Restaurants und eine Bäckerei.

Salt Lake City macht es einem leicht, die Stadt zu lieben. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind in der Innenstadt zu finden, wie etwa das ausgezeichnete Utah Museum of Contemporary Art oder das Utah Museum of Fine Arts, das City Creek Center, ein modernes Einkaufszentrum mit etwa 90 Geschäften, oder das besonders empfehlenswerte Discovery Gateway Children’s Museum. Natürlich muss man auch wenigstens ein einziges Mal den Historic Temple Square besuchen, „das Hauptquartier der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ – es ist das Zentrum der Mormonen. Frühstücken kann man im Hotel oder in dem ausgezeichneten Diner Eggsburg – die Breakfast Burritos sind göttlich. Einkaufen sollte man in dem legendären Delikatessenladen Tony Caputo’s Market & Deli, dort gibt es auch leckere Sandwiches und einen Coffee Shop.

Der Blick vom Hotelpool im Hyatt in Salt Lake City
Der Blick vom Hotelpool im Hyatt in Salt Lake CityBLZ

Die Innenstadt bietet viele coole Bars, die Menschen sind gesprächig, man trifft auf zahlreiche Zugezogene, die einem wortgewandt erklären, warum Salt Lake City mittlerweile einer der coolsten Orte der USA ist. Und sie haben recht. Die hohe Lebensqualität, das bunte Treiben in der Stadt und die umwerfende Natur ziehen immer mehr Menschen an.

Heber City und Heber Valley

Nach Salt Lake City ist ein Abstecher ins Heber Valley bzw. Wasatch County empfehlenswert. Heber City ist in den Wasatch Mountains gelegen und bietet eine spektakuläre Aussicht auf Berge, Wälder und Seen – und ist nur 45 Minuten von Salt Lake City entfernt. Auf der Fahrt dorthin sollte man einen Stopp im Back 40 Ranch House Grill machen, einem wunderbaren Restaurant, das auf lokale Zutaten und klassische amerikanische Küche setzt. Die Steaks und Burger werden aus lokalem Rindfleisch gemacht, das die Circle Bar Ranch anliefert; der Käse für das Mac-and-Cheese kommt von der Heber-Valley-Cheese-Farm.

Übernachten sollte man im Homestead Resort, das inmitten einer atemberaubenden, 183 Hektar großen Anlage in Midway, Utah, liegt, nur wenige Minuten von Park City entfernt, ebenso mit Blick auf die Berge. Das Resort bietet einen Golfplatz, einen weitläufigen Außenpool und eine ganzjährig geöffnete Whirlpool-Oase, außerdem ein vielfältiges gastronomisches Angebot. Das Highlight der Anlage ist der Utah Crater, eine Grotte, in der man in warmem Thermalwasser baden kann. Gerade an kalten Tagen eine Wohltat.

Blick auf Wasatch Mountains und das Heber Valley
Blick auf Wasatch Mountains und das Heber ValleyDanita Delimont/imago

Heber Valley ist perfekt für Naturausflüge, die für alpine Erlebnisse sorgen. Zu empfehlen sind etwa spektakuläre Wanderungen im Wasatch Mountain State Park, einem Nationalpark, der ein fast 22.000 Hektar großes Naturschutzgebiet umfasst und 1961 vom Bundesstaat gegründet wurde. Im Winter bietet der Wasatch Mountain State Park eine ausgezeichnete Langlaufloipe und Winterwanderwege für Schneeschuhwanderungen. Abends kann man sich im fantastischen Simon’s Restaurant im Homestead Resort stärken, auch hier dominiert hausgemachte amerikanische Küche. Die Bar lässt keine Wünsche offen.

Heber City setzt auf Lebensqualität. Wem es noch zu trubelig in Salt Lake City zugeht, der kommt ins Heber Valley und lässt die Seele baumeln. Neben den Naturattraktionen kann man Ausflüge unternehmen, etwa in die Käsefabrik Heber Valley Artisan Cheese, wo man die Produktionsprozesse und Milchkühe auf offener Fläche erleben kann. Ein Muss ist das Burgerrestaurant Dairy Keen. Es existiert seit 1946 und ist berühmt geworden durch einen elektronischen Spielzeugzug, der bis heute an der Decke durch den Diner-Raum kreist und besonders die jungen Gäste begeistert. Der Cheeseburger ist exzellent, der Erdbeer-Milchshake eine Legende. Apropos Zug: Eine der touristischen Highlights ist eine Fahrt mit dem Deer Creek Express, einem historischen Dampfzug, der in Heber startet, am Provo River entlangfährt und Aussichten auf Wälder und das Deer Creek Reservoir bietet. In den Waggons bekommt man Live-Musik geboten.

