Mode

Aldi-Markt bis Zeiss-Planetarium: Die coolsten Locations der Berlin Fashion Week

Auf der Fashion Week präsentiert sich Berlin von seiner besten Seite. Nicht nur modisch: Wir zeigen Ihnen die ungewöhnlichsten Austragungsorte der Modewoche.

Mit Fernsehturm und Prachtbauten: Kristina Bobkova lud am Montag in den Garten des Kronprinzenpalais.
Mit Fernsehturm und Prachtbauten: Kristina Bobkova lud am Montag in den Garten des Kronprinzenpalais.Benjamin Pritzkuleit

Am Montag auf der Fashion Week brauchten die Besucherinnen und Besucher starke Nerven. Bei der Präsentation des Designers Lucas Meyer-Leclère nämlich, der seine Modenschau im Kühlhaus auf dem alten Bahnhofsgelände am Gleisdreieck ausrichtete: ein düsterer, niedriger Raum; tiefe Dunkelheit, immer wieder durchbrochen von gleißend hellen Stroboskoplichtern in Blau, Pink und Rot.

Meyer-Leclère, der zumeist mit Vintage-Teilen und historischen Stoffen arbeitet, die er umschneidert und von Hand bemalt, nun aber erstmals auch von Grund auf neu genähte Kleidungsstücke präsentierte, hat ein gutes Händchen bewiesen. Nicht nur mit seiner Kollektion, sondern gerade auch bei der Wahl seiner Show-Location: Das Berliner Disco-Lichtgewitter bildete einen wunderbaren Kontrast zu seinen Entwürfen, die der Anmut Pariser Couture entlehnt sind.

Ohnehin: Die Austragungsorte der Berlin Fashion Week, die seit Montag und bis Freitag läuft, zeigen sich in dieser Saison besonders vielfältig – mal wieder. Schon im vergangenen Jahr hatten die Designerinnen und Designer mit spannenden, auch absurden Locations wie einem ehemaligen DDR-Archiv in Marzahn oder einem türkischen Hochzeitssaal in Kreuzberg überzeugt; selbst eine Modenschau im Roten Rathaus gab es.

Nun, in dieser Saison, legen viele der jungen Marken nach: Am Dienstag ließ das Label Richert Beil seine Models durch eine leer geräumte Aldi-Filiale in der Leibnizstraße wandeln, die als ehemaliger Lebensmittel-Discounter kaum noch zu erkennen war; das aktuell überaus gehypte Label Milk of Lime aus Rheinland-Pfalz wiederum kaperte für seine Show das Zeiss-Großplanetarium in Prenzlauer Berg.

Selbst im Roten Rathaus gab es schon Modenschauen

Hervorragend passte auch die James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel zur dort gezeigten Kollektion des renommierten Labels Odeeh, die sich in ihrer vielschichtigen Kombination zahlreicher Texturen und Drucke, Muster und Farben selbst als eine Art eklektische Kunstsammlung präsentierte, in der die unterschiedlichsten Stimmungen und Sujets griffbereit nebeneinanderliegen.

Im Laufe der Woche gibt es unter anderem noch Inszenierungen von Rianna+Nina in der Alten Nationalgalerie, William Fan im Gropiusbau oder des Berliner Labels SF1OG, das seine neue Kollektion im futuristisch anmutenden Ludwig-Erhard-Haus in Charlottenburg präsentieren wird – klassischere Modewochen-Locations wie Kraftwerk oder Kronprinzenpalais werden ohnehin wieder bespielt.

Fast wie eine eigene Kunstsammlung: Odeeh zeigte am Montag vielseitige Drucke in der James-Simon-Galerie.
Fast wie eine eigene Kunstsammlung: Odeeh zeigte am Montag vielseitige Drucke in der James-Simon-Galerie.Finnegan Koichi Godenschweger

Es ist einer der – tendenziell eher wenigen – Vorteile, die Berlin gegenüber gesetzteren, auch teureren Modestädten wie Mailand und Paris, New York oder London zu bieten hat: Während die wirklich spannenden Locations eher nur von großen Marken mit großen Budgets gebucht werden können, kommen hier auch die kleinen Labels zum Zuge.

Nichts für schwache Nerven: Lucas Meyer-Leclère präsentierte am Montag Mode in der Düsternis des Kühlhauses.
Nichts für schwache Nerven: Lucas Meyer-Leclère präsentierte am Montag Mode in der Düsternis des Kühlhauses.Haydon Perrior

Was hatte es in den vergangenen Jahren nicht schon für spannende Modenschau-Locations gegeben: Der Designer William Fan richtete seinen Laufsteg einmal ganz oben auf dem Fernsehturm ein, es gab Präsentationen im Botanischen Garten, in Gotteshäusern wie der Marienkirche, St. Agnes und St. Elisabeth, in einem Baumarkt während des regulären Kundenbetriebs. Und in der Neuen Nationalgalerie, 2013 vom Berliner Label Perret Schaad – satte zehn Jahre bevor das große französische Label Saint Laurent vor wenigen Wochen dort gastierte.

Auf der Fashion Week zeigt Berlin nicht nur modisch, sondern auch was die Locations angeht seine schönsten Seiten. Und seine Größe: Die Berliner Newcomerin Sia Arnika, die auch von internationalen Superstars wie Kylie Jenner getragen wird und in der vergangenen Saison in besagtes DDR-Archiv nach Marzahn entführte, lud in dieser Woche noch ein Stückchen weiter raus aus der Stadt.

Ihre Modenschau veranstaltete Sia Arnika am Dienstagabend in den Havelstudios am Rande des Grunewalds. Man würde sich kaum wundern, würde die Designerin nächstes Mal gleich nach Potsdam bitten.