Diese Woche schon was vor? Ab dem heutigen Montag (10. Juli) läuft die Fashion Week, und ja – auch Sie können sich einen Platz in der Front Row sichern. Zwar nicht bei allen Modenschauen, die zum großen Teil einem Fachpublikum vorbehalten sind. Aber während dort die verwöhnten Einkäuferinnen und Journalisten kritisch den Laufsteg beäugen und die fein gepuderten Nasen rümpfen, gibt es viele weitere Veranstaltungen, die auch einem öffentlichen Publikum zugänglich sind.
Gruppenausstellungen und Modefestivals, Showrooms und Store-Events, auch einige Catwalk-Inszenierungen: Wir haben den Wochenplan nach freien Veranstaltungen durchsucht und Ihnen einen kleinen Kalender für die kommende Berlin Fashion Week zusammengestellt. Viel Spaß – und immer schön die Nase rümpfen!
1. Der Berliner Salon im Kronprinzenpalais
Abarna Kugathasans Mode ist nichts für schwache Nerven. Wer sich auf dem Instagram-Account der jungen tamilischen Designerin umsieht, könnte das Gefühl bekommen, zu viel LSD eingeworfen zu haben. Oder den dringenden Wunsch verspüren, mal wieder ein bisschen LSD zu nehmen.
Neongrüne Plastikmaterialien, die sich zu wulstartigen Taschenmodellen verformen, roséfarbene Satins, zu nassglänzenden Rosetten drapiert; Models in exaltierten Kostümen und übergroßen Hüten, Collagen aus glitzernden Schriftzügen, Blumenbildern und Emojis – ein einziger, endgültiger Rausch aus Form und Farbe.
Abarna Kugathasan hat Mode an der renommierten Designfakultät der Hochschule Pforzheim studiert und im vergangenen Jahr ihre Abschlusskollektion vorgestellt; sie erzählt vom kulturellen Erbe ihrer Eltern, die aus Sri Lanka stammen, von den Sehnsüchten der Diaspora, von transkulturellen Identitäten. Am Dienstag werden Kugathasans Arbeiten im Berliner Salon gezeigt.
Das Gruppenausstellungsformat, das seit seiner ersten Ausgabe im Jahr 2015 zu einer festen Größe der Berliner Modewoche geworden ist, will sich in dieser Saison stärker auf neue, unbekannte Labels fokussieren. Eine gute Entscheidung – das zeigen nicht zuletzt die fantastischen Entwürfe Abarna Kugathasans, die nun ausgestellt werden. Oder die Arbeiten Mario Keines, der seine Marke mit dem programmatischen Namen „Marke“ in Köln führt. Oder Anne Bernecker, deren bestickte Hemden bei Stylistinnen und Modejournalisten überaus beliebt sind.
Aber auch für die etablierteren Labels hat Christiane Arp Platz eingeräumt: Die ehemalige Vogue-Chefin und jetzige Vorstandsvorsitzende des Fashion Council Germany kuratiert die Schau und hat auch bekanntere Labels wie Horror Vacui, PB0110 oder Stiebich & Rieth hinzugebeten.
Im schönen Kronprinzenpalais stehen ausgewählte Outfits der Designerinnen und Designer an Kleiderpuppen, vereinzelt auch Designobjekte in Deutschland ansässiger Studios zu vielseitigen Gruppen beieinander. Ein einziger Rausch aus Form und Farbe. Wer braucht da noch LSD?
Der Berliner Salon im Kronprinzenpalais. Unter den Linden 3, 10625 Berlin. Dienstag, 11. Juli, 11–18 Uhr. instagram.com/derberlinersalon
2. In Bloom bei Christian Wijnants
Apropos LSD: Auch die Arbeiten Misha Todirașcus gleichen einem psychedelischen Trip. Nur bringt sie für ihr Studio Linné nicht Stoffe, sondern Blumen zu farbintensiven, variantenreichen Arrangements zusammen: Todirașcu hat sich einen Namen als Berlins begehrteste Floristin gemacht – wobei der Begriff „Floristin“ hier wohl viel zu kurz gegriffen ist. Eher ist Misha Todirașcu eine Künstlerin, die Lilien und Strelitzien als ihr Medium nutzt.
Von ihrem großem Talent hat man offenbar auch in Belgien gehört. Genauer gesagt in Antwerpen, wo Christian Wijnants sein Atelier führt: Zur Fashion Week macht der bekannte Modedesigner gemeinsame Sache mit der Berliner Blumenkünstlerin und präsentiert in seinem Geschäft auf der Potsdamer Straße eine große florale Installation Todirașcus. „In Bloom“ heißt das zugehörige, öffentliche Event – der Modewochenmontag präsentiert sich also „in voller Blüte“.