Eines der kulinarischen Highlights der Gegend ist ein Abendessen im Restaurant Midway Mercantile in Midway. Im Restaurant trifft man auf hippe Großstadtflüchtlinge, die in angenehmer Atmosphäre bestes lokales Essen, wahnsinnig leckere Pizza und super Cocktails genießen. Dringende Empfehlung! Nicht verpassen sollte man außerdem eine Tour durch das Ritual Chocolate & Mocha Cafe in Heber City. Es ist eine der wenigen Schokofabriken im Land, wo Bio-Schokolade aus reinstem Kakao ohne weitere Zusatzstoffe hergestellt wird. Die exzellente Schokolade gewinnt ihre Geschmacksnuancen hauptsächlich durch die Unterschiede in der Röstung und durch die Bohnenart. Besucher können hier lernen, wie echte Bio-Schokolade schmeckt. Und das in den USA!

Eine nostalgische Tankstelle in Helper, Utah
Eine nostalgische Tankstelle in Helper, UtahDreamstime/imago

Wüstenatmosphäre im Örtchen Helper

Eines der Highlights einer Utah-Reise ist ein Stopp in dem Örtchen Helper. Die Landschaft um den Ort herum hat mit Salk Lake City oder Heber Valley nichts mehr zu tun, hier herrscht keine alpine Stimmung mehr, sondern Wüstenatmosphäre. In der Natur sieht man keine Laub- und Nadelbäume, die Landschaft ist vielmehr von rötlichem Sandstein und karger Vegetation geprägt. Wenn man das Zentrum des kleinen Ortes erreicht, umzingeln den Besucher große Steinmassen, die wie ein Kessel wirken. Helper selbst ist eine ehemalige Kohle‑ und Eisenbahnstadt. Bis heute verfügt Helper über einen Bahnhof, von dem man aus Salt Lake City oder auch Denver in Colorado erreichen kann. Hier herrscht die Stimmung eines Arbeiterortes mit Tradition.

Die historischen Häuschen sind ein Hingucker. Die meisten Gebäude im historischen Kern von Helper stammen aus der Zeit zwischen etwa 1896 und 1949 und zeugen von der Migrationsgeschichte, die auf den Kohlebergbau zurückzuführen ist. Es kamen Glückssucher aus der ganze Welt nach Helper. Als die Kohleindustrie einbrach, verschwanden die Menschen, der Ort wurde zeitweilig zur Geisterstadt. Nicht so heute: Immer mehr Künstler haben sich in dem wunderschönen Städtchen, das quasi nur aus einer Straße, der Main Street, besteht, angesiedelt und den Ort aufgefrischt.

Die historischen Neon-Schilder, die aus den 1950er- und 1960er-Jahren stammen, wurden renoviert, zahlreiche Kunstgalerien haben geöffnet, es gibt eine neue coole Bar („Helper Beer“) und ein grundehrliches amerikanisches Restaurant, den Diner Balance Rock Eatery & Pub, der köstliche Hausmannsgerichte auftischt. Die Sandwiches wie das Petty Melt sind ein Gedicht! Besuchen Sie auch das Helper Museum, das von engagierten Menschen aus der Stadtgemeinde betrieben wird und die wechselvolle Geschichte des Ortes erzählt. Ein paar Meter weiter kann man auch eine renovierte Tankstelle aus den Fünfzigern bestaunen. Man kann sagen, dass Helper mittlerweile Kultstatus erreicht hat: Die Umgebung wird immer häufiger für Film- und Serienproduktionen genutzt. Touristisch ist Helper aber noch ein Geheimtipp, es lohnt sich also ein Besuch, bevor der Ort von Menschen überrannt sein wird.

Eindrucksvolle Felsformationen
Eindrucksvolle FelsformationenBLZ

Natur und Hippie Vibes in Moab

Moab ist einer der bekanntesten touristischen Orte in Utah, vielleicht sogar in den USA insgesamt. Hier kommen die meisten Wanderer her, um die erhabenen roten Felsmassive im Arches und im Canyonlands Nationalpark zu besichtigen. Moab selbst versprüht enorme Hippie Vibes; Outdoor-Enthusiasten und Menschen mit dem Bedürfnis nach innerem Gleichgewicht machen sich hier auf den Weg. Im Zentrum der kleinen Touristenstadt, die etwas Spirituelles verströmt, gibt es einen kleinen Markt mit Food Trucks, schnuckelige Restaurants und nette Bars. Moab besucht man aber vor allem, um sich auf die Natur einzulassen.

