Kleingärten sind eine Welt für sich, ein Mikrokosmos. Auch in Berlin gilt der Schrebergarten als unerschöpfliche Quelle für Geschichten. Gerade schwelt zum Beispiel ein Untreue-Skandal um Kleingärten in Pankow; währenddessen bemühen sich viele Berliner seit Jahren erfolglos um eine Parzelle im Grünen. Viele Anlagen wurden in der Vergangenheit abgerissen und bebaut, dabei erfüllen sie als Teil des Grünflächensystems im Städtebau wichtige Ausgleichs- und Erholungsfunktionen.
So steht es auch auf dem offiziellen Stadtportal Berlin.de, wo nachzulesen ist, dass es in Berlin rund 71.000 Kleingärten gibt. „Keine vergleichbare Metropole verfügt über eine so große Zahl privat nutzbarer Gärten im Einzugsbereich der Innenstadt“, heißt es. Doch ist die Hauptstadt mit ihren 880 Kleingartenanlagen wirklich Spitze?
Nein, sagt eine neue Studie, die der Baumarkt Toom passend zum Tag des Gartens am 11. Juni veröffentlicht hat. Im Rahmen der Studie wurden Faktoren wie Pachtzinsen der Kleingärten, durchschnittliche Parzellengrößen sowie deren Anteil am Stadtbild und weiteres untersucht.
Auch die Anzahl der Vereine und Parzellen in Deutschlands 15 größten Städten wurde miteinander verglichen. Demnach ist nicht Berlin, sondern Leipzig Deutschlands Schrebergartenhauptstadt. „Insbesondere in puncto Pachtzinsen kann die sächsische Stadt mit einem kostengünstigen Durchschnittspreis überzeugen und glänzt darüber hinaus mit einer Vielzahl an Parzellen“, heißt es von den Studienmachern.

Nach Bremen auf dem zweiten Platz holt die vermeintlich betongewordene Bankerstadt Frankfurt am Main überraschend Bronze – auch weil die hessische Metropole die größte durchschnittliche Parzellengröße aufweist. Städte in den südlicheren Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg, aber auch in Nordrhein-Westfalen schneiden in der Studie vergleichsweise schlecht ab.
In Berlin ist der Pachtzins dreimal so hoch wie in Leipzig
Berlin ergattert im Ranking nur Platz sieben. Die Hauptstadt werde zwar oft als Kleingarten-Hochburg bezeichnet, so die Autoren. Nichtsdestotrotz landet sie hinter Städten wie Frankfurt oder auch Hamburg. Grund dafür sei die Verteilung der Parzellen: „Eine Großstadt wie Berlin kann mit Blick auf die Einwohnerzahl lediglich einen Score von 2,02 erreichen.“
So kommen bei Spitzenreiter Leipzig 52 Parzellen auf 1000 Einwohner, während es in Berlin nur 17 sind. Auch bei der durchschnittlichen Größe eines Kleingartens schneidet Berlin (439 Quadratmeter) schlechter als zum Beispiel Bremen (612) oder Frankfurt ab, wo die Parzellen im Schnitt fast 700 Quadratmeter groß sind.
Ein anderes Beispiel: Die Hauptstadt verfüge zwar über 977 Kleingartenvereine, aber wird die Anzahl mit der Zahl der Einwohner verrechnet, finden sich nur noch drei Vereine pro 10.000 Einwohner, weshalb die Großstadt in dieser Kategorie auf den dritten Platz hinter Dresden und Leipzig fällt.
Interessant ist auch der Vergleich der Kosten für einen Kleingarten in den einzelnen Städten. Werden bei Spitzenreiter Leipzig im Schnitt nur zwölf Cent pro Quadratmeter fällig, liegt der Pachtzins in Berlin bei 36 Cent und ist damit dreimal so hoch. Am teuersten sind Kleingärten in Nürnberg, wo 71 Cent pro Quadratmeter fällig werden.
Für eine 400 Quadratmeter große Scholle müsste man demnach in der fränkischen Großstadt 284 Euro jährlichen Pachtzins zahlen, in Berlin wären es 144 und in Leipzig nur 48 Euro.
Die Studienautoren haben für den Kleingartenvergleich im November und Dezember 2022 die Stadtverbände und Kleingartenvereine in Deutschlands 15 einwohnerstärksten Städten ermittelt. Dabei wurden die Faktoren Anzahl der Kleingartenvereine, Anzahl der Parzellen, Pachtzins, die durchschnittliche Parzellengröße sowie die Fläche in Hektar von Kleingärten in den jeweiligen Städten untersucht.