Neben der Blumeninstallation gibt es in Wijnants’ Store auch exklusive T-Shirts zu entdecken, die einzig für diesen Tag und an diesem Tag geschaffen werden: Von Hand bemalt die Textilkünstlerin Maëva Elfassi aus Paris, die sonst Stoffe für Marken wie Jacquemus und Lemaire entwirft, die Jerseys live im Laden: Auf der weißen Baumwolle zeichnen sich feingliedrige Blumenformen ab. Zarte blaue Silhouetten, die an Wisterien oder Pusteblumen denken lassen – und aus den handbemalten Shirts zu je 250 Euro echte Sammlerstücke machen.
In Bloom bei Christian Wijnants. Potsdamer Straße 91, 10785 Berlin. Montag 10. Juli, 11–19 Uhr. www.christianwijnants.com
3. Neo Fashion in der Alten Münze
Gesammelt wird auf der Fashion Week ja ohnehin viel. Vor allem wandern jede Menge Eindrücke und Erlebnisse ins mentale Sammelalbum. Leider aber bleiben all die eindrucksvollen Modenschauen einem geladenen Fachpublikum vorbehalten – zumindest fast. Denn es gibt eine ganze Reihe an Laufstegen, die per Ticketverkauf auch von Laiinnen und Laien besucht werden können. Zu sehen gibt es dort: das Beste, was die Modeschulen des Landes aktuell zu bieten haben.
Unter der programmatischen Überschrift „Neo Fashion“ werden am Dienstag und Mittwoch die Arbeiten von Studenten und Absolventinnen mehrerer deutscher Modeschulen gezeigt, darunter die Hochschulen von Pforzheim und Bielefeld, die – das fachfremde Publikum wird’s vielleicht wundern – über exzellente Designfakultäten verfügen. Wer eines der Tickets haben will, sollte aber schnell sein: Einige der Modenschauen sind bereits ausverkauft, für andere gibt’s noch Karten, die zwischen 10 und 20 Euro kosten und online zu bestellen sind.
Es sind aber nicht nur mehr oder weniger klassische Modenschauen, die am Dienstag und Mittwoch in der Alten Münze über die Bühne gehen. Parallel zum Laufsteg-Reigen wird in derselben Location auch ein Showroom ausgerichtet, der Entwürfe und Kollektionen junger Designerinnen und Designer sowie ein großformatiges Kunstobjekt sichtbar macht. Wer also kein Ticket für die Modenschauen mehr bekommen hat, muss sich nicht grämen: Der Showroom ist umsonst und ohne Karte zu besuchen.
Neo Fashion in der Alten Münze. Molkenmarkt 2, 10179 Berlin. Dienstag 11. Juli, 13–22 Uhr, und Mittwoch 12. Juli, 11.30–22 Uhr. Infos über die einzelnen Termine und Tickets gibt es unter www.neofashion.de
4. The Anti-Basic Basic Club auf dem Holzmarkt
Eine interessante Kooperation im Eventkalender der Fashion Week ist jene zwischen #Damur und dem Holzmarkt: Die Berliner High-End-Streetwear-Marke und die beliebte Location am Spreeufer präsentieren ein Anti-Fashion-Modefestival für die Berliner und die internationale Community.
Man kann sich sogar die Hände schmutzig machen beim immersiven Tag- und Nachtevent mit spannenden Upcycling-Workshops, kreativen Sitzungen, Outdoor-Graffiti, Fotoshootings unter freiem Himmel und der Modeperformance des Labels #Damur, das seine Frühjahrs- und Sommerkollektion 2024 präsentiert.
The Anti-Basic Basic Club im Holzmarkt. Holzmarktstraße 25, 10243 Berlin. Donnerstag 13. Juli, 13 Uhr bis Mitternacht. Workshop-Tickets und Registrierung auf www.damur.fashion
5. Shapes of Us bei Dark Matter
Am Freitagabend ist die Fashion Week dann quasi vorbei und man kann sich getrost ins Partyleben stürzen. Also auf zum Event „Shapes of Us“, veranstaltet von der Kreuzberger Boutique The Code, in der Fetisch-, Rave- und Clubmode von Berliner Underground-Designern verkauft wird. Zur Fashion Week hat sich The Code mit dem multimedialen Lichtprojekt Dark Matter zusammengetan, das raumgreifende Lichtinstallationen in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Fabrikgeländes in Lichtenberg präsentiert.
Gemeinsam wird nun eine Party veranstaltet, die es in sich hat: Neben einem Line-up aus drei großartigen DJs wird es eine The-Code-Modenschau mit Stücken von 20 Designern, zehn Models und vier Künstlern aus den vielen Subkulturen der Stadt geben. Ein bisschen Laufsteg, ein bisschen Clubnacht, ein bisschen Lichtkunst – da ist alles dabei!