Besonders zu empfehlen sind Ausflüge in den Arches National Park und den Canyonlands National Park. So spektakuläre Landschaften hat Europa nicht zu bieten. Gerade der Canyonlands National Park ist ein atemberaubendes Erlebnis. Man ist umringt von roten, kraterartigen Bergen, Felsspitzen und Klippen, die sich über eine Fläche von 527 Quadratmeilen erstrecken und kein Ende zu nehmen scheinen. Mit dem Auto kann man in den Nationalpark fahren, an Aussichtsplateaus halten und die umwerfende Aussicht genießen.

Zwei bis drei Nächte sollte man sich durchaus Zeit nehmen, um die Umgebung rund um Moab zu erkunden. Es gibt viel zu sehen. Zum Übernachten ist die moderne Field Station Moab zu empfehlen. Im Hotel treffen sich viele junge Wanderer und Familien, man kommt schnell ins Gespräch. Im Erdgeschoss befindet sich eine Tischtennisplatte, im Außenbereich gibt es einen Pool und einen Whirlpool. Die Zimmer sind funktional, die Betten bequem. Wer es luxuriöser mag, geht ins Hoodoo Moab Hotel.

Unbedingt empfehlenswert ist ein paar Meilen von Moab entfernt ein Besuch bei der Spanish Valley Vineyard and Winery, einer Weinerei, die es geschafft hat, trotz der felsigen Landschaft Weiß- und Rotweine anzubauen. Selbst Riesling gibt es hier. Für Familien mit Kindern ist der Dinosaurier-Park Moab Giants einen Besuch wert. Kulinarisch ist eines der Highlights, vielleicht sogar der Höhepunkt der Reise, der Besuch bei Milt’s Stop & Eat, einem Burger Joint, wo man nur draußen sitzen oder im Auto bestellen kann. Diesen Old-School-Burgerladen gibt es seit 1954. Wer hier einen Bratling isst, will gleich den nächsten bestellen. Damit steht der Burger Joint insgesamt für das Reisen in Utah: Es kostet nicht viel, um sich von den Menschen, der Natur, den Orten und dem Essen in Utah begeistern zu lassen.

Milt's Stop & Eat wartet mit köstlichen Burgern auf
Milt's Stop & Eat wartet mit köstlichen Burgern aufBLZ

Infos

Anreise: Flüge gibt es von Berlin nach Salt Lake City, etwa mit KLM über Amsterdam. Am Flughafen sollte man sich ein Auto mieten, etwa bei der Alamo-Station.

Übernachten in Salt Lake City: Hyatt Regency Salt Lake City, Doppelzimmer für etwa 150 Euro, 170 S W Temple St, Salt Lake City. Übernachten in Heber Valley: Homestadt Resort (https://homesteadresort.com/), 700 Homestead Dr, Midway, Doppelzimmer für etwa 230 Euro. Übernachten in Helper: Stay Helper (https://www.stay-helper.com/), Zimmer ab etwa 150 Euro, 54 S Main St, Helper. Übernachten in Moab: Field Station Moab (https://www.fieldstation.com/), 889 N Main St, Moab, Doppelzimmer ab etwa 100 Euro. Oder: Hoodoo Moab Hotel, Doppelzimmer ab etwa 280 Euro, 111 N 100 W, Moab, Utah, USA.

Essen und Trinken: Copper Onion, 111 E Broadway #170, Salt Lake City, Eggsburg (Frühstück), 110 W Broadway, Salt Lake City, Tony Caputo‘s Market & Deli, 314 W 300 S, Salt Lake City, Back 40 Ranch House Grill, 1223 U.S. Hwy 40, Heber City, Dairy Keen - Home of the Train, 199 S Main St, Heber City, Midway Mercantile Restaurant, 99 E Main St, Midway. Balance Rock Eatery & Pub, 148 S Main St, Helper, Spanish Valley Vineyard and Winery (Weine), 4710 Zimmerman Ln, Moab, Jailhouse Café (Frühstück), 101 N Main St, Moab, Milt’s Stop & Eat (sehr gute Burger), 356 S Mill Creek Dr, Moab.

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