Brutal Berlin

Die Augen tränen, einer kotzt: In Berlin versprühen die Leute Pfefferspray wie verrückt

Es scheint so, als würden in Berlin wirklich alle ein Pfefferspray dabei haben. Ständig bekommt man es ab. Warum sind alle so vernarrt in diese Waffe?

Rechtsradikale sprühen damit herum, Linksradikale auch. Räuber, Fußballfans und abenteuerlustige Jugendliche.
Rechtsradikale sprühen damit herum, Linksradikale auch. Räuber, Fußballfans und abenteuerlustige Jugendliche.Fotoillustration: Roshanak Amini für Berliner Zeitung am Wochenende. Bilder: Imago

Meine Augen tränen, meine Lunge brennt, und ich denke über den Duden nach. Ich erwarte mir von diesem altehrwürdigen Hüter der deutschen Sprache nicht weniger als Antworten auf all meine drängenden Fragen. Was, frage ich mich, während ich einen Reizhustenanfall bekomme, bedeutet eigentlich „hinpfeffern“?

Der Duden antwortet mir ein paar Stunden später: „heftig hinwerfen, hinschleudern“. Besonders sei dabei ein Ausdruck der Erregung und der Geringschätzung. Und, das gefällt mir sogar ganz gut, es stehe auch dafür, etwas in scharfer, heftiger Form zu Papier zu bringen. Damit sind wir beim Thema: Es geht hier ums Pfeffern, scharf und heftig. Ums hinpfeffern, wegpfeffern, um Pfefferspray. Darum, warum das in Berlin ständig rumgesprüht wird. Es scheint ein gängiges Accessoire zu sein: Haustürschlüssel, Kaugummis, Lippenpflege – Pfefferspray. Eine Waffe als Gadget für alle.

Berliner Zeitung

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